Ob die Lastenradnutzung für die breite Bevölkerung interessant ist, ist eine Frage, die zuletzt die Bremer FDP aufgeworfen hat. Sie hatte das Förderprogramm der Stadt als "grüne Klientelpolitik" kritisiert. Eine halbe Million Euro stellt Bremen für die Förderung von Lastenrädern und Fahrradanhängern bereit. Neben der ökologischen soll dabei auch die soziale Komponente eine Rolle spielen, zum Beispiel, indem Bremen-Pass-Inhaber einen höheren Fördersatz erhalten. Noch seien die insgesamt rund 1500 Anträge in der Bearbeitung, sagt Linda Neddermann, Sprecherin der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Bereits ersichtlich sei in einer ersten groben Auswertung, dass sie "aus fast allen Postleitzahlbereichen" kämen.
In neun von zehn Fällen hätten sich Privathaushalte oder -personen um eine Förderung beworben. Etwa die Hälfte der Anträge beziehe sich auf einen Fahrradanhänger. Diese sind in der Anschaffung günstiger und der Fördersatz liegt mit bis zu 50 Prozent höher als für ein Lastenrad. Etwa 40 Anträge sind laut Neddermann von Menschen mit einem Bremen-Pass eingereicht worden. Noch im Mai sollen die Förderbescheide verschickt werden.
Gratis-Verleih in Stadtteilen
Der Blick auf einige Stadtteilprojekte zeigt, dass das Lastenrad auch abseits von Schwachhausen und Östlicher Vorstadt Fans gefunden hat – zum Beispiel in Hemelingen. Der "Flotte Laster", ein Transportrad mit Elektro-Antrieb, sei 2021 etwa 80-mal gebucht worden, berichtet Stadtteilmanagerin Birgit Benke. Angeschafft hat sie dieses und ein zweites Rad mithilfe einer Projektförderung der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa im Mai 2020. Ursprünglich war die Idee, einen Lieferservice per Lastenrad aufzubauen. Aber bei einer Umfrage im Stadtteil fand Benke heraus, dass die Menschen ihre Sachen lieber selbst transportieren würden. Inzwischen fährt das zweite damals von ihr gekaufte Rad unter der Flagge des ADFC-Projekts Fietje.
Das Gröpelinger Stadtteilmarketing startete mit "Gröpelingen bringt's" zunächst ein Lieferservice-Projekt, finanziert aus Mitteln der Wirtschaftssenatorin, das inzwischen zum Gratis-Verleih für alle geworden ist. "Es brauchte ein bisschen, um bekannt zu werden im Stadtteil", sagt Projektmanagerin Anett Noster. Auch, dass die Ausleihe des E-Lastenrads kostenlos ist, habe sich erst mit der Zeit herumgesprochen. Inzwischen laufe es ziemlich gut, im Schnitt sei das Lastenrad an vier Tagen in der Woche ausgebucht. Gerade an Wochenenden buchten die Leute es gern auch für zwei Tage, um einen Ausflug zu machen oder einzukaufen. Nosters Eindruck: Das Angebot ist in der Gröpelinger Bevölkerung angekommen und wird von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, von Privatpersonen und Kleinhändlern genutzt.