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Kritik am Wohnungsbau Bremen baut weniger als geplant

In Bremen stagniert der Neubau: In der Stadt gibt es zwar immer mehr Baugenehmigungen, aber die Fertigstellungen hängen den Zielen hinterher. Das sorgt für Kritik.
22.05.2018, 22:17 Uhr
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Von Pascal Faltermann und Jürgen Hinrichs

Die Zahl der Baugenehmigungen ist in Bremen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, die Zahl der Fertigstellungen dagegen nicht. Laut aktueller Werte des Statistischen Landesamtes schnellte die Zahl der genehmigten Wohnungen in der Stadt im Vergleich zum Vorjahr um 410 auf 2486 (plus 20 Prozent) in die Höhe. Im gleichen Zeitraum sind allerdings nur etwa genauso viele Wohnungen fertig geworden wie im Vorjahr. Die Bremer Landesregierung verfehlt damit ihre selbst gesteckten Ziele. Bei der Opposition sorgt das für Kritik.

Über Bremen drehen sich die Kräne, immer mehr Bagger und Betonmischer stehen in der der City. Große Projekte wie in der Gartenstadt Werdersee, im Hulsberg-Quartier, auf dem Brinkmann-Gelände in Woltmershausen oder der Galopprennbahn in der Vahr stehen an. Auch die steigenden Zahlen des Statistischen Landesamtes belegen die Bautätigkeiten. Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) hatte Anfang Mai von mehr als 2000 Wohnungen pro Jahr gesprochen, die Handelskammer fordert sogar 2500.

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Diese Zahlen sind zwar bei den Baugenehmigungen in der Stadt Bremen erreicht worden, nicht aber bei den Fertigstellungen, da waren es im vergangenen Jahr 1629 Wohnungen. Ein großer Teil davon bezieht sich auf Neubauten, ein kleiner Teil auf Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden. Im Land Bremen erteilte die zuständige Behörde im Jahr 2017 für 2946 Wohnungen eine Baugenehmigung, wovon 1846 Wohnungen fertiggestellt wurden. Das vom Senat bekundete Ziel ist, jedes Jahr deutlich mehr Wohnungen zu bauen als im Vorjahr.

Bausenator Joachim Lohse (Grüne) nimmt die Meldung des Statistischen Landesamtes als Beleg dafür, dass seine Verwaltung funktioniert: „Die aktuellen Zahlen zu den genehmigten Wohneinheiten freut mich sehr“, erklärt Lohse, „die mehrfach stark angehobenen Zielvorgaben sind von meinen Kollegen im Ressort sämtlich übererfüllt worden.“ Ungetrübt ist diese Freude beim Senator nicht: „Die Stagnation bei den Baufertigstellungen stimmt mich höchst bedenklich.“ Man sehe deutlich, dass sich die Zeit zwischen Genehmigung und Fertigstellung immer weiter verlängere. Das sei jedoch nicht allein ein bremisches Phänomen, sondern ein bundesweiter Trend, weil die Bauindustrie bis zum Anschlag arbeite und die ­Kapazitäten schlicht erschöpft seien. Lohse: „Der gelegentlich noch zu hörende Ruf nach immer höheren Zielzahlen und noch kürzeren Bearbeitungszeiten für Baugenehmigungen geht jedenfalls an den Problemen völlig vorbei und wird nicht von der Realität im Baugewerbe gedeckt.“

„Dem Senat fehlt eine nachhaltige Wohnungsbaustrategie“

Der CDU-Landesvorsitzende Jörg Kastendiek stellt dem Senat angesichts der Diskrepanz zwischen Baugenehmigungen und Fertigstellungen ein schlechtes Zeugnis aus. „Die Verfahren, auch was die Entwicklung von Bauland angeht, dauern viel zu lange“, erklärt Kastendiek. Für Einfamilienhäuser stünden zu wenig Flächen zur Verfügung. Und das Bauen sei zu teuer geworden, verantwortlich dafür seien auch kommunale Kostentreiber wie die Grunderwerbssteuer. „Dem Senat fehlt es insgesamt an einer nachhaltigen Wohnungsbaustrategie“, so Kastendiek. Er macht dies auch daran fest, dass Quartiere wie die Überseestadt schlecht erreichbar sind.

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Kritik kommt von Claudia Bernhard (Die Linke). Sie bemängelt, dass die meisten Haushalte in Bremen und Bremerhaven nicht von den Wohnungen, die gebaut werden, profitieren, da sie viel zu teuer seien. „Nur 146 der im vergangenen Jahr fertiggestellten 1846 Wohnungen waren Sozialwohnungen – das sind etwa acht Prozent.“ Insgesamt habe der Senat im vergangenen Jahr seine eigene Zielzahl von 2100 Baufertigstellungen deutlich verfehlt, so Bernhard.

Am Bedarf vorbei gebaut

„Es sind insgesamt zu wenige Wohnungen, und teilweise wurden sie am Bedarf vorbei gebaut“, sagt der FDP-Abgeordnete Magnus Buhlert. Insbesondere die Zahl der für Bremen so dringend benötigten Einfamilienhäuser sei gegenüber 2015 zurückgegangen. „Bei Wohnungsneubauten darf die klassische Facharbeiterfamilie nicht vergessen werden. Hinzu kommt die Flächenproblematik. Bremen weist zu wenig Wohnbauflächen aus, und die Baulückenbebauung krankt.“

Einigermaßen zufrieden zeigt sich Jürgen Pohlmann (SPD) mit der Zahl der Fertigstellungen. Da sei man etwas vorangekommen, doch es müsse nun weitergehen. Der SPD-Politiker räumt aber auch ein: „Es langt beim Wohnungsbau derzeit vorne und hinten nicht.“ Der Bedarf sei da, und er sei groß.

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