Aufgrund der steigenden Benzin- und Dieselkosten setze sie "ab sofort auf altbewährte Mittel", teilte die Freiwillige Feuerwehr Calau aus Brandenburg vor Kurzem mit: "Mittels Seil und Karabiner werden unsere Feuerwehrfahrzeuge nun wieder per Menschenkraft gezogen." So werde viel Geld gespart, und die Ergebnisse ließen sich sehen. "Durch wochenlanges Üben haben wir inzwischen sehr gut verträgliche Fahrzeiten ins Zentrum." Zugegeben, die Mitteilung war ein echter Kalauer, ein Aprilscherz also. Die Situation jedoch ist ernst: Wie beeinflussen die Preissteigerungen bei Kraftstoffen und Lebensmitteln die Arbeit von Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen in Bremen?
"Die hohen Dieselpreise der vergangenen Wochen sind vor allem für unseren Fahrdienst für Menschen mit Beeinträchtigungen eine finanzielle Belastung", sagt Hagen Schöne, Geschäftsführer der Malteser in Bremen. Was Services wie zum Beispiel Fahrten zum Arzt oder zur Schule angeht, sind Hilfsorganisationen durch Verträge gebunden. Schöne erläutert: "Die erhöhten Preise können wir wegen der meist langfristigen Verträge nicht immer an unsere Auftraggeber weitergeben." Derzeit müssten die Malteser also auf finanzielle Rücklagen zurückgreifen, was auf Dauer keine Lösung sei. "Wir beobachten deshalb den Markt sehr genau und kalkulieren bei neuen Auftragsvergaben mit entsprechend erhöhten Kraftstoffpreisen."
Sprecherin Nicole Baumann berichtet, dass bei den Johannitern Bremen neben den Fahrdiensten auch die ambulanten Pflegedienste von den Preissteigerungen stark betroffen seien. Gleiches gelte für die Fahrzeuge für den Katastrophenschutz, die für die Notunterkünfte der Organisation eingesetzt werden. Im März verlangten die Tankstellenbetreiber deutlich mehr als zwei Euro für den Liter Kraftstoff, Diesel verteuerte sich binnen zwei Wochen im Schnitt um 39,5 Cent. Damit war das Tanken im Vergleich zum Vorjahr nahezu doppelt so kostspielig.
"Streifenfahrten werden wie gewohnt fortgeführt"
In den Bilanzen der vergangenen beiden Monate hätten sich die gestiegenen Preise für Sprit bereits bemerkbar gemacht, sagt Feuerwehrsprecher Christian Patzelt. "Wir müssen das im Auge behalten und kalkulieren." Aufgrund der Einsatzfahrten seien diese Haushaltsposten aber grundsätzlich "sehr dynamisch gehalten". Ähnliches gelte für Fahrten des Rettungsdienstes der Hilfsorganisationen, erklärt Malteser-Geschäftsführer Schöne: "Die Kosten sind aufgrund der Beauftragung im Land Bremen und des bremischen Hilfeleistungsgesetzes voll refinanziert."
Die Arbeit der Polizei beeinflussten die gestiegenen Spritkosten bisher nicht, teilt Sprecher Nils Matthiesen mit. "Streifenfahrten und sonstige polizeiliche Maßnahmen, die mittels Kraftfahrzeug erfolgen, werden wie gewohnt fortgeführt." Weitere Auswirkungen seien derzeit noch nicht absehbar. Alternativ stünden den Bremer Einsatzkräften Fahrräder und S-Pedelecs zur Verfügung, die bereits vor der Steigerung der Spritkosten häufig genutzt worden seien. Die Beamten seien teilweise auch zu Fuß oder mit dem Nahverkehr unterwegs.
Einen Einfluss auf die Arbeit der Hilfsdienste haben auch die Lebensmittelpreise, die im März im Vergleich zu 2021 durchschnittlich um 6,2 Prozent zulegten. Besonders betroffen sind Produkte wie Speiseöle und -fette, Milchprodukte, Mehl, aber auch frisches Gemüse. Das sei bereits im Alltag der Betreuungseinrichtungen zu spüren, sagt Lübbo Roewer, Sprecher des DRK-Kreisverbands Bremen. So seien die Preise der Lieferanten für das Essen in den Kitas im Schnitt um 15 Prozent gestiegen, das habe Konsequenzen: "Wir müssen jetzt sehr genau gucken, ob es als Nachtisch etwas gibt, das komplizierter herzustellen ist – oder nur einen Apfel." Für die Verpflegungskosten zahle die Bildungsbehörde eine Pauschale, die nun möglicherweise erhöht werden müsse.
In manchen Bereichen mangele es an notwendigen Gütern für die Arbeit des Hilfsdienstes, beobachtet Johanniter-Sprecherin Baumann. Das betreffe einerseits die IT, andererseits Alltagsgegenstände: "Hinsichtlich unserer Notunterkünfte für Geflüchtete mussten wir feststellen, dass tatsächlich Tee, Handtücher, Kaffeemaschinen und Pumpkannen im Großhandel knapp werden." Die kriegsbedingten Preissteigerungen machten zudem eine Anpassung der Wirtschaftsplanung nötig.