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Bremen weitet 2G-Plus-Regel aus So reagieren Gastronomie und Kultur auf die verschärften Regeln

Das neue Motto in der künftigen Corona-Warnstufe 4 lautet: Geimpft, genesen und getestet oder geboostert. Wie Gastronomie und Kultur reagieren und wer jetzt erneut um seine Umsätze zittern muss.
04.01.2022, 19:38 Uhr
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Von Michael Rabba Simon Wilke Nina Willborn Mathias Sonnenberg

Unter den Gastronomen verbreitete sich die Nachricht rasend schnell – und sorgt für neue Diskussionen. Der Senat hat sich am Dienstag auf die Corona-Warnstufe 4 verständigt, in der das 2G-Plus-Konzept gilt. Grund ist das Überschreiten der Hospitalisierungsinzidenz von 9. Mit den Folgen müssen jetzt die Betreiber von Restaurants, Kneipen, Theatern oder Kinos leben, denn dort greift die neue Regel, die der Senat am Donnerstag mit einer entsprechenden Änderung der Corona-Verordnung beschließen will. Der Einzelhandel ist von der Regelung nicht betroffen. Die Einführung der neuen Warnstufe soll zeitnah in Kraft treten.

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Aber was heißt 2G-Plus jetzt konkret? Das Motto lautet: Geimpft, genesen und getestet oder geboostert. In der neuen Warnstufe 4 werden nur noch Personen mit negativem Testergebnis und einer Impfung oder Genesung die Gastronomie- oder Kultureinrichtungen nutzen können. Ausgenommen vom Testnachweis sind Personen in den drei Monaten nach ihrer zweiten Impfung und alle mit einer Auffrischungsimpfung, der sogenannten Booster-Impfung. Schülerinnen und Schüler bis 16 Jahre müssen keinen Test vorweisen, Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren können alternativ eine Schulbescheinigung vorlegen.

Der Verband der Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG) reagiert mit Sorge auf die neuen Beschlüsse. "Kein Wirt wird sich jetzt noch für die kommende Woche mit einem Großeinkauf eindecken oder neues Personal einstellen", erklärt Oliver Trey, Vorsitzender der BGG, dem WESER-KURIER. Alle eine die Befürchtung, dass es wie in Niedersachsen nach der Einführung der 2G-Plus-Regel zu großen Einbußen kommen werde. "Dort hatten die Kollegen zu Beginn bis zu 90 Prozent Umsatz-Rückgang", berichtet Trey.

Grundsätzlich werde die Verunsicherung bei den Gästen steigen, ob sich ein Besuch in der Kneipe oder dem Restaurant überhaupt noch lohne. "Ein Problem sind auch die Gruppentermine", erklärt Trey. Denn sei in einer größeren Gruppe, die in einem Restaurant einen Tisch reserviert habe, nur einer, der seine Boosterung noch vor sich habe, würde die Reservierung womöglich storniert. "Weil ein Raclette im eigenen Wohnzimmer eben einfacher ist", so Trey.

Die Bremer Politik hat die Entscheidung, eine neue Warnstufe auszuweisen, mit der ansteckenderen Omikron-Variante begründet, die sich auch in Bremen immer schneller ausbreite. Zudem sei die Hospitalisierungsinzidenz gestiegen. "Wir gehen davon aus, dass die Omikron-Variante in Bremen bereits in dieser Woche vorherrschend ist", so Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Mit der Ausweitung des 2G-Plus-Konzepts werde auf die steigenden Inzidenzen reagiert.

Neben dem erhöhten Schutz vor Infektionen für Besucher wie Personal von Kneipen, Theatern oder Kinos soll mit der neuen Warnstufe das Impftempo in Bremen steigen. In den Tagen rund um den Jahreswechsel und auch zu Beginn der Woche sind viele Termine im Impfzentrum am Brill ungenutzt geblieben. Laut Regierungssprecher Christian Dohle ist es derzeit problemlos möglich, beispielsweise bereits für Ende des Monats vereinbarte Booster-Termine vorzuziehen. Bei einer Umbuchung müsse man zunächst den alten Termin stornieren, danach den neuen auswählen. Weitere Aktionen wie beispielsweise freie Impfstunden ohne Termin sollen laut Dohle in den kommenden Tagen folgen.

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Michael Börgerding, Intendant des Theaters, unterstützt die neuen Maßnahmen. Der Theaterbesuch entwickele sich zwar langsam zu einem Hindernislauf, er halte die Einführung grundsätzlich aber für richtig, da ja Ausnahmen für frisch-geimpfte und geboosterte Menschen gelten sollen. "Und es ist auch so: Je sicherer sich die Menschen bei einem Besuch fühlen, desto eher kommen sie", sagte Börgerding auf Anfrage. Für das Theater bedeute das natürlich einen Mehraufwand, insbesondere personell, aber durch die Umstellung auf ein Schachbrettmuster bei der Platzbelegung gebe es im Theater ohnehin nur die halbe Kapazität. "Das können wir also stemmen", erklärte er. "Angesichts der hohen Inzidenzen ist das eine Linie, die wir gerne mittragen."

Die Gastronomie hat ein normales Januar-Geschäft allerdings bereits abgeschrieben. "Wir hatten gehofft, dass der Beschluss womöglich noch etwas geschoben wird", erklärt BGG-Vorsitzender Trey. Jetzt setze man alle Hoffnung in die Bremer und Bremerinnen, sich schnell boostern zu lassen. "Aber wir wissen auch, dass die Kapazitäten begrenzt sind." Offen sei laut Trey noch, ob die neue Verordnung auch Schnelltests in Kneipen und Restaurants unter Aufsicht beinhalte. "Das konnte uns noch niemand beantworten", so Trey. Der Aufwand sei für viele Gastronomen zwar groß oder sogar zu groß, weil er wieder Mitarbeiter binde. "Aber es wäre wichtig, wenn es die Möglichkeit geben würde." Die BGG will mit der Politik auch ein 2G-Plus-Bändchen für Besucher diskutieren, um den Zugang zur Gastronomie zu erleichtern. "Wir suchen weiter nach kreativen Lösungen", verspricht Trey. 

Zur Sache

Warnstufe 2 in Bremerhaven

In Bremerhaven gilt ab Donnerstag, 6. Januar, wieder die Warnstufe 2, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Grund der Zurückstufung der Warnstufe: Die Sieben-Tage-Hospitalisierungsinzidenz liege seit 25. Dezember 2021 unter 6. Damit lockern sich die Regeln für den Besuch einer Bar. Hier wird zwar weiterhin nach dem 2G-Modell verfahren, sprich Gäste müssen gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sein, ein zusätzlicher negativer Test ist dann aber nicht mehr notwendig. Clubs, Diskotheken, Festhallen und ähnliche Vergnügungsstätten bleiben laut Mitteilung der Stadt Bremerhaven weiterhin für den Publikumsverkehr geschlossen.

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