Als älterer weißer Mann – ich kann weder für den einen noch anderen Umstand etwas – möchte ich an diesem Wochenende allen Leserinnen hiermit zum Internationalen Frauentag zu gratulieren. Der ist in Bremen, anders als in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, zwar kein gesetzlicher Feiertag, aber das spielt ja ohnehin keine so entscheidende Rolle, wenn er auf einen Sonnabend fällt.
So bin ich schon gespannt, ob ich beim Wochenendeinkauf im Supermarkt von der Kassiererin zur Feier des Tages abermals eine Rose überreicht bekomme. Im Vorjahr war das so, doch da bügelte sie meinen Hinweis, dass ich – an plumper Statur wie lichter Frisur unschwer zu erkennen – der falsche Adressat dafür sei, kurzerhand ab. Weil ich als älterer weißer Mann doch immerhin für Botengänge tauge, auf dass er die freundliche Gabe jener Filiale der Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler an seine Frau überreiche. Vermutlich ist die Kassiererin in all den Jahren, in denen ich im unermüdlichen Dienste für die Familie bei ihr nun schon Waren des täglichen Bedarfs auf das Kassenband wuchte, zu dem Schluss gekommen, dass ich die Sache mit den Blumen für die Herzensdame sonst sträflich vernachlässige. Und das lässt sich in schuldbewusster Einsicht tatsächlich nicht von der Hand weisen.
Ich schreibe dem Umstand, dass der Chromosomensatz 23 bei mir aus einem X und Y besteht (der einstige Bio-Leistungskurs auf dem Weg zum Bremer Abitur wirkt bis heute nach), daher auch zu, dass ich auf manche Nachrichten anders reagiere als jene Mitglieder meiner Haus- und Lebensgemeinschaft mit dem Chromosomenpaar XX. So war meine enthusiastische Reaktion auf die Schlagzeile „Halber Liter Bier zum halben Preis“, die in unserer geschätzten Qualitätszeitung am Donnerstag anlässlich der Biergarteneröffnung an der Schlachte an diesem Wochenende zu lesen war, zwar typisch männlich, aber natürlich völlig unangemessen. Auch wenn es mir in meiner Begeisterung weniger um das Bier, sondern vielmehr attraktive Preisvorteile ging, hätte die korrekte Bewertung lauten müssen: Mitte dieser Woche haben wir doch den Beginn der Fastenzeit gefeiert!
Obwohl ich es mit der Idee des Fastens noch nie so hatte, war ich dieses Jahr doch von Anfang an dabei, wenn auch eher zufällig. Weil passenderweise eine ärztliche Untersuchung im Kalender stand, die es zwingend erforderte, in den Stunden zuvor auf Nahrung gleich welcher Form zu verzichten. Was erst dadurch zur Herausforderung wurde, weil sich der geplante Behandlungsbeginn dadurch erheblich verzögerte, dass der Arzt bei seinem optimistischen Vorhaben, mal eben über eine der Weserbrücken von einer Seite des Flusses auf die andere zur Praxis zu gelangen, an der Realität 0421-Lands gescheitert war. Bremen mit seinen maroden Brücken, Sperrungen und Staus kriegt uns im März 2025 eben alle. An jedem Tag, Männer wie Frauen.
Tagebucheintrag: Die Rose im Supermarkt zum Frauentag lasse ich mir ja gerne gefallen. Dass mich der Energieversorger, von dem ich korrekten Strom beziehe, in seiner jüngsten Infopost als „Divers“ angeschrieben hat, muss ich dagegen erst mal sacken lassen.