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Straßenbäume Wasser an die Wurzeln

Ein Aufzuchtprogramm für Bremer Straßenbäume berücksichtigt auch sommerliche Stressphasen. Fünfjährige Betreuung samt Bewässerung ist festgeschrieben.
23.07.2022, 05:00 Uhr
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Wasser an die Wurzeln
Von Justus Randt

Straßenbäume müssen hart im Nehmen sein. Auch in Bremen. Veränderte Klimaszenarien mit heftigen Stürmen, langen Trocken- und Hitzephasen machen ihnen schaffen. Hinzu kommen die standorttypischen Stressfaktoren wie Streusalzbelastung und von Autofahrern verursachte, sogenannte Anfahrschäden, Bodenverdichtung, bei Bauarbeiten verletzte Wurzeln. Ist ein Baum gepflanzt, ist das Entscheidende erledigt. Bis die junge Pflanze Wurzeln geschlagen hat, die sie fest im Stadtleben verankern, wird sie regelmäßig bewässert. In den vergangenen Wochen haben Leserinnen und Leser des WESER-KURIER die Sorge geäußert, Bremens Bäume litten Durst. Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebes Bremen (UBB), erklärt das „Bewässerungsmanagement“, einen Bestandteil des im Frühjahr verabschiedeten "Handlungskonzepts Stadtbäume“.

Wann welcher Baum gegossen wird

Etwa 14.600 der rund 73.000 Bremer Stadtbäume sind Jungbäume, denen laut Handlungskonzept eine auf fünf Jahre verlängerte „Fertigstellungs- und Entwicklungspflege“ angedeiht. Das heißt, dass sich der Umweltbetrieb und etwa zehn beauftragte Firmen fünf Jahre lang um die von ihnen gepflanzten neuen Bäume kümmern – und sie so lange auch wässern. „Wir haben uns auf die Trockenperioden gut vorbereitet“, sagt Kerstin Doty. Dadurch, dass auch außerhalb der Trockenphasen kontinuierlich gewässert werde, sei der Boden nicht so stark ausgetrocknet. „Für die Bäume ist das noch keine dramatische Situation.“

Was beim Wässern zu bedenken ist

Gewässert wird abhängig von der Witterung und der Bodenbeschaffenheit. Jeder Baum bekommt dann ungefähr 150 Liter. „Zu viel Wasser, zum Beispiel täglich, kann auch kontraproduktiv sein, da dem Baum damit die Fähigkeit genommen wird, sich an den Trockenstress anzupassen“, erläutert Doty. So fehle der Anreiz für die Pflanze, in die Tiefe zu wurzeln, was bei Trockenstress fatal sei: „Die Anpassung ist wichtig für die Zeit nach der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege“ – wenn der dann fünfjährige Baum allein zurechtkommen sollte. Wie berichtet, müssen  immer häufiger auch sieben- oder achtjährige Bäume noch gewässert werden, weil sie zu langsam wachsen. Mit Gießrändern, die aussehen wie kleine Wälle, wird dafür gesorgt, dass das Wasser auf den Baumscheiben junger Pflanzen stehen bleibt, um allmählich zu versickern, statt wegzufließen. „Das Wasser sollte in den ersten Jahren 60 Zentimeter tief ankommen“, sagt die UBB-Sprecherin.

Wie viel ein Straßenbaum kostet

„Die Gesamtkosten für einen konventionell gepflanzten Baum betragen für fünf Jahre, inklusive Entwicklungspflege, 5700 Euro pro Baum“, sagt Kerstin Doty. Darin seien die Bewässerungskosten bereits enthalten. Auf Sportanlagen beispielsweise werde nach Möglichkeit Brunnenwasser genutzt, auf Friedhöfen gegebenenfalls mit Oberflächenwasser gegossen. Bei Straßenbäumen funktioniere das in der Regel nicht, dort werde Trinkwasser verwendet. Umweltbehörde und UBB suchten gemeinsam nach Lösungen für alternative Bewässerungsmethoden, um künftig mehr Trinkwasser zu sparen.

Was sind die Straßenbäume der Zukunft?

„Die Grünordnung, die Naturschutzbehörde/Baumschutz und der Umweltbetrieb Bremen haben 2021 eine Klimabaumliste erstellt, die eine Auswahl an Baumarten für die Pflanzung im Stadtraum beinhaltet“, sagt Kerstin Doty. „Die empfohlenen Baumarten sind klimaresilient und wurden unter Berücksichtigung bundesweiter Klimabaumforschungen, Klimabaumlisten und bremischer Erfahrungen ausgewählt.“ Eine ständige Überprüfung und Anpassung dieser Liste sei vorgesehen. Zu den Klimabäumen, „von denen wir viele schon seit Jahren einsetzen“, zählen beispielsweise Kornelkirsche, Rotahorn, neue Ulmensorten, Gleditsie, Feldahorn, andere  Eichenarten oder Schnurbäume. „Sie alle sind insektenfreundlich, Bienen- und Vogelnährgehölze und außerdem stadt- und klimafest.“ Unterdessen gibt es auch Baumarten, die „an Extremstandorten“ wie versiegelten Straßen oder Flächen nicht mehr gepflanzt werden. Kerstin Doty nennt hier als Beispiele Bergahorn und Schwedische Mehlbeere.

Über das Prinzip Gießkanne

Für das Gedeihen junger Bäume ist es wichtig, dass sie, wie beschrieben, „durch Fachfirmen systematisch und professionell gegossen werden“, sagt Kerstin Doty. „Uns ist sehr daran gelegen, das Wässern konsequent durchzuführen.“ Dies sei eine Aufgabe der Stadt. Anwohnerinnen und Anwohner könnten das angesichts der benötigten Wassermengen kaum leisten. „Dennoch sehen wir die Bereitschaft zur Mithilfe als ein tolles Signal dafür, wie wichtig den Menschen ihre Stadtbäume sind“, unterstreicht die UBB-Sprecherin. „Konkrete Hinweise zu Bäumen, die unter Trockenschäden leiden, nehmen wir sehr ernst.“ Wenn Bäume in Hitzephasen die Blätter hängenließen oder sich ihr Laub verfärbe, sei das noch kein Alarmzeichen. Auch Menschen können am Ende eines anstrengenden heißen Tages ein wenig welk aussehen.

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