Dänemark – natürlich, das darf an diesem Wochenende nicht fehlen. Ohne die Erwähnung des deutschen Gegners im EM-Achtelfinale geht es ja nicht, auch nicht in dieser Kolumne – doch kriegen Sie das mal mit dem 0421-Land in Zusammenhang! Bei der Lösung dieses Problems hat mir der Senat geholfen, was auch deshalb lobend werden sollte, weil der sich nach der ganzen Haue für Bremens Sonderweg bei der Bezahlkarte für Flüchtlinge vermutlich nach jedem Zuspruch sehnt. Also: Danke für den Senatsempfang jener 79 Schülerinnen und Schüler, die gerade ihr Abitur und die Fachhochschulreife mit einem Einsnuller-Schnitt gemacht haben.
Mit Anlauf führt das deshalb bis nach Dänemark, weil ich einst selbst zu den Bremer Abiturienten zählte – wenn auch ohne Einladung in die Obere Rathaushalle, weil ich dafür vor vielen Jahren viel zu viele Zehntelnoten von der 1,0 entfernt war. Und doch durfte ich mich der Allerbesten unter den geehrten Besten nun insofern verbunden fühlen, als dass der Schülerin des Alten Gymnasiums am Ende zwei lausige Punkte fehlten. Ihr allerdings – dafür Glückwünsche und ehrfürchtige Anerkennung – an der Höchstzahl von möglichen 900 Punkten, mir dagegen damals zu einer besseren Nachkommastelle im reifegeprüften Mittelmaß.
Die Folge: Der Schulleiter legte mir als Akt der Selbstverbesserung den Weg in eine freiwillige Nachprüfung nahe. Dabei hatte er allerdings meinen Ehrgeiz so gründlich überschätzt wie – da wären wir am Ziel – die Anziehungskraft Dänemarks unterschätzt. Denn dort war rund um den Termin der Nachprüfung längst ein Ferienhaus zur großen Abi-Sause mit Freunden angemietet. Und eine Woche altersgerechten Unsinn bei Dosenbier im Whirlpool lässt doch wohl keiner ernsthaft für ein minimal besseres Abi sausen. Also wirklich.
Zumal absehbar war, dass Dänemark der einsame Höhepunkt am Ende unserer Schullaufbahn werden würde. Denn mit solchen Problemen wie ausufernden Kosten bei der Organisation von Abibällen, von denen gerade in unserer geschätzten Qualitätszeitung zu lesen war, mussten wir uns im Gegensatz zum Abschlussjahrgang 2024 gar nicht erst auseinandersetzen. Weil klar war, dass der Ball kostengünstig in der Schule stattfinden und schon deshalb kein rauschender werden würde. Schließlich fügte sich die zweckmäßige Nüchternheit der Aula stimmig in die Waschbetonplattenoptik eines Gebäudes, dessen Architektur im Bremen der 70er-Jahre als Zeichen ausgeprägter Moderne missverstanden worden war.
Besser machte es auch nicht, dass durch den Abend zwei Abiturienten führten, die sich bei der Moderatorensuche nicht schnell genug weggeduckt hatten und die Anwesenden mit ihrer eigenwilligen Interpretation von Humor alsbald das Veranstaltungsende herbeisehnen ließen. Ich muss dafür heute noch um Verzeihung bitten. Alex und ich haben uns auf der Bühne wirklich bemüht, aber mehr war nicht drin. Vielleicht steckte uns aber auch noch, zurück zum Anfang, Dänemark in den Knochen.
Tagebucheintrag: Was fällt mir zu Einsnull noch ein? Die einen bringt es als Maximalausbeute in die Obere Rathaushalle, die anderen als Minimalergebnis ins Viertelfinale.