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Jubiläumsfeier der Bädergesellschaft "Bremer Bäder sind nicht wirtschaftlich zu betreiben"

Seit 75 Jahren kümmert sich die Bädergesellschaft um den Schwimmbetrieb in Bremen. Beim Festakt im Musicaltheater machten sich die Gäste Gedanken über die Bäderlandschaft in Zeiten knapper Kassen.
19.02.2017, 00:00 Uhr
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Von André Fesser

Seit 75 Jahren kümmert sich die Bädergesellschaft um den Schwimmbetrieb in Bremen. Beim Festakt im Musicaltheater machten sich die Gäste Gedanken über die Bäderlandschaft in Zeiten knapper Kassen.

Abreißen oder nicht? Halb Bremen spricht zurzeit über die Zukunft des Musicaltheaters. Vor einigen Tagen erst ließ der Eigentümer des Gebäudes durchblicken, dass er sich am Richtweg auch etwas anderes vorstellen kann als ein Theater, und seitdem schwelgen vor allem die älteren Menschen der Stadt in Erinnerungen. Diese Ecke zwischen Bahnhof und Wallgraben hat schließlich schon vieles erlebt: Eine Disko war dort, eine Markthalle – aber das schönste, das hört man immer wieder, war das Zentralbad.

Es ist reiner Zufall, dass genau in der Woche, in der die Musicaltheater-Debatte aufflammt, die Bremer Bäder GmbH ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Und wo? Na klar, in diesem Theater, genau an der Stelle, wo einstmals Spitzenschwimmer Meisterschaften und sogar Weltrekorde sammelten. Die Jubilare der Bädergesellschaft, die fast komplett in städtischer Hand ist, trugen dem Rechnung, indem sie den knapp 100 Gästen des Festakts am Sonnabendmittag mit einer liebevoll gestalteten Kulisse ein Gefühl dafür vermittelten, wie das mal war, mit einem Schwimmbad an dieser Stelle.

Einige der Gäste nutzten den Anlass, um auch selbst noch mal in den Erinnerungen zu kramen und darüber nachzudenken, wo sie denn schwimmen gelernt haben. Im Falle von Holger Münch etwa, dem einstigen Sportstaatsrat und heutigem Chef des Bundeskriminalamts, war es das Herbert-Ritze-Bad in der Vahr, heute steht dort das Vitalbad.

Mit den Bädern sind Emotionen verbunden

Moderator Christian Stoll wurde als Pöks im Fritz-Piaskowski-Bad in Vegesack ins kalte Nass geschmissen und Handelskammer-Vertreter Karsten Nowak ging im Südbad in der Neustadt erstmals ins Wasser. „Jeder weiß, wann und wo er schwimmen gelernt hat“, sagte Stephan Oldag, der Präsident des Landesschwimmverbandes, und verwies auf die Emotionen, die die Menschen mit den Bädern verbinden. Daher sei es eine gesellschaftliche Aufgabe, auch den Kindern von heute das Schwimmen beizubringen.

Oldag sagte das auch vor dem Hintergrund der Diskussionen über das Bäderkonzept, der geplanten Schließung des Unibades, des Umbaus der Standorte Horn und Walle und des Kostendrucks, dem die Bädergesellschaft seit jeher ausgesetzt ist. Mit 3,14 Euro werde jeder Badbesuch von der öffentlichen Hand subventioniert, sagte Andreas Vroom, der Präsident des Landessportbundes (LSB), und betonte: „Die Bäder sind nicht wirtschaftlich zu betreiben.“

Die Subventionierung sei dennoch gut und wichtig, denn die Bäder seien auch Orte, die eine Integrationsleistung erbringen, indem dort Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zusammenkommen. Und sie seien Orte, die Sportflächen bieten, was dem LSB-Chef naturgemäß am liebsten ist.

Immer weniger Kinder in Bremen können schwimmen

Gleich mehrere Gäste stellten fest, dass immer weniger Kinder in Bremen schwimmen können oder erst über den Sportunterricht in der dritten Schulklasse einen Zugang zum Schwimmen erhalten. Auch aus diesem Grund forderte die Geschäftsführerin der Bremer Bäder GmbH, Martina Baden, die Vertreter aus Politik und Verwaltung auf, weiter in die Bäder zu investieren. Zugleich betonte sie, dass Bremen eine gute Ausstattung vorweist. So habe eine Marktanalyse ergeben: „Bremen hat mehr als genug Wasserflächen.“

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Kirsten Bruhn wird es freuen. Als Ehrengast des Festakts stellte sie klar, dass sie bei diesen Wirtschaftlichkeitsdebatten „Bauchschmerzen“ bekommt. Sie wandte sich gegen Sparmaßnahmen oder den Umbau vorhandener Schwimmanlagen zu Spaßbädern. „Schwimmen ist etwas, was man zum Leben braucht“, sagte sie und machte dies anhand ihrer Biografie deutlich.

Als 21-Jährige erlitt Bruhn bei einem Motorradunfall eine Querschnittlähmung. Schon vor dem Unfall war sie eine talentierte Leistungsschwimmerin, danach aber hat das Schwimmen ihr geholfen, wieder ins Leben zu finden: „Der Sport hat mir mehr gegeben als alles andere“, sagte Bruhn und gab auch den übrigen Gästen ihre Botschaft mit: „Du kannst mehr, als du denkst.“ Einer wie ihr glaubt man das. Bruhn errang Dutzende Medaillen, darunter sechs Weltmeistertitel und drei paralympische Goldmedaillen.

Das erste Bad entstand an der Weser

Baden kann man in Bremen schon seit einer halben Ewigkeit. Wasser war schließlich schon immer da, in der Weser nämlich. 1792, vor 225 Jahren also, wurde am Fluss die erste Badestelle eröffnet. Die Errichtung öffentlicher Bade- und Schwimmanstalten kam dann aber ab 1875 mit der Gründung des Vereins für öffentliche Bäder in Gang. Die Einrichtungen, die dann entstanden, dienten zum einen dem Schwimmbetrieb, aber auch der Hygiene. So hielt das Breitenwegbad vor dem Bahnhof, gleich dort, wo zurzeit zwei neue Gebäude entstehen, mehr als 60 Wannenbäder vor.
Im Krieg wurden viele Bade-Einrichtungen in der Stadt zerstört, und so zählte es auch zu den Aufgaben der 1942 von Verein und Stadt gegründeten Gesellschaft für öffentliche Bäder, ihren Teil zum Wiederaufbau beizutragen. Die Bäderlandschaft änderte sich in den folgenden Jahren rasant: In den Jahren von 1950 bis 1960 werden mehrere Flussbäder und das Breitenwegbad geschlossen, dafür entstanden andernorts neue Einrichtungen. 1952 zum Beispiel eröffnet das umgestaltete Stadionbad wieder, 1956 ergänzt das Schloßparkbad das Angebot. 1960 öffnet das Horner Bad, 1970 das Südbad, 1975 das Westbad. Heute betreibt die Bremer Bäder GmbH elf Bäder und die Eissporthalle Paradice in Walle.
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