Es war nur eine Frage der Zeit. Seit 2012 hat der Deutsche Aktienindex (DAX) den Anlegern bis 2017 Jahr für Jahr Gewinne beschert. In drei von sechs Jahren fielen sie sogar zweistellig aus. 2017 betrug das Plus des wichtigsten deutschen Aktienbarometers 14,2 Prozent. 2018 gab es erstmals wieder einen Verlust. Das Börsenbarometer verlor rund 18 Prozent. Im Jahr 2011 lag der Verlust bei 14,1 Prozent. Wer also zum Jahresbeginn 10 000 Euro in die 30 wichtigsten deutschen Aktien investierte, hat jetzt nur noch 8200 Euro im Depot. Die Banken lagen mit ihren Prognosen für 2018 total daneben. Im Schnitt hatten sie zum Jahresende einen DAX-Stand von 14 000 Punkten erwartet. Das Ziel wurde um etwa ein Viertel verfehlt.
Lange haben die Aktienmärkte schlechte Nachrichten und Krisen ignoriert. Das wichtigste Argument der Aktienbefürworter, es gibt wegen der historisch niedrigen Zinsen keine Anlagealternativen, gilt zwar noch immer. Aber dennoch haben die Marktteilnehmer 2018 die anderen Probleme nicht mehr links liegen gelassen. Langsam zeichnet sich ab, dass die Politik des billigen Geldes der Europäischen Zentralbank zu Ende geht. Sie überdeckt viele Probleme in den Staatshaushalten der Länder der Euro-Zone, die seit Jahren ungelöst sind. Auch die Handelskonflikte zwischen China und den USA beeinträchtigten immer stärker das Börsengeschehen. In den USA folgte bereits Zinserhöhung auf Zinserhöhung durch die Notenbank, und der deutsche Aktienmarkt kann sich nicht vom amerikanischen Aktienmarkt abkoppeln. Steigende Zinsen machen festverzinsliche Wertpapiere gegenüber Aktien wieder attraktiv.
Drei Prozent bei US-Staatsanleihen
In Europa ist das zwar noch nicht wieder Fall, aber in den USA bringt eine zehnjährige Staatsanleihe wieder knapp drei Prozent Zinsen. Die Entwicklung des DAX wird zum großen Teil von ausländischen Aktionären bestimmt, die dann die neuen Anlagealternativen nutzen. Arg gebeutelt wurde der DAX auch durch die Autoaktien. Probleme um den Diesel sorgten bei Daimler auf Jahressicht für ein Minus von 35 Prozent. Die BMW-Aktie verlor 17 Prozent und VW-Titel 15 Prozent. Größter Verlierer im DAX ist die Deutsche Bank mit einem Minus von 58 Prozent. Die beste Kursentwicklung hatte 2018 der DAX-Wert Wirecard. Der Anbieter für elektronische Zahlungen gewann seit Jahresbeginn 37 Prozent.
Auch 2019 wird es mit vielen Unsicherheiten weitergehen. Eine Welt, in der viele der großen Volkswirtschaften den Höhepunkt des Wachstums überschritten haben, sowie eine tendenziell weiter zunehmende Verunsicherung werden das Börsengeschehen 2019 prägen. Während sich die konjunkturelle Dynamik im kommenden Jahr in der Eurozone, aber auch in vielen Schwellenländern abschwächen dürfte, reagieren die Märkte vor allem auf politische Belastungsfaktoren sensibel. „In Europa begleiten uns weiterhin der Haushaltskonflikt mit Italien und die Sorgen vor einem ungeregelten Brexit“, sagt Stefan Schneider, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Bevor das britische Parlament dem Austrittsvertrag zwischen Großbritannien und der Europäischen Union nicht zugestimmt hat, werde es kaum zu einer nachhaltigen Entspannung kommen.
Unsicherheit herrscht auch über die weitere konjunkturelle Entwicklung. „Die Weltwirtschaft wächst zwar auch 2019, aber wir befinden uns in einer späten Zyklusphase. In den USA, der Leitökonomie der Weltwirtschaft, erleben wir den zweitlängsten Aufschwung der letzten 70 Jahre“, sagt Jens Wilhelm von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken. Damit werde eine wirtschaftliche Verlangsamung wahrscheinlicher, was sich auf die Stimmung an den Kapitalmärkten auswirken dürfte. Mit einem Abrutschen der US-Wirtschaft in eine Rezession rechnet Wilhelm jedoch nicht.
Die Prognosen der Banken für den DAX erwarten im nächsten Jahr wieder steigende Kurse. „Wir sehen für das Jahr 2019 trotz Unsicherheiten weiteres Kurspotenzial für Aktien“, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. „Anleger könnten in Erwägung ziehen, die durch die Kursverluste im zweiten Halbjahr 2018 gesunkenen Bewertungen als Einstiegsmöglichkeit zu nutzen“, so der Anlageexperte. Ausschlaggebend dafür seien die robusten Gewinnerwartungen der Unternehmen sowie das interessante Bewertungsniveau. Anleger sollten sich aufgrund der zunehmenden Marktnervosität jedoch auf anhaltende Kursschwankungen einstellen.
So rechnet die Deka-Bank, das Spitzeninstitut der Sparkassen, Ende 2019 mit einem DAX bei 12 000 Punkten. Sehr optimistisch sind Postbank (13 000 Punkte) und die DZ Bank, das Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken, mit 13 300 Punkten beim DAX für Ende 2019. Nur wer sein Geld langfristig anlegen kann, sollte sich jetzt an den Aktienmarkt wagen. Die Basisempfehlung der Stiftung Warentest ist auch in unruhigen Zeiten richtig: Einen börsengehandelten Indexfonds, einen sogenannten ETF (Exchange Traded Funds), regelmäßig ansparen. Am besten eignet sich der Index MSCI World. Bei ihm ist das Aktienrisiko möglichst breit gestreut, während etwa ein ETF auf den DAX viel anfälliger für Kursschwankungen ist.