
Die gut 27 Millionen Euro an Verlusten aus dem laufenden Geschäft sind für den städtischen Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) möglicherweise noch nicht das Ende der Fahnenstange. Wenn es schlecht läuft, könnten es Ende Dezember bis zu 32 Millionen Euro sein. Das hat Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) am Dienstag in der zuständigen Deputation mitgeteilt. Nach Darstellung der Ressortchefin stellt dieser Betrag die Summe aller Risiken dar, die bis zum Ende des Geschäftsjahres noch Realität werden könnten.
Dass es ernst um die Geno steht, war den Gesundheitsdeputierten auch ohne diese neuerliche Horrormeldung bewusst. Zuletzt hatte sich unter den Fachpolitikern der Eindruck verfestigt, dass die Geno ein Fass ohne Boden ist. Denn nach ursprünglich prognostizierten 5,5 Millionen Euro Miesen für 2019 war der geschätzte Verlust im September bereits auf 17,7 Millionen hochgeschnellt. In der vergangenen Woche korrigierte die Geno-Geschäftsleitung das voraussichtliche Defizit dann auf 27,8 Millionen Euro nach oben.
Gemessen an der Geschwindigkeit, mit der die vier Krankenhäuser in Mitte, Nord, Ost und Links der Weser in den roten Zahlen versinken, fiel die Kritik an der Unternehmensspitze in der Deputation sehr maßvoll aus. Weder gab es Rücktrittsforderungen an die Geschäftsführung, noch parteipolitisch motivierte Schuldzuweisungen, noch polemische Untertöne. Der Ernst der Lage sorgte für eine ernste Debatte.
"Ich hätte diese Entwicklung nicht so erwartet", sagte Senatorin Bernhard. Sie ließ durchblicken, dass sie sich durch die Geno-Führung derzeit nicht sonderlich gut informiert fühlt. Nach intensivem Studium der letzten Quartalsberichte habe sie den Eindruck gewonnen, "dass es die Möglichkeit gegeben hätte, die Prognosen auf andere Füße zu stellen". Was jetzt gebraucht werde, sei schonungslose Offenheit und völlige Transparenz bei der Darstellung der weiteren geschäftlichen Entwicklung. Wie sehr Bernhard über die mehrfachen, ruckartigen Veränderungen bei den Defizitprognosen verärgert ist, merkte man an ihrer Reaktion auf einen Wortbeitrag von Geno-Finanzchefin Heike Penon. Deren Darstellung, sie habe bis weit ins dritte Quartal gehofft, das Defizit des Verbundes innerhalb des prognostizierten Rahmens halten zu können, quittierte Bernhard mit dem Satz: "Ich halte nichts vom Prinzip Hoffnung."
Die Senatorin bekannte sich zu dem politischen Ziel, alle vier Standorte des Klinikverbundes zu erhalten. Ähnlich wie die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK), die zu Wochenbeginn ein entsprechendes Positionspapier vorgelegt hatte, sehe sie jedoch das Erfordernis struktureller Veränderungen. Gemeint ist damit vor allem die Konzentration bestimmter diagnostischer und therapeutischer Angebote an einzelnen Standorten. Nicht jede Klinik soll in Zukunft noch alles im Angebot haben. Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende der Geno-Geschäftsleitung Jutta Dernedde. "Es wird strukturelle Einschnitte geben müssen", sagte sie. Andernfalls sei ein Defizit in der aktuellen Größe "nicht abbaubar". Einstweilen bemühe sich die Spitze des Klinikverbundes, mit einer verbesserten digitalen Überwachung der Betten- und Personalkapazitäten und der Begrenzung von teurer Leiharbeit auf "leistungsentscheidende Bereiche", die Geno wieder zu stabilisieren. Parallel wird laut Dernedde an einem Restrukturierungskonzept für die vier Häuser gearbeitet. Es soll voraussichtlich im Dezember dem Aufsichtsrat der Gesundheit Nord vorgelegt werden.
Unter den Fachpolitikern der Parteien bestand zumindest in einem Punkt Einigkeit: "So weitermachen wie bisher ist nicht möglich", wie Ute Reimers-Bruns (SPD) befand. Für die Christdemokraten kritisierte Rainer Bensch, dass die Geno-Spitze in den zurückliegenden Jahren zwar immer wieder Vorschläge und Ideen für Verbesserungen formuliert, aber keine entsprechenden Ergebnisse erreicht habe. Bensch regte an, dass externe Fachleute die Strukturen der Geno durchleuchten. Das sei zwar sicher nicht billig, aber wahrscheinlich lohnend. Magnus Buhlert (FDP) rückte in seinem Beitrag den Personalmangel im Pflegebereich in den Mittelpunkt. Dieses Problem plage nicht nur die Geno-Häuser, sondern auch die Krankenhäuser der freigemeinnützigen Träger. Vor dem Hintergrund dieses Mangels, der kurzfristig nicht zu beseitigen sei, müssten die Versorgungsaufträge aller Bremer Krankenhäuser besser aufeinander abgestimmt werden.
Für Nelsen Janßen (Linke) muss der Blick nicht nur über die Geno-Kliniken, sondern über die Landesgrenzen hinausreichen. Auch andernorts öffne sich die Schere zwischen Kosten und Erlösen der Krankenhäuser immer weiter. "Wir müssen deshalb abschichten", forderte der Linken-Politiker. "Für uns ist wichtig zu wissen: Was sind bundesweite Herausforderungen, und was sind Bremer Probleme, die wir vor Ort lösen müssen."
+++ Dieser Text wurde um 20.23 Uhr aktualisiert +++
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