Am Anfang denkt Umayma Abdulahi noch, dass sich das Problem bestimmt leicht beheben lässt. Sie hat ein Konto bei der Postbank. Darauf kann sie online aber plötzlich nicht mehr zugreifen. Tagelang versucht sie es vergeblich.
Vor ein paar Jahren wäre Abdulahi, die nach ihrer Flucht aus Somalia in Twistringen im Landkreis Diepholz lebt, mit ihrem Problem noch zur Post gegangen, die in der örtlichen Einkaufsstraße in einem repräsentativen Gebäude residierte. Aber dann ist der Standort geschlossen worden.
Jetzt muss Abdulahi zu einem kleinen Shop an der Hauptstraße. Twistringer können hier zwischen Schreibwaren und Grußkarten Pakete und Briefe aufgeben und kleine Transaktionen wie Aus- und Einzahlungen auf ihrem Postbank-Konto vornehmen. Dort allerdings kann man Abdulahi bei ihrem Problem nicht weiterhelfen. „Und jetzt?“, fragt sich die junge Frau und Mutter, „ich muss doch an mein Konto.“ In ihrer Not wendet sie sich an ihre Flüchtlingshelferin.
Dass Banken Filialen schließen, dass Onlinebuchungen die persönliche Vor-Ort-Betreuung ablösen, hat Folgen. Vor allem Menschen, die nicht so mobil sind, ältere Menschen, denen die digitale Welt fremd ist, oder Menschen wie Abdulahi, die nicht gut Deutsch sprechen, sind klar im Nachteil. Der Niedersächsische Städte- und Gemeindetag fordert seit Jahren, dass die Infrastruktur in der Fläche gestärkt werden müsse.
Kooperationen zwischen Konkurrenten
Tatsächlich gibt es im Bereich der Banken vermehrt Kooperationen zwischen eigentlich konkurrierenden Instituten. In Hessen etwa teilen sich zwei Banken an mehreren Standorten ein Gebäude. An zwei Tagen in der Woche ist die Filiale mit Mitarbeitern der Taunus-Sparkasse besetzt, an zwei Tagen mit Angestellten der Volksbank Frankfurt. Im Norden Niedersachsens kooperieren die Weser-Elbe-Sparkasse und die Volksbank Bremerhaven-Cuxland. An ausgewählten Standorten können Kunden beider Häuser ohne Zusatzkosten Bargeld an den Automaten der jeweils anderen Bank abheben.
Seit inzwischen sechs Jahren schickt die Weser-Elbe-Sparkasse außerdem ihren Sparkassenbus durch kleinere Orte in der Region. Auch hier können Kunden Bargeld abheben und persönliche Service-Leistungen in Anspruch nehmen. „Insgesamt ist die mobile Filiale eine Erfolgsgeschichte, sie kommt bei den Kunden sehr gut an“, sagt Sparkassen-Sprecherin Ninia Siebke, „in vielen Ortschaften ist das Mobil zum beliebten Treffpunkt für einen kurzen Klönschnack geworden.“ Vielleicht, so Siebke, seien auch multifunktionale Räumlichkeiten in Ortschaften, die Kunden und Berater individuell nutzen können, ein Modell für die Zukunft.
Umayma Abdulahi hat am Ende Hilfe im persönlichen Gespräch gefunden. Allerdings nicht in ihrem Wohnort in Twistringen, sondern rund 20 Kilometer entfernt in Syke bei der nächstgelegenen Postbank-Filiale. Dort hingekommen ist sie nur, weil eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Flüchtlingshilfe sie gefahren und beim Führen des Gesprächs unterstützt hat. Allein oder digital, sagt Abdulahi, hätte sie das alles nicht geschafft.