In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist die zweite der neuen Bremer Straßenbahnen auf dem Betriebshof der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) eingetroffen. Das 37 Meter lange, 2,65 Meter breite und rund 48 Tonnen schwere Fahrzeug, dessen Baureihe von der BSAG „Nordlicht“ getauft wurde, kam um kurz vor 2 Uhr auf einem Tieflader auf dem Betriebsgelände an.
Die neue Bahn mit der Wagennummer 3201 hat als erstes Fahrzeug der neuen Bremer Baureihe das Siemens-Werk in Wien verlassen. Dennoch kam sie erst nach der Straßenbahn mit der Kennung 3202 in Bremen an, die am 31. März angeliefert worden war, weil sie noch umfangreichen Praxistests und Probefahrten in einem Prüfzentrum in Nordrhein-Westfalen unterzogen worden war.
Bereits im Laufe des Donnerstags war der Tieflader mit Straßenbahn auf der Raststätte Langwedel-Goldbach an der A27 gesichtet worden, von wo aus der Schwertransport dann am späten Donnerstagabend weiterging.
Weitere Bahnen kommen hinzu
Nach und nach kommen nun weitere Bahnen der neuen Generation "GT8N-2" hinzu. 77 „Nordlichter“ werden es am Ende sein, die bis 2023 die schmaleren und mittlerweile in die Jahre gekommenen GT8N-Bahnen ersetzen werden, die seit Anfang der 1990er-Jahre in Bremen unterwegs sind. Sie werden nach ihrer Außerdienststellung verschrottet.
Der Hersteller nennt den neuen Fahrzeugtyp „Avenio“. Dieser ist für den Betrieb in Bremen den Bedürfnissen der BSAG angepasst worden. Das betrifft unter anderem die Barrierefreiheit, eine siebte Einstiegstür, damit beide Rollstuhlstellplätze gut erreicht werden können, oder auch die Gestaltung der Sitze für die Fahrgäste. Teilweise wurden in die neuen Straßenbahnen Holzsitze eingebaut, die viele Kunden als hygienischer als Polstersitze empfinden. Und auch die Bezüge auf den restlichen Sitzen sind anders als die in den Vorgänger-Bahnen. Statt mittlerweile gewohnten kleinen Bremen-Motiven auf blauem Stoff setzt die BSAG in den neuen Fahrzeugen auf die Farben rot und anthrazit, in Anlehnung an die äußere Gestaltung der Busse und Bahnen: rot vorn, weiß hinten. Ein weiteres Detail an der neuen Bahn mit der Nummer 3201 ist die Außengestaltung: An den Flanken der Bahn ist eine Bremer Silhouette zu sehen, mit bekannten Motiven wie dem Dom, dem Rathaus, den Stadtmusikanten, dem Weserstadion oder auch der Wallmühle.
Insgesamt bieten die „Nordlichter“ laut BSAG rund 100 Sitzplätze, durch die größere Fahrzeugbreite insgesamt mehr Platz für die Fahrgäste, mehr Komfort durch leiseres Fahrverhalten sowie unter anderem Klimaanlagen. Darüber hinaus werden 35 der 77 neuen Bahnen mit einem sogenannten „automatischen Zugsicherungssystem“ ausgestattet werden. Damit können und dürfen diese Fahrzeuge dann auch auf normalen Eisenbahnschienen fahren. Das ist deshalb wichtig, weil die Linie 8 über das vorhandene Gleis der Bremen-Thedinghauser-Eisenbahn bis nach Weyhe verlängert und dann von den „Nordlichtern“ bedient werden soll.
Bei der Anlieferung der neuen Straßenbahnen hatte es mehrfach Verzögerungen gegeben. Angestellte der BSAG waren regelmäßig im Werk in Wien zu Gast und haben den Produktionsprozess begleitet. Dabei hatten sie festgestellt, dass Nachbesserungen nötig waren.
Bis die neuen Bahnen mit Fahrgästen unterwegs sein werden, wird es noch dauern. Erst stehen noch umfangreiche Tests auf dem Betriebsgelände und später ohne Fahrgäste auf den Strecken im Stadtgebiet an. Zudem müssen noch die Gleise in Gröpelingen für die breiteren Bahnen hergerichtet werden: Die aktuell laufende Baustelle in der Gröpelinger Heerstraße ist das letzte Puzzlestück im Schienennetz der BSAG, das durch eine Erneuerung und leichte Auseinanderlegung der Gleise dafür sorgt, dass die neuen, breiteren Bahnen auf jeder Linie im Stadtgebiet fahren und sich begegnen können. Voraussichtlich ab Sommer 2020 können sich dann die Bremer ihr eigenes Urteil über die „Nordlichter“ bilden.