Er ist dauergrün, er ist pflegeleicht, er ist blickdicht, er hat wenig Fressfeinde. Das war es dann auch schon fast mit den Vorteilen des Kirschlorbeers. Einen Nutzen für die hiesige Fauna und Flora hat der hierzulande weit verbreitete Zierstrauch nicht. Er ist eine invasive Pflanzenart und kommt ursprünglich aus dem türkischen Raum. Weil er in Mitteleuropa die heimischen Ökosysteme durcheinanderbringt, geht die Schweiz als erstes Land nun einen drastischen Schritt und will ab dem 1. September den Verkauf und Import des Rosengewächses sowie einiger anderer gebietsfremder Pflanzen wie Schmetterlingsstrauch und Blauglockenbaum verbieten. Könnte Bremen diesem Beispiel bald folgen?
Eine Nachfrage beim Bremer Umweltressort ergibt, dass ein Verkaufsverbot von Kirschlorbeer und Co. bislang nicht geplant ist. Das Land Bremen orientiere sich an einer EU-einheitlichen Liste invasiver Arten, auf der der Kirschlorbeer bislang nicht aufgeführt sei. Zudem heißt es vom Umweltressort, dass nicht jede gebietsfremde Pflanze "per se schlecht" ist. Als Beispiel diene der Krokus. "Der stört keine anderen Pflanzen, verdrängt keine heimischen, ist also nicht invasiv", so eine Sprecherin.
Vier invasive Arten im Bremer Stadtgebiet bekannt
Diese Unterscheidung spiegelt sich auch in einer stichprobenartigen Kartierung öffentlicher Flächen in Bremen wider, auf die die Behörde verweist. Bei dieser wurden "in Schutzgebieten und anderen ausgewählten Flächen" neben 40 gebietsfremden Pflanzen auch vier EU-gelistete invasive Arten entdeckt: der Götterbaum, das drüsige Springkraut, der Riesen-Bärenklau und die schmalblättrige Wasserpest.
Welche Pflanzen abseits davon im Bremer Stadtgebiet wachsen, kann die Behörde nicht sagen. Nur so viel: "Der Umweltbetrieb Bremen pflanzt in der Regel einheimische Arten." Wobei jedoch "insbesondere im Straßenraumbereich die Standorte oft sehr schwierig sind und deshalb auf geeignete Pflanzen, die diesen extremen Standorten gewachsen sind, zurückgegriffen wird". Empfehlungen für den eigenen Garten gibt das Umweltressort auf seiner Website mit der "Pflanzenliste für Bäume und Sträucher". Wichtig bei privaten Pflanzaktionen sei dabei vor allem, dass diese sich standortgerecht entwickeln können: "Bei der Pflanzenauswahl sind Boden- und Lichtverhältnisse ein wichtiges Entscheidungskriterium."
Pflanzen-Tipps von Nabu und Umweltressort
Ein Punkt, den auch der Nabu-Landesverband Bremen unterstreicht. Dorothee Meier, Pressereferentin des Vereins und von Haus aus Biologin, gibt ungerne allgemeine Empfehlungen für den privaten Garten und verweist stattdessen auf die Internetseiten des Nabu für Tipps. Nur so viel lasse sich pauschal sagen: je sortenreicher, desto besser. Eine Pflanze, die aufgrund ihrer Unbekanntheit kein Nahrungsangebot für heimische Tiere und Insekten bereitstelle, sei in der Regel wenig förderlich für das Ökosystem. Und: Bienenfreundliche Pflanzen im Gartencenter sind oft nur für Honigbienen interessant, nicht aber für die deutlich bedrohteren Wildbienen.
Ein Verkaufsverbot von gebietsfremden Pflanzen sieht die Nabu-Biologin am Ende skeptisch. Sie wünscht sich stattdessen, dass die Menschen sich mehr mit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt beschäftigen. Dann sei ein Verbot auch gar nicht erforderlich, so Meier.