Das Wetter ist wechselhaft an diesem Nachmittag. Es passt zur Stimmung der Menschen, die vor den verschiedenen Bremer Impfstationen warten. Sie reicht von angespannt und trübe bis ausgelassen und heiter. Manchmal muss sogar die Polizei die Situation beruhigen.
Vor dem Impftruck an der Bürgerweide reihen sich Menschen zu einer langen Schlange auf. Einige von ihnen berichten, sie würden bereits stundenlang auf ihre Corona-Schutzimpfung warten. Es herrscht Unmut und Unverständnis. "Ich stehe seit 9 Uhr hier bei Regen und Kälte. Jetzt um 15 Uhr bin ich immer noch nicht geimpft. Einige Leute werden auch schon abgewiesen", sagt Mike Feltner. Der 55-jährige Schlosser sei enttäuscht von dem Prozedere, wenn er Pech habe, könne er "ohne Impfschutz nach Hause gehen".
Auch die Altenpflegerin Diana Seifert wolle sich impfen lassen, es sei ihre erste Injektion. "Ich habe erst mal abgewartet, weil es lange hieß, niemand würde gezwungen. Doch mittlerweile geht es gar nicht mehr ohne Impfung. Schon gar nicht in meinem Job als Nachtschwester in einem Altenheim", schildert die 23-Jährige. Sie und ihre Freundin stünden seit vier Stunden an, seien am Vortag schon weggeschickt worden. Auch jetzt "rührt sich gar nichts. Wir kommen nicht voran und ich brauche die Impfung", betont sie.
Mit Inzidenzen steigt der Ansturm
Laut Betreiber des Impfbusses, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), würden pro Stunde und Impfstraße zehn Impfungen verabreicht. Insgesamt käme der Truck auf rund 350 Impfungen am Tag. "Mehr ist leider nicht zu schaffen. Wir versuchen, immer auf die aktuelle Lage zu reagieren, verteilen Wartenummern. Aber wir haben auch mit Personalmangel zu kämpfen. Das, was wir bewältigen können, machen wir auch", sagt Lübbo Roewer vom DRK Kreisverband Bremen.
Die Entwicklung bei den Inzidenzen mobilisiere laut Roewer auch die Bremer, der Ansturm auf den Impfbus übersteige dabei die möglichen Impfungen. "Unser Personal darf rechtlich nicht länger als neun Stunden am Tag arbeiten. Wenn ab 16 Uhr abzusehen ist, dass bis 18 Uhr nur noch diejenigen geimpft werden können, die bereits eine Wartemarke haben, dann müssen wir Neuankömmlinge leider wieder nach Hause schicken", erklärt Roewer.
Impfen mit Shopping-Flair
Ein anderes Bild zeigt sich zeitgleich an der Impfstelle Bremen-Ost im Weserpark. Zwischen Bekleidungsgeschäften, Food Court und Elektrofachhändlern befindet sich eine kleine Impfstelle, ebenfalls vom DRK betrieben, mit vier Kabinen. Die Schlange vor der Station ist überschaubar. Niemand muss im nass-grauen Novemberwetter ausharren, geschweige denn lange auf seine Spritze warten.
"Wir mussten lediglich zehn Minuten anstehen", sagt Marianne Bartels. Die 89-Jährige ist mit ihrem Ehemann Gerold gekommen, beide haben ihre Auffrischungsimpfung erhalten. "Von allen drei Impfungen war diese hier die schnellste. Ich bin mit dem Ablauf sehr zufrieden", resümiert sie.
Für Jerry Kaulvers ist es die erste Impfung, der 20-Jährige habe seinen Termin vor ein paar Tagen online gemacht und habe "20 Minuten warten müssen. Ich bin überrascht, wie schnell es ging. Ich weiß von einer Freundin, dass sie zuvor zwei bis drei Stunden anstehen musste", so Kaulver.
Weitere Impfstationen geplant
Trotzdem des Andrangs sei für die Impftrucks und die mobilen Impfteams kein Terminsystem vorgesehen, da dieses Angebot "die Alternative für einen Besuch bei den festen Impfstellen darstellen soll", sagt Lübbo Roewer. Zumal in den drei Bremer Impfstellen in Vegesack, im Sander-Center in Oslebshausen und im Weserpark in Osterholz bis zum Jahresende alle Termine ausgebucht seien. "Wir planen allerdings weitere Impfstationen. Mitte der Woche öffnet eine zusätzliche in der Sögestraße. Dafür sind noch kurzfristig Termine buchbar", ergänzt der DRK-Mitarbeiter.
Die Wartenden vor den Impftrucks haben neben ihrer Verärgerung auch Verständnis für die Lage. "Eigentlich ist es ja gut, dass so viele das Impfangebot noch wahrnehmen. Es wurde wohl einfach nicht mit so einem Ansturm gerechnet", sagt Daniel Schnier. Er selbst habe die Vakzine bereits erhalten, nun soll auch seine 12-jährige Tochter immunisiert werden.
Insgesamt sind laut Gesundheitsressort mit Datum vom 24. November bereits 559.920 Bremer mindestens einmal und 542.303 vollständig geimpft. Die sogenannte Booster-Impfung wurde bislang 71.048 Menschen in Bremen verabreicht. Das sind 3.739 mehr als am Vortag.