Bremen. Nach 21 Jahren ist Wolf Kropp-Büttner am Mittwoch überraschend aus der Geschäftsführung des Bremer Schokoladenherstellers Hachez zurückgetreten. Der Grund: In den vergangenen eineinhalb Jahren sei es nicht gelungen, ausreichendes Vertrauen zwischen dem neuen Eigentümer Toms und dem ehemaligen geschäftsführenden Gesellschafter Kropp-Büttner aufzubauen.
Es war ein Schritt, der die meisten Mitarbeiter des Bremer Chocolatiers Hachez überrascht haben dürfte: In einer Mitarbeiterversammlung gab Geschäftsführer Wolf Kropp-Büttner gestern bekannt, dass er mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurücktritt. Da sein Vertrag jedoch erst Ende 2014 ausläuft, will er dem Unternehmen nach eigenen Angaben weiterhin beratend zur Seite stehen.
Als Grund für sein unerwartetes Ausscheiden nannten der neue Eigentümer des Bremer Chocolatiers, Toms, und Kropp-Büttner, dass es in der gemeinsamen Zeit nicht gelungen sei, so viel Vertrauen aufzubauen, wie es für eine konstruktive Geschäftsführung wünschenswert gewesen wäre. Die Entscheidung sei in beidseitigem Einverständnis bereits im vergangenen Monat gefallen. „Es hört sich dramatischer an, als es ist“, sagte Wolf Kropp-Büttner gestern.
Und doch soll es hinter den Kulissen Unstimmigkeiten gegeben haben: Informierten Kreisen zufolge seien die Umsätze des Schokoladenherstellers nicht so stark gewachsen, wie es sich die Dänen anfangs erhofft hatten. Der 58-jährige Kropp-Büttner – als kaufmännischer Geschäftsführer bisher verantwortlich für die Zahlen – sei daher Überbringer der „schlechten Nachrichten“ gewesen. Auch aus der Belegschaft wurden Vermutungen laut, dass es Differenzen zwischen der neuen und der alten Geschäftsführung gegeben habe. Dem widersprach Toms-Chef Jesper Møller, der eigens aus Dänemark angereist war: „Es gibt keine schlechte Stimmung. Aber natürlich kann man unterschiedliche Sichtweisen auf die Ausrichtung eines Unternehmens haben – und die miteinander diskutieren.“
Vertrag bis Ende 2014
Im April 2012 hatten die beiden damaligen geschäftsführenden Gesellschafter von Hachez, Wolf Kropp-Büttner und Hasso Nauck, ihre Unternehmens-Anteile an den dänischen Premium-Schokoladenhersteller Toms verkauft. Der Kaufvertrag sah vor, dass sowohl Nauck als auch Kropp-Büttner bis mindestens Ende 2014 als angestellte Geschäftsführer im Unternehmen bleiben würden. „Wenn es nicht zusammenpasst, dann ist es besser aufzuhören, als eine Zusammenarbeit zu erhoffen, die nicht entstehen will“, so Kropp Büttner.
Hasso Nauck legte seinen Posten bereits Ende Januar nieder. Er begründete seine Entscheidung damals neben einem persönlichen Antrieb auch mit der Neuausrichtung des Geschäfts, die nun in der Verantwortung des neuen Eigentümers liegen sollte. Als weiteren Geschäftsführer setzte Toms damals den Dänen Martin Haagensen ein. Wolf Kropp-Büttner war weiterhin für die Bereiche Finanzen, Einkauf und Produktion zuständig – bis gestern.
Der gebürtige Bremer begann im November 1992 für Hachez und Feodora zu arbeiten. Acht Jahre später übernahm der Diplom-Kaufmann zusammen mit Hasso Nauck die kompletten Anteile an den beiden Gesellschaften von der heutigen Zertus GmbH.
Mit der gestern verkündeten Personalentscheidung ist die Leitung von Hachez ab sofort komplett in dänischer Hand, Martin Haagensen übernimmt die alleinige Geschäftsführung. „Die neue Ausrichtung liegt nun in den Händen der dänischen Geschäftsführung“, sagte Kropp-Büttner, „und das ist auch okay so.“ Sein Rückzug aus dem operativen Geschäft sei sowieso geplant gewesen, nun aber etwas schneller als erwartet gekommen.
Sein früherer Co-Gesellschafter Hasso Nauck fand klare Worte für den Entschluss von Kropp-Büttner und Toms, in Zukunft getrennte Wege zu gehen: „Der enge Schulterschluss, den wir uns beim Verkauf gewünscht haben, hat nicht stattgefunden“, sagte er. Dennoch sei eine solche personelle Veränderung in anderen Unternehmen und daher auch bei Hachez normal. „Die Dänen sind erwartungsfroh auf den deutschen Markt zugegangen“, so Nauck weiter, „bisher fehlt es dazu aber an den nötigen Investitionen.“ Er habe damit gerechnet, dass schneller Geld in die Hand genommen werde.
„Es hat auch länger gedauert, als wir gedacht haben“, sagte Martin Haagensen. Gemeinsam mit Jesper Møller kündigte er gestern jedoch an, dass es in den vergangenen Monaten eine Kunden-Befragung gegeben habe, aufgrund derer die Marken Hachez und Feodora nun weiterentwickelt würden. „Jetzt fühlen wir uns bereit, Entscheidungen zu treffen“, sagte Jesper Møller. Es bringe doch nichts, viel Geld zu investieren, wenn man den Markt nicht genau kenne.
In einem Punkt sind Wolf Kropp-Büttner und Hasso Nauck sich einig: dass es kein Fehler war, an Toms zu verkaufen. „Fest steht: Hachez und damit auch der Standort Bremen sind gut aufgestellt für die Zukunft“, sagte Kropp-Büttner. Das sieht auch Dieter Nickel, Geschäftsführer bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, so: „Was die Dänen hier bisher gemacht haben, ist gut.“ Er bedauerte das Ausscheiden Kropp-Büttners. „Die Zusammenarbeit mit ihm war immer vorzüglich“, sagte Nickel.
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