Gegen Mittag muss die Polizei für Ordnung sorgen. Weil der Ansturm auf das Impfmobil des Deutschen Roten Kreuzes auf der Bürgerweide zu groß geworden war, wollten die Mitarbeiter Nummern ausgeben, um dem Andrang auf diese Weise Herr zu werden. Daraufhin sei es zu einem Gedränge gekommen, heißt es, woraufhin sich die DRK-Mitarbeiter nur noch dadurch zu helfen wussten, die Polizei zu rufen. Die rückte umgehend an und konnte die Lage auch recht schnell beruhigen. Allerdings mussten am Ende des Tages viele der Wartenden ohne Impfung nach Hause gehen.
Die Impfbereitschaft bei den Bremern, ohnehin schon führend deutschlandweit, lässt nicht nach. Allein am Dienstag wurden 5030 Spritzen an den Bremer Impfstellen und in den Arztpraxen gesetzt. Der Großteil davon, 3739, waren Auffrischungsimpfungen. Aber auch 914 bisher ungeimpfte Bremerinnen und Bremer ließen sich ihre erste Spritze geben. Zum Vergleich: Vor zwei Wochen waren es laut Gesundheitsbehörde im Schnitt 150 gewesen, vergangene Woche 250.
Druck auf Ungeimpfte in Bremen zeigt offenbar Wirkung
Der Druck auf Ungeimpfte nimmt seit einigen Tagen deutlich zu. So gilt am Arbeitsplatz sowie in Bus und Bahn ab jetzt die 3G-Regel. Noch strenger sind die Maßnahmen bei Veranstaltungen. Wer ohne Impfung ist, kommt nicht mehr ins Weserstadion oder darf auf dem Weihnachtsmarkt keine Speisen und Getränke mehr kaufen und Karussell fahren. Auch in Restaurants, Kneipen und Kultureinrichtungen gilt die 2G-Regel, also Zutritt nur geimpft oder genesen.
Das zeigt offenbar Wirkung. Am Impfmobil auf der Bürgerweide wollte sich auch die Altenpflegerin Diana Seifert impfen lassen. „Ich habe erst mal abgewartet, weil es lange hieß, niemand würde gezwungen“, sagt die 23-Jährige, „doch mittlerweile geht es gar nicht mehr ohne Impfung. Schon gar nicht in meinem Job als Nachtschwester in einem Altenheim.“
350 Impfdosen verabreichen die Teams am Impfbus an der Bürgerweide täglich zwischen 11 und 18 Uhr, mehr sei innerhalb dieser Zeit und mit dem vorhandenen Personal nicht zu schaffen, sagt Lübbo Roewer vom DRK-Kreisverband Bremen. Auch an diesem Donnerstag wird das Impfmobil wieder auf der Bürgerweide stehen. „Allerdings können wir erneut nicht garantieren, dass auch jeder, der kommt, eine Impfung erhält“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Er bittet um Nachsicht und Verständnis. „Die Mitarbeiter vor Ort tun, was sie können.“
Wer auf Nummer sicher gehen will, der muss einen Termin vorab buchen. Das geht allerdings nicht an den Impftrucks, sondern nur an den Impfstellen in Bremen-Nord, am Weserpark in Osterholz, am Sander-Center in Oslebshausen oder an der neuen Impfstelle am Wall bei der SWB/Ecke Sögestraße, die an diesem Donnerstag öffnet. Allerdings sind die Termine heiß begehrt, am Weserpark und am Sander-Center sind sie bis Jahresende schon ausgebucht.
Neues Impfzentrum am Brill kann 5000 Impfungen täglich durchführen
Druck von der immensen Impfnachfrage soll das neue Impfzentrum am Brill nehmen, das kommende Woche eröffnet wird. Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) geht von einem „großen Impf-Schub“ in der Hansestadt aus. „Mit den anderen Angeboten in den Impfstellen, Impfmobilen und Arztpraxen könnten wir die größte Bugwelle bis Weihnachten abarbeiten", sagte sie am Mittwoch im neuen Impfzentrum in der Innenstadt. In dem ehemaligen Sparkassengebäude sollen ab Mitte nächster Woche bis zu 5000 Impfungen täglich möglich sein. Bernhard kritisierte die Impfpolitik des Bundes scharf: „Meine Erfahrung ist, es ist immer sehr gut, wenn man sich nicht an den Bund hält.“ Bremen ist mit Abstand Spitzenreiter bei der Impfquote.
Nicht nur die Impfstellen versuchen damit, die erhöhte Nachfrage zu bewältigen, auch immer mehr Testzentren, die zwischenzeitlich geschlossen waren, öffnen wieder, vor allem im Bremer Umland, denn auch die Nachfrage nach Schnelltests steigt. „Ich gehe davon aus, dass wir unser Angebot in der nächsten Zeit sukzessive ausbauen werden“, sagt ein Sprecher des DRK-Kreisverbandes Verden, der unter anderem die Teststation am Magic Park betreibt.
Das Angebot auf dem Parkplatz des Vergnügungsparks an der Autobahnabfahrt Verden-Ost richtet sich vor allem an Pendler und Berufstätige. Sie sollen sich hier auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Heimweg nach Feierabend vor- und nachmittags testen lassen können. Das DRK bittet allerdings eindringlich darum, sich nicht erst direkt vor dem Dienstantritt testen zu lassen. Das sei personell nicht zu leisten, heißt es. „Da die Tests aber 24 Stunden lang gültig sind, kann man sie auch schon am Vortag machen“, so der DRK-Sprecher weiter, „das ist für alle Beteiligten deutlich entspannter.“ Szenen wie am Impfmobil auf der Bürgerweide sollen sich nicht wiederholen.