Nach dem Streit um den Wall und die Martinistraße bahnt sich ein nächster Großkonflikt beim geplanten Rückbau von Straßen in der Innenstadt an. Dieses Mal geht es um die Bürgermeister-Smidt-Straße. Die Handelskammer hat am Donnerstag gefordert, dass vor einer möglichen Streichung von Fahrspuren zunächst ein städtebauliches Konzept vorgelegt werden müsse. Zwingend sei außerdem eine Analyse zur Leistungsfähigkeit des Straßenzuges. Die Kammer stellt sich damit nicht grundsätzlich gegen den Rückbau, will aber keinen Schnellschuss. Für die Grünen als Teil der Regierungskoalition steht dagegen schon jetzt außer frage, dass die Bürgermeister-Smidt-Straße als Verkehrsraum für Autos verkleinert werden muss.
Die Kammer betont in ihrer Mitteilung die Zubringerfunktion der Verkehrsachse zwischen Breitenweg und Bürgermeister-Smidt-Brücke. Vor dem Hintergrund der Pläne, einen Teil der Universität auf dem ehemaligen Sparkassengelände am Brill unterzubringen, sei es notwendig, an der Stelle nicht nur verkehrspolitisch zu agieren. Es müsse ein größerer Rahmen her. Im Detail wird angemerkt, dass die Bürgermeister-Smidt-Straße als Radverbindung eine untergeordnete Rolle spiele. Diese Begründung für einen Rückbau ziehe also nicht. Skeptisch ist die Kammer auch wegen der An- und Abfahrt des Parkhauses am Brill, sie würde sich verkomplizieren. Auf Innenstadtbesucher von weiter außerhalb hätte dieses Szenario eine abschreckende Wirkung.
Mehr Entgegenkommen zeigt die Handelskammer bei der Fortsetzung der Bürgermeister-Smidt-Straße über die Brücke in die Langemarckstraße hinein. Auf dieser Route spreche nichts dagegen, zwei Fahrspuren herauszunehmen, da die Langemarckstraße nach ihrem massiven Umbau vor rund 20 Jahren als Innenstadtzufahrt deutlich an Bedeutung eingebüßt habe.
Die Bürgermeister-Smidt-Straße ist Teil des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) aus dem Jahr 2014, der gerade aktualisiert wird. Nach einer Entscheidung des Senats von November 2019 soll der Plan bis zum Jahr 2030 fortgeschrieben werden. Maßgeblich bei den Beratungen ist der Projektbeirat des VEP, zu dem auch die Handelskammer gehört. Der Beirat hat allerdings seit langer Zeit nicht mehr getagt. Die Kammer befürchtet deshalb, so wörtlich, dass hinter verschlossenen Türen entschieden wird. Zwar sehe der VEP eine Umgestaltung der Bürgermeister-Smidt-Straße, dies müsse aber nicht zwangsläufig den Rückbau bedeuten.
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