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Sorge um Förderprogramm Garantie für Sprachkitas

Das Bundesprogramm für Sprachkitas läuft aus. Für Bremen ist es von besonderer Bedeutung, weil hier jedes zweite Kind Sprachförderbedarf hat. Bremens Bildungssenatorin verspricht, dass die Förderung bleibt.
05.10.2022, 05:00 Uhr
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Garantie für Sprachkitas
Von Sara Sundermann

Weiterhin wird auf Bundesebene darum gerungen, ob das Förderprogramm für Sprachkitas fortgesetzt wird und wer es finanziert. Doch jetzt hat Bremen Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) zugesagt, dass in Bremen die Sprachkitas erhalten bleiben – notfalls aus Landesmitteln finanziert. Alle Stellen für Sprachförderkräfte sollen erhalten bleiben, so die Senatorin: „Gerade für arme und bildungsferne Kinder ist Sprachbildung grundlegend für Bildungserfolg. Dass der Bund hier seine Unterstützung zurückfahren will, kann ich nicht verstehen. Wir können und werden in Bremen nicht eine dieser für die Sprachentwicklung unserer Kinder so notwendigen Stellen streichen." Auch wenn dies aus Landesmitteln schwer zu stemmen sei, so Aulepp. Zuletzt war noch unklar, wie Bremen gegebenenfalls die Gelder dafür aufbringen könnte.

Über das Programm „Sprach-Kitas“ finanziert der Bund seit 2016 zusätzliches Sprachförder-Personal an Kitas, vor allem an Einrichtungen mit vielen Kindern mit sprachlichem Nachholbedarf. Ab kommendem Jahr sollen nach dem Willen der Bundesregierung die Bundesländer selbst die Förderung finanzieren. Damit stand im Raum, dass die Stellen der Sprachförderkräfte Ende dieses Jahres auslaufen.

1,8 Millionen Euro für 64 Kitas

Bislang erhält Bremen pro Jahr knapp 1,8 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm, die in 64 Bremer Sprach-Kitas fließen. Aulepp fordert weiter Gelder vom Bund für die Sprachförderung: "Notwendig ist und bleibt, dass der Bund sich da nicht zurückzieht, sondern im Gegenteil weiter ausbaut.“

Andere Bundesländer haben zuletzt ebenfalls zugesagt, die Sprachkitas notfalls aus Ländermitteln weiterzufinanzieren, zum Beispiel Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat angekündigt, die Sprachkitas noch für eine Übergangszeit von einem halben Jahr weiter zu finanzieren, wenn klar sei, dass danach die Länder übernehmen.

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Das Programm hat für Bremen besondere Bedeutung, weil es hier besonders viele Kinder mit Sprachproblemen gibt. Zuletzt wurde jedem zweiten Bremer Vorschulkind Sprachförderbedarf attestiert. "Momentan ist dieses Thema für uns – wie auch für viele andere Kitas im Bremer Raum – von besonderer Brisanz", sagt Mareike Prigge, stellvertretende Leitung des Kinder- und Familienzentrums Haus Windeck in Bremen-Grohn. Ihre Einrichtung wird seit 2015 über das Bundesprogramm Sprache gefördert. Prigge warnt vor den Auswirkungen, falls das Förderprogramm enden sollte: "Für die Kinder in unserer Einrichtung, von denen über 80 Prozent die Sprachförderung erhalten, hätte dies fatale Folgen."

Spielerische Sprachförderung im Morgenkreis

Sprachfachkraft Gaby Kölling arbeitet in der Kita in Grohn. Ihre 19,5-Stunden-Stelle wird durch das Bundesprogramm finanziert. Sie kommt zusätzlich zu den Erzieherinnen in die Gruppen und bringt gezielt spielerische Sprachübungen in den Alltag der Kinder mit ein. "Ich komme zum Beispiel mit meiner Gitarre in den Morgenkreis und führe ein mehrsprachiges Guten-Morgen-Lied ein, in dem die Kinder sich auf englisch, türkisch und deutsch begrüßen", schildert Gaby Kölling. Sie bietet Sprachförderangebote in kleineren Gruppen an und singt mit den Kindern ein Bewegungslied übers Apfelpflücken, das die Bewegung beim Apfelpflücken und andere Gesten aufgreift: "Durch Rhythmus, Bewegung und Singen passiert Sprachförderung automatisch, das gestaltet es lebendiger", sagt Kölling. „Das Lied wird dann auch schon von den Kindern eingefordert, wenn ich nicht da bin.“

Beratung für Erzieherinnen

Die Sprachförderkraft berät aber auch die Erzieherinnen und schaut mit ihnen gemeinsam darauf, wo es bei Sprache und Inklusion in den Gruppen noch Baustellen gibt. Über die Fortbildungen, die Sprachförderkräfte regelmäßig machen, wird zudem immer wieder Wissen in die Kitas getragen, wie man nach aktuellem Stand der Forschung mit Sprachproblemen umgehen kann. "Ich bin jemand, die extra Zeit hat, um zuzuhören und darauf zu achten, wie die Kinder sprechen und was sie brauchen“, sagt Kölling. „Wenn meine Arbeit wegfällt, ist das nichts, was mal eben so von den Kollegen, die den ganzen Tag lang für 20 Kinder da sind, mit gemacht werden kann.“

Zuletzt setzten sich auch mehr als 229.000 Unterzeichner bundeweit in einer Petition beim Bundestag für die Fortsetzung des Sprachförderprogramms ein. "Angesichts des Personalmangels in unseren Kitas über 7000 halbe Stellen zu streichen sowie rund 500 Fachberatungen zu entlassen, schwächt die gesamte Bildungsarbeit für Kinder in Deutschland", heißt es darin. In Sprachkitas werde praktische Integrations- und Inklusionsarbeit geleistet.

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