
Den langjährigen Mitarbeitern von Hachez stehen wichtige Wochen bevor. Denn Geschäftsführung und Betriebsrat verhandeln darüber, wie die Mitarbeiter aus dem Unternehmen ausscheiden sollen, wenn 2020 die Produktion nach Polen verlagert werden soll. Dazu hat Geschäftsführer Christian Strasoldo nun ein Angebot vorgelegt. Das lautet: Die 150 Mitarbeiter aus der Produktion sollen als Abfindung pro Jahr Betriebszugehörigkeit 20 Prozent ihres Gehaltes erhalten.
Wenn sie einer Transfergesellschaft zustimmen, erhalten sie weitere 20 Prozent des Monatsgehalts, und weitere 20 Prozent soll es als eine Art Antrittsprämie geben, damit sie ab Juli an der letzten Weihnachtsproduktion in Bremen mitarbeiten. Bei den Verhandlungen ist die Rede vom dreifachen Faktor 0,2. Christian Strasoldo begründet dies: „Als 2014 und 2016 Mitarbeiter entlassen werden mussten, gab es auch den Faktor 0,6. Wenn das damals als fair angesehen und vom Betriebsrat mitgetragen wurde, warum soll das plötzlich nicht mehr fair sein?“
Die Gewerkschaft NGG sieht das anders. Die zuständige Vertreterin, Iris Münkel, bezeichnete dieses Angebot als „schlecht“, da sei noch viel Luft nach oben: „Am 10. April gibt es den nächsten Verhandlungstermin.“ Auch die Verteilung der Abfindungen auf die drei Bereiche sei alles andere als eine akzeptierbare Lösung. Zur Transfergesellschaft kann Strasoldo auch noch nicht sagen, über welchen Zeitraum die laufen soll. Es könnte eben auch sein, dass die Transfergesellschaft nicht zur gleichen Zeit für alle Mitarbeiter startet.
Sollte es bei dem Termin in einer Woche zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat zu keiner Einigung kommen, dann geht die Verhandlung vor einer Einigungsstelle weiter. Die besteht normalerweise aus einer gleichen Anzahl an Vertretern der Geschäftsführung und des Betriebsrats. Dazu kommt ein unparteiischer Vorsitzender, auf den sich beide Seiten einigen müssen.
Dass es aber in Bremen mit der Produktion so nicht weitergehen könne, liege auf der Hand, wie der Hachez-Geschäftsführer sagte: „Die Infrastruktur der Produktion in Bremen ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Das Werk erstreckt sich über drei Stockwerke, Maschinen und Ausrüstungen entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik.“ Und auch die finanzielle Situation des Unternehmens sehe alles andere als rosig aus, wie Strasoldo ergänzt: „Wir machen hier seit Jahren Verluste, die sich inzwischen zu einem zweistelligen Millionenbereich aufgetürmt haben. Ohne finanzielle Unterstützung des dänischen Mutterkonzerns gäbe es das Unternehmen heute nicht mehr.“
Mit dem Einstieg von Dänemarks größtem Süßwarenhersteller Toms, der Hachez 2012 von den geschäftsführenden Inhabern Hasso Nauck und Wolf Kropp-Büttner übernahm, stiegen auch plötzlich die Verluste. So gab es laut der im Bundesanzeiger veröffentlichen Geschäftszahlen für 2012 noch einen Bilanzgewinn von 1,8 Millionen Euro. 2013, das Jahr in dem sich Nauck und Kropp-Büttner früher als geplant aus der Geschäftsführung zurückzogen, gab es zum Jahresende plötzlich einen Konzernbilanzverlust in Höhe von 4,8 Millionen Euro. Dieser Verlust wurde von Jahr zu Jahr größer. Der Zustand der Maschinen und der Infrastruktur war Toms zum Zeitpunkt des Kaufs bekannt. Da das vor der Zeit von Christian Strasoldo war, der im Dezember 2017 die Geschäftsführung übernommen hatte, kann er sich dazu nicht äußern.
Als Grund für den aufaddierten Verlust im zweistelligen Millionenbereich nennt das Unternehmen die stagnierende Marktentwicklung für Schokoladenprodukte in Deutschland. „Für 2019 und die kommenden Jahre rechnen wir weiterhin mit einem stagnierenden Markt. Da kann Wachstum für einzelne Marken nur über Verdrängung erreicht werden", sagt Geschäftsführer Strasoldo. Der Marktanteil der Premium-Marken Hachez und Feodora liegt bei einem Prozent, während Hachez für das gehobenere Segment ist und Feodora als Marke in den letzten Jahren dazu diente, auch mal den Preiskampf beim Discounter auszutragen.
Für Feodora sei da auch das Problem, im mittelpreisigen Segment angesiedelt zu sein – weder ganz billig, noch im oberen Preissegment. Gleichzeitig sind die Rohstoffpreise gestiegen. "Sie dürfen nicht vergessen, dass wir für die Schokolade beispielsweise Edel-Kakao und echte Bourbon-Vanille verwenden. Schauen Sie, wie sich allein hier die Preise entwickelt haben", fügt der Hachez-Chef an. Die gestiegenen Rohstoffpreise ließen sich sehr schwer in den Preisen für den Endkunden durchsetzen.
Am Bremer Standort will Strasoldo weiterhin festhalten: "Wir werden hier weiterhin mit 80 Mitarbeitern für Vertrieb und Marketing vertreten sein. Ob das weiter am derzeitigen Produktionsstandort sein wird, das ist nicht in Stein gemeißelt.“ Das lässt aufhorchen: Citynahe Büros mit Platz für 80 Mitarbeiter gibt es in Bremen genug. Ein Verkauf des Geländes in der Bremer Neustadt könnte also irgendwann zu einer Option werden.
So hatte bereits in der Bürgerschaftssitzung im Februar Claudia Bernhard von der Linken-Fraktion nach den Möglichkeiten gefragt, wie das Hachez-Gelände an der Westerstraße in Zukunft genutzt werden könnte. Mit der Anfrage stellte die Linke auch in den Raum, dass die Stadt das Grundstück kaufen könne. Laut Bausenator Joachim Lohse (Grüne) sieht der Stadtbild- und Gewerbeplan aus dem Jahr 1954 vor, dass dort Gewerbe ausgeübt werden dürfe, von dem „keine erhebliche Belästigung“ ausgehe.
Doch jetzt muss der Hachez-Mutterkonzern Toms zunächst die neue Produktion in Polen zum Laufen bekommen. Dort sollen nicht nur Hachez und Feodora, sondern auch Süßwaren von Toms hergestellt werden. Dort soll im Verlauf des vierten Quartals die Produktion starten. Der genaue Start ist laut Hachez-Geschäftsführung abhängig von der Inbetriebnahme des Werks. So müssen die installierten Maschinen getestet und für die Serienfertigung vorbereitet werden. Mit dem Werk in Polen solle dann auch das Wachstum ins Auge gefasst werden. Strasoldo sagte: „Hachez und Feodora sind kraftvolle Marken mit Zukunftspotenzial. Unser Eigentümer glaubt an dieses Potenzial, das wir mit den neuen Rahmenbedingungen nutzen werden.“
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