Wer waren doch gleich "Zeynep" und "Ylenia"? Angesichts der dramatischen politischen Nachrichten aus der Ukraine sind die Orkantiefs, die vor anderthalb Wochen über Bremen und den Norden fegten, längst wieder aus dem Bewusstsein verschwunden. Dass die heftigsten Winterstürme seit Jahren erst ein paar Tage her sind, bemerkt, wer die sonnigen Tage für einen Spaziergang durch den Bürgerpark nutzt. Immer noch überdröhnen dort Kettensägen und das Brummen der Holzhäcksler Vogelgezwitscher und Hundegebell.
Die rund 30 Parkpfleger sind jeden Tag in kleinen Trupps unterwegs, beseitigen nach und nach, was vor allem "Zeynep" angerichtet hat. Parkdirektor Tim Großmann schätzt, dass es gut Ende März werden kann, bis alles wieder einigermaßen aufgeräumt aussieht. "Der Orkan in der Nacht von Freitag auf Sonnabend war nach ,Xavier' im Herbst 2017 der schlimmste, den ich in meiner Amtszeit erlebt habe", sagt er. Die Schadensbilanz: Rund 70 Bäume sind umgekippt, entweder mitsamt Wurze, oder von umstürzenden Nachbarn mitgerissen worden und abgebrochen. "Wir haben besonders viele Nadelbäume und Eschen verloren", sagt Großmann, "in der Nähe der Eichhörnchenwache sah es aus wie Mikado." Den Schaden beziffert er auf 1000 Euro pro Baum, "sehr konservativ gerechnet".

Den Sound dieser Tage im Bürgerpark bestimmen Kettensägen.
Großmann steht an einem der Wege in der Nähe des Schweizerhauses neben einer Holzhackmaschine, Typ "Biber 5", die die Äste einer fast 40 Meter hohen Buche in Spänen auf den Waldboden spuckt. "Die hätten wir eigentlich gerne noch zehn Jahre behalten", sagt er. In der Nähe liegen schon zersägte Stämme, Durchmesser fast ein Meter, sie sehen aus wie Skulpturen. Auf vielen der Wiesen bietet sich ein ähnliches Bild, neben- und übereinandergelegte Stämme. Dass manche Besucher sie als Kletter- oder Balanciergeräte missbrauchen, ärgert den Parkdirektor. "Das ist gefährlich."
Was aus dem ganzen Totholz wird? "Kaminholz oder Pellets", sagt Großmann. Für Möbel sind die meisten Sturmstämme ungeeignet, weil Pilze ihr Holz durchsetzt haben. Bei einigen zeigte sich ihr maroder Zustand erst, nachdem sie umgekippt waren. Es ist das Grundproblem des Bürgerparks als künstlich angelegtem Landschaftspark: Der Altbestand wurde vor rund 160 Jahren gepflanzt, der Grundwasserspiegel des Areals ist höher, als vielen Baumarten lieb ist. Entsprechend wurzeln sie verhältnismäßig flach, sind dadurch anfälliger sowohl für Stürme als auch Krankheiten und werden weniger alt als Exemplare, die unter Idealbedingungen wachsen.
"Der Bestand ist überaltert", sagt Großmann. "Wir lassen die alten Bäume stehen, so lange wir es verantworten können und haben das Ziel, jedes Jahr mehr nachzupflanzen als wir entnehmen." Was die Bäume zusätzlich angreift, sind die Folgen des Klimawandels, der neben für die Pflanzen stressigen Hitze- und Trockenperioden auch jedes Jahr neue Krankheiten und Schädlinge mit sich bringt. "Das macht uns das Leben nicht leichter", sagt Großmann. In den kommenden Jahren, so viel ist klar, wird der Park zunehmend lichter aussehen, die Aufforstung braucht ihre Zeit.

Wie Skulpturen: abgesägte Baumstämme.
Als die Sturmtiefs kamen, war der normale "Frühjahrsputz" im Park gerade abgeschlossen, nun werden wieder abgebrochene Äste aus den Kronen geholt und herabgefallene zusammengeschoben. Dabei stehen eigentlich schon längst andere Dinge auf der jahreszeitlichen To-do-Liste. "Die Natur läuft uns gerade ein bisschen davon", sagt Großmann. In der kommenden Woche wird der erste Sattelzug mit Jungbäumen aus dem Ammerland im Bürgerpark erwartet. "Die müssen jetzt in den Boden."