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Gleisbauarbeiten der BSAG Totalsperrungen auf Straßenbahnlinien 10 und 2 sorgen für Ärger

Eine von Bremens Hauptverkehrsadern ist lahmgelegt: Die Straßenbahnlinien 2 und 10 sind ab der Sankt-Jürgen-Straße voll gesperrt – das nervt Anwohner und Geschäftsleute.
10.07.2025, 05:00 Uhr
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Totalsperrungen auf Straßenbahnlinien 10 und 2 sorgen für Ärger
Von Sigrid Schuer

Gefühlt ist Bremen momentan eine einzige Großbaustelle, doch in einigen Straßenzügen wird die Geduld der Passanten besonders auf die Probe gestellt. Das gilt beispielsweise für eine der Verkehrshauptschlagadern, die von der Sankt-Jürgen-Straße bis nach Sebaldsbrück führt. Denn seit Mitte Juni wird auf dem Straßenzug Sankt-Jürgen-Straße/Am Schwarzen Meer/Am Hulsberg/Bei den drei Pfählen gebaut. Vom 16. Juni bis 2. Juli fuhren die Linien 2, 10 und N10 in beide Richtungen zwischen Sankt-Jürgen-Straße und Georg-Bitter-Straße beziehungsweise Bennigsenstraße über die Strecke der Linie 3. Nachdem Wesernetz die Bauarbeiten beendet hatte, folgt nun vom 3. Juli bis 18. August die nächste Großbaustelle. "Bis über die Sommerferien hinaus wird an der Bennigsenstraße ein Gleisviereck errichtet, das ein Abbiegen der Straßenbahnen in alle Richtungen ermöglichen soll", erläutert Andreas Holling, Pressesprecher der BSAG. "Die Kreuzung ist vollgesperrt, also für Pkw, Lkw und auch Busse und Straßenbahnen".

Besonders betroffen: Ältere Menschen

Nicht nur Autofahrer, sondern gerade auch diejenigen, die weder Auto noch Fahrrad besitzen, sondern auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, trifft es besonders hart. So ältere Mitbürger, die bei ihren Besorgungen, beispielsweise Am Schwarzen Meer oder Am Hulsberg, auf einen Rollator angewiesen sind. Die Anwohnerschaft der Stader Straße kommt hingegen in den Genuss von zwei Straßenbahnlinien, der 3 und der 10, die bis zum Weserwehr fahren. Ab da werden Ersatzbusse eingesetzt, auf die man zwischen Sankt-Jürgen-Straße und Bennigsenstraße allerdings vergeblich wartet. Bis Sebaldsbrück fährt auf der dortigen Strecke nämlich gar nichts mehr. Ersatzbusse werden erst ab der Haltestelle Weserwehr eingesetzt.

Eben kommt eine alte Dame aus der Hülsenstraße. Sie schimpft wie ein Rohrspatz angesichts der Situation: "Stellen Sie sich mal vor, ich laufe heute schon zum dritten Mal den langen Weg zur Linie 3", empört sie sich. "Das regt mich so auf, ich bin total genervt!"

Dass die Lage besonders älteren Patienten zu schaffen macht, hat auch Lydia Heinsohn von der Fußpflegepraxis Heinsohn & Kilinc Am Hulsberg beobachtet. "Den älteren Leuten fällt es schon schwer, bei diesem Chaos hierher zu kommen." Da seien Verspätungen keine Seltenheit.

Das sagt die BSAG

"Dass eine Baustelle Einschränkungen im Betrieb und damit in den gewohnten Wegen bedeutet, lässt sich leider nicht vermeiden. Die BSAG versucht, diese so gering wie möglich zu halten und versteht die Herausforderungen, die Baustellen für alle Beteiligten bedeuten. Allerdings lassen sich dabei Fußwege oder zusätzliche Umstiege aufgrund entfallener Direktverbindungen nicht immer vermeiden", gibt BSAG-Pressesprecher Andreas Holling zu Protokoll. Und weiter: "Dass dies für Menschen mit einer eingeschränkten Mobilität besonders belastend ist, wissen wir. Ich kann nur dafür um Verständnis bitten, dass die Arbeiten am Straßenbahnnetz notwendig sind. Wir setzen alles daran, die Bauphasen so kurz wie möglich zu halten". Holling empfiehlt, an der Haltstelle der Linie 25 an der Friedrich-Karl-Straße auszusteigen und in circa einem knappen halben Kilometer zu Fuß zum anderen Ende der Straße Am Schwarzen Meer zu laufen.

Umsatzeinbußen für Geschäftsleute

Auch die Geschäftsleute an der Hauptverkehrsschlagader trifft es. Inhaber Srecko Birac sitzt an diesem Mittag allein vor seinem Eiscafé "Eislabor" und unterhält sich mit einem Kunden. Normalerweise steht die Kundschaft hier Schlange. Ob sich die Totalsperrung vor seiner Haustür negativ auf den Umsatz auswirke? "Es kommen zwar immer noch Kunden per Rad. Aber es fehlt die Kundschaft, die hier normalerweise direkt aus der Bahn steigt und sich bei uns spontan ein Eis holt oder sich bei uns vor das Eiscafé setzt. Und dann kommen die Sommerferien noch dazu", sagt Birac, der in Sachen Eis zu den Branchen-Primussen in Bremen zählt. "Hier wird ja schon seit Mitte Juni gebaut. Wissen Sie, wir haben Corona überstanden, dann werden wir auch die Baustellen überstehen", seufzt er.

Rund eine Viertelstunde zu Fuß läuft man von der Sankt-Jürgen-Straße zum "Eislabor", rund 20 Minuten vom "Eislabor" zu der Patisserie und Boulangerie (Konditorei und Bäckerei) "Maitre Stefan" an der Stader Straße. Auch dort sind sie nicht glücklich mit der Großbaustelle. Vor dem Maitre halten in den nächsten Wochen weder die 2 noch die 10. Wie Birac sagt auch Verkäuferin Jacqueline Morche: "Wir merken die Baustelle schon". Wer in den Genuss feiner, französischer Backkunst kommen möchte, der kann sich bei "Maitre Stefan" direkt an die Sankt-Jürgen-Straße mit Eclairs und Tartes au Citron verproviantieren. Kein wirklicher Trost für die Filiale an der Stader Straße, in der zur Mittagszeit an diesem Tag lediglich zwei Herren kaffeesieren.

An der gegenüberliegenden Haltestelle stehen Menschen dicht gedrängt, die in die Linie 22 steigen wollen, um die Haltestelle der 3 oder der 10 an der Ecke Hamburger Straße/Stader Straße zu erreichen. Auch dort sind sie sich einig, dass ältere Menschen unter der Großbaustelle besonders zu leiden haben. Die Linie 22 fährt, von der Universität kommend, lediglich alle 20 Minuten.

Dauerbaustelle Linie 2

Ein weiteres Kuriosum: Die Linie 2 fährt in beiden Richtungen nur noch zwischen Gröpelingen bis Domsheide und wird dann über den Hauptbahnhof zum Bürgerpark umgeleitet. Somit entfallen schon ab der Haltestelle Theater am Goetheplatz alle Haltestellen bis Sebaldsbrück. Dass dem so ist, lässt sich am Sielwall nicht der Vitrine mit den Fahrplänen entnehmen, sondern lediglich dem eingeblendeten Laufband der Abfahrtsanzeige für die Linie 2. Neues Ungemach droht bereits: Wie die BSAG mitteilt, fährt die Linie 2 vom 14. bis 27. Juli aufgrund von Gleisbauarbeiten an der Domsheide in beiden Richtungen zwischen der Haltestelle Doventor und Hauptbahnhof direkt über die Haltestellen Daniel-von-Büren-Straße und Falkenstraße.

Die BSAG empfiehlt ihren Kunden, die Fahrplaner-APP des VBN zu nutzen, um auf dem Laufenden zu bleiben, online unter www.bsag.de



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