Nach zuletzt rückläufigen Zahlen werden in Bremen wieder mehr Fahrräder gestohlen. Im ersten Halbjahr 2022 gebe es eine "leichte Zunahme" im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilt die Polizei Bremen mit. Genaue Zahlen werden nicht genannt – für das laufende Jahr gebe man nur "Tendenzen" bekannt, sagt Polizeisprecherin Kerstin Fischer. In anderen Regionen Deutschlands nehmen die Fahrraddiebstähle teilweise deutlich zu: Berlin verzeichnet 30 Prozent mehr Fälle als im vergangenen Jahr; in Teilen Oberbayerns fällt der Anstieg noch höher aus. Dort werden die Vor-Corona-Werte fast wieder erreicht – in Bremen ist das offenbar nicht der Fall.
Trotz der jüngsten Zunahme liegen die Fallzahlen laut Polizei im Fünfjahresvergleich auf einem "unterdurchschnittlichen Niveau". Im vergangenen Jahr haben die Bremer und Bremerinnen 4732 Fahrraddiebstähle angezeigt – rund 300 weniger als noch im Jahr 2020. Die Höchstwerte lagen mit jeweils mehr als 6000 angezeigten Fahrraddiebstählen in den Jahren 2011 und 2018.
Wo werden die meisten Fahrräder gestohlen?
Die Polizei hat auf Anfrage des WESER-KURIER aufgeschlüsselt, in welchen Stadtteilen im vergangenen Jahr wie viele Fahrräder gestohlen worden sind. Wie in den Vorjahren ist der Stadtteil Mitte Spitzenreiter in dieser Statistik – mehr als ein Fünftel aller Diebstähle wurde dort begangen. In Schwachhausen, der Neustadt und der Östlichen Vorstadt haben die Bestohlenen jeweils etwas mehr als 500 Fälle angezeigt. Dass die zentrumsnahen Stadtteile stärker betroffen sind, ist kein neues Phänomen. "Generell gilt: Da, wo viele Fahrräder genutzt werden, werden auch vermehrt Räder entwendet", erklärt Fischer.
Ein erhöhtes Risiko bestehe zum Beispiel an Bahnhöfen, Einkaufszentren, Schulen und Sportanlagen. Grundsätzlich sei das Fahrradaufkommen und somit auch das Potenzial für Diebe in Bremen recht hoch – einer Befragung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zufolge war Bremen 2021 die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, sein gestohlenes Rad zurückzubekommen?
Nicht sehr groß. Die Aufklärungsquote habe in den vergangenen fünf Jahren zwischen 3,5 und 4,4 Prozent gelegen, lässt die Polizei wissen. Auf öffentlichem Grund seien die Fahrräder für die Täter leicht zu erreichen. Die eigentliche Tat sei schnell ausgeführt, das Entdeckungsrisiko gerade bei Dunkelheit erheblich minimiert. "Dadurch ist es in diesem Bereich weitaus schwieriger, Täter zu identifizieren", so Fischer.
Was weiß man über die Täter?
Weil die Aufklärungsquote gering ist, lasse sich auch über die Täter wenig sagen, heißt es von der Polizei. Die Tatverdächtigen seien überwiegend junge Männer. In manchen Fällen handele es sich um professionelle Täter und Tätergruppen, die auch in anderen Bereichen kriminell aktiv seien.
Wie können Fahrradfahrer sich schützen?
Die Polizei empfiehlt, das eigene Fahrrad registrieren zu lassen. Außerdem seien Schlösser mit dem VDS-Siegel ("Vertrauen durch Sicherheit") empfehlenswert, die umfangreich getestet würden. Das Verhältnis von Schloss und Rad sollte darüber hinaus stimmig sein. Sprich: Wer ein teures Rad besitzt, sollte nicht an den Sicherheitsmaßnahmen sparen. Gute Bügelschlösser sind dem ADFC zufolge ab etwa 30 Euro zu bekommen. Die Polizei warnt außerdem davor, Fahrräder ausschließlich gegen das Wegfahren zu sichern. Um auch ein Wegtragen zu verhindern, sollte das Rad immer an einen festen Gegenstand angeschlossen werden – idealerweise mit dem Rahmen und einem Rad. "Wer ein Elektrofahrrad nutzt, sollte den Akku mit einem zusätzlichen stabilen Schloss sichern, sofern dies möglich ist", empfiehlt die Polizei weiter. Noch besser sei es, den Akku mitzunehmen.