
Der Traum vom Einfamilienhaus soll in Bremen weiter in Erfüllung gehen. Die rot-grün-rote Regierungskoalition hält nichts von einem Verbot dieses Bautyps. Weil Wohnraum knapp ist, freie Flächen weniger und Umweltauflagen höher werden, sind in Hamburgs Norden vorerst keine neuen Einfamilienhäuser mehr gestattet. Das sorgte bundesweit für Aufsehen und wird auch in Bremen diskutiert.
„Ich teile diese Haltung nicht. Es ist wichtig, dass in einer Großstadt – trotz aller Probleme, geeignete Flächen zu finden – dennoch unterschiedliche Wohnformen angeboten werden können“, sagt Bremens Senatorin für Wohnungsbau, Maike Schaefer (Grüne). Mit dem Senatsbeschluss zu Wohnungsbauperspektiven habe das Ressort gerade gezeigt, dass es die Grundlagen für 10.000 Wohneinheiten bis 2023 schaffe. Darunter befinde sich viel Geschossflächenbau, aber auch Reihenhäuser.
„Das ist wichtig, um Menschen eine Perspektive in Bremen zu schaffen, die sonst ins niedersächsische Umland abwandern würden und dann vielfach mit dem Auto nach Bremen zum Arbeiten pendeln“, so Schaefer. Grünen-Politiker Michael Werner-Boelz, Leiter des Bezirks Hamburg-Nord, stellt sich gegen den Eigenheimbau, weil der Gebäudetyp zu viel Flächen und Baumaterial benötige und die Energiebilanz vergleichsweise schlecht ausfalle. Er setzt um, was 2019 gemeinsam mit der SPD im Koalitionsvertrag beschlossen wurde: In neuen Bebauungsplänen sind in dicht besiedelten Bezirken keine Flächen für Einfamilienhäuser mehr auszuweisen.
Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ verteidigt Anton Hofreiter, Chef der Grünen-Bundestagsfraktion, diese Pläne: „Einparteienhäuser verbrauchen viel Fläche, viele Baustoffe, viel Energie, sie sorgen für Zersiedelung und damit auch für noch mehr Verkehr.“ Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen äußert sich positiv zum Hamburger Vorstoß. In verdichteten Räumen mit hoher Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum seien neue Einfamilienhäuser kein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems, sagt Verbandsdirektor Andreas Breitner.
„In der Pauschalität funktioniert ein Verbot in Bremen nicht“, sagt Falk Wagner (SPD). Man müsse sich jedes Areal genau anschauen, um zu entscheiden, was dorthin passe und was nicht. „Insgesamt wollen wir möglichst viele Wohnungen anbieten, mit gemischten Bautypologien“, so Wagner. Ein größerer ökologischer Schaden würde entstehen, wenn viele Menschen ins Umland ziehen, auf großer Fläche bauen und in die Stadt pendeln. Klar sei aber auch, dass in einer Stadt von der Größe Bremens einen Kampf um Flächen gebe.
Fast 40 Prozent aller Bremer Haushalte werden laut Robert Bücking (Grüne) in den eigenen vier Wänden geführt. „Reihenhäuser wird es weiterhin geben. Das ist absolut prägend für Bremen“, sagt Bücking. Der Typus des Bremer Hauses müsse aber in eine moderne Form übersetzt werden. Ein frei stehendes Einfamilienhaus sei in einer Großstadt wie Bremen ein absolutes Privileg. „Wir wollen in Bremen flächensparend bauen und möglichst viele attraktive Wohnungen schaffen.“ Das Einfamilienhaus habe keine Priorität. In dicht bebauten Vierteln seien oftmals Geschosswohnungen das Mittel der Wahl. Bei der Entwicklung von Industrieflächen wie beim Tabakquartier, dem Hachez-Gelände oder der Überseeinsel werde an der Verdichtung gearbeitet mit gestapeltem Wohnen und mit Grünflächen, die gemeinschaftlich genutzt werden können.
Auch Ingo Tebje (Linke) will den Bau von Einfamilienhäusern nicht verbieten, aber unterschieden wissen: „Freistehende Einfamilienhäuser sollten bestenfalls nicht mehr gebaut werden, Bremer Häuser dagegen schon.“ Die Mitglieder der Klima-Enquete würden derzeit diskutieren, wie man den Flächenverbrauch pro Einwohner reduzieren könne. „Ein guter Ansatz ist aus meiner Sicht, genossenschaftliches Wohnen und Mehrgenerationenhäuser zu fördern,
die mehrere Parteien nutzen können“, so Tebje.
„Das Einfamilienhausverbot geht an Wohnwünschen der Bevölkerung vorbei – mit negativen sozialen und ökologischen Folgen“, sagt Ingmar Vergau, Geschäftsführer von Haus und Grund Bremen. Der Wunsch nach Wohneigentum, möglichst im Grünen, sei ungebrochen – vor allem bei Menschen zwischen 18 und 39 Jahren. Diverse Studien und Umfragen weisen diese Wünsche Jahr für Jahr nach. Es sei dahingestellt, ob die Verhinderung von Ein- und Zweifamilienhäusern ein politischer Erfolg für die Hamburger Grünen werde.
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