- Wie jung ist Bremen?
- Was bedeutet ein hoher Anteil junger Menschen für den Stadtstaat?
- Wo steht Bremen im Vergleich zu Hamburg und Berlin?
- Wie zeigt sich der hohe Anteil an jungen Bremerinnen und Bremern?
- Inwiefern prägt die junge Bevölkerung Bremen?
Im Land Bremen leben besonders viele junge Menschen, und ihr Anteil nimmt weiter zu. Damit verzeichnet Bremen im Vergleich der Bundesländer den größten Anteil junger Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren. Grund für die steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen sind einerseits einige geburtenstarke Jahrgänge bei Einheimischen und andererseits Zuzug aus dem Ausland, vor allem in den Jahren 2015 und 2016 und seit Beginn des Ukrainekriegs. Zuletzt betonte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), dass heute in der Stadt Bremen rund 12.000 Kinder mehr leben als 2015.
Wie jung ist Bremen?
Der Anteil der 14- bis 25-Jährigen lag Ende 2021 im Land Bremen laut Statistischem Bundesamt bei elf Prozent. Die wenigsten jungen Menschen lebten im Bundesvergleich in Brandenburg (acht Prozent). In Bremen stieg zudem der Jugendquotient in den vergangenen Jahren kontinuierlich an: von 28 Prozent in 2012 auf 32 Prozent Ende 2022. Der Jugendquotient benennt die Zahl der unter 20-Jährigen, die auf 100 Personen zwischen 20 und 65 kommen. Der Altenquotient (Anteil der über 65-Jährigen) lag im selben Zeitraum fast konstant bei rund 35 Prozent.
Was bedeutet ein hoher Anteil junger Menschen für den Stadtstaat?
„Viele Kinder sind in Zeiten niedriger Geburtenraten erwünscht“, sagt Frank Swiaczny, Bevölkerungsgeograf am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden. „Aber die Stadt Bremen muss darauf reagieren.“ Die Infrastruktur müsse ausgebaut werden: „Da werden Plätze in Kitas und Schulen benötigt und Universitätsplätze.“ Swiaczny stellt klar: „Erst mal sind Kinder ein Kostenfaktor – für die Familien und den Stadtstaat.“ Man hoffe, dass sich die Investitionen später in einem höheren Anteil von Berufstätigen niederschlügen.
„Es ist toll, dass wir viele junge Menschen haben, weil wir sie brauchen“, sagt die Soziologin Wiebke Schulz von der Uni Bremen. „Schließlich geht die Boomer-Generation jetzt nach und nach in Rente.“ Gerade in Bremen hätten sehr viele Kinder und Jugendliche einen Migrationshintergrund oder kämen aus Familien, die Sozialleistungen beziehen: „Die Herausforderung ist, diese Gruppen fit zu machen für Ausbildung und Erwerbsleben, sodass sie an der Gesellschaft teilhaben und zu ihr beitragen können.“ Doch derzeit fehle es in Kitas und Schulen noch an allen Ecken und Enden an Personal.
Wo steht Bremen im Vergleich zu Hamburg und Berlin?
In Bremen ist die Geburtenrate höher als in den anderen Stadtstaaten, sagt Swiaczny. In Bremen lag die Geburtenzahl pro Frau nach den jüngsten Daten bei 1,6 – in Hamburg bei 1,5 und in Berlin bei 1,4. Allerdings gelinge es Hamburg und Berlin besser als Bremen, junge Menschen nach dem Ende der Ausbildung zu halten. „In Bremen hat man einen hohen Zuzug von jungen Menschen im Ausbildungsalter, aber später einen leicht negativen Saldo im Berufseinstiegsalter.“ Dies deute daraufhin, dass junge Menschen aus Bremen abwanderten.
Wie zeigt sich der hohe Anteil an jungen Bremerinnen und Bremern?
Stark zu spüren ist das beim Ausbau von Kitas und Schulen. In Bremen werden seit einigen Jahren neue Schulen gegründet. Weitere neue Schulen werden dringend gebraucht. Auch die Kitas wurden ausgebaut – und dennoch fehlen mehr als 5000 Plätze.
Größeren Zulauf gebe es auch in den Jugendzentren und bei den Jugendverbänden, sagt Nikolai Goldschmidt, Geschäftsführer des Bremer Jugendrings. Freizeitangebote für Jugendliche seien oft schnell ausgebucht. „Die Jugendarbeit ist noch nicht für die wachsende Zahl ausgelegt“, so Goldschmidt. Gebraucht werde zudem mehr bezahlbarer Wohnraum für junge Menschen, fordert er.
Inwiefern prägt die junge Bevölkerung Bremen?
„Ja, wir haben jetzt mehr Bedarf an Kitas und Schulen, aber letztendlich sind es die jungen Leute von heute, die später etwas voranbringen.“ Das sagt Erik Decker, Sprecher des Jugendbeirats Huchting. Bei Freizeitangeboten in seinem Stadtteil sieht er noch Luft nach oben: „Ich fände es gut, wenn es in Huchting mehr Orte für Jugendliche gäbe, nicht nur im Zentrum.“ Generell wünscht er sich, dass Jugendliche mehr in die Stadtentwicklung einbezogen werden. „Parteien und Beiräte sind oft überdurchschnittlich von Älteren geprägt. Es wäre sinnvoll, wenn gerade die Altersgruppe ab 16 mehr vertreten wäre.“