Seit zehn Jahren wird in Bremen über den Bau eines neuen Terminals für Fernbusse diskutiert – nun dauert es noch einmal länger als geplant, bis der Busbahnhof fertig ist. Der Termin hat sich nach Informationen des WESER-KURIER um ein Jahr auf das Frühjahr 2022 verschoben. Vorgesehen sind elf Stellplätze, ein Hochhaus mit Hotel und ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen. Das Projekt ist stets mit besonderer Dringlichkeit bedacht worden, weil der aktuelle Haltepunkt für die Fernbusse am Breitenweg als zu gefährlich gilt. Fußgänger, Radfahrer und Busfahrgäste kommen sich dort in die Quere. Außerdem führt an den Haltebuchten eine stark frequentierte doppelspurige Straße vorbei.
Als die Bremer Bauverwaltung und der Investor für die beiden Gebäude vor einem Jahr die Entwürfe vorstellten, gingen sie nach eigenem Bekunden davon aus, dass die Bauarbeiten im Frühjahr 2021 abgeschlossen sind. Eine zu optimistische Annahme, wie sich jetzt herausstellt. Die Planung war aufwendiger als gedacht, sodass erst in diesen Wochen damit begonnen werden konnte, die Fläche hinter dem Überseemuseum herzurichten. Mittlerweile sind die drei Gebäude auf dem Grundstück abgerissen. Wenn der Schutt beiseite geräumt ist und der Kampfmitteldienst seine Arbeit beendet hat, beginnen die Erd- und Gründungsarbeiten.
Kosten von sechs Millionen Euro
Für das überdachte Terminal rechnet die Stadt mit Kosten von knapp sechs Millionen Euro. Die beiden privat finanzierten Häuser werden mit einem zweistelligen Millionenbetrag veranschlagt. Investor ist der Bremer Projektentwickler Buhlmann-Immobilien.
Wie ein moderner Busbahnhof aussehen kann und dass er funktioniert, wenn die Konzeption stimmt, erleben die Fahrgäste seit fünf Jahren in Hannover. Die Anlage hinter dem Hauptbahnhof hat 4,3 Millionen Euro gekostet und ist in nur einem Jahr errichtet worden. Neben den elf überdachten Haltestellen gibt es ein markant rotes Servicegebäude mit Toiletten, Warteräumen und einem Kiosk. Im vergangenen Jahr wurde das Terminal vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer zum Mobilitätsknoten des Jahres gewählt. Mit deutlichem Abstand vor München.
Hannover hat den Busbahnhof just in dem Jahr in Betrieb genommen, als das Geschäft mit den Fernbussen nach der Liberalisierung des Marktes einen regelrechten Boom erlebte. Es gab zunächst eine Vielzahl von Anbietern, von denen mit Flixbus im Wesentlichen allerdings nur einer übrig geblieben ist. Das Unternehmen aus München besitzt quasi ein Monopol. Bremen war von Beginn an Teil des Streckennetzes. Die grünen Fahrzeuge von Flixbus gehören im Umfeld des Hauptbahnhofs schon zum Stadtbild. Im Juni haben sie freilich Konkurrenz bekommen, eine neue Farbe, die im Spiel ist. Es sind die roten Busse von Blablabus. Das französische Unternehmen will in Deutschland mitmischen. Mit Blablacar unterhält es auch eine Mitfahr-Plattform. Ziel ist nach eigener Darstellung, die beiden Verkehrsmittel zu kombinieren.
Fahrten ohne Zwischenstopps
Neben Flixbus und Blablabus gibt es auf dem Fernbusmarkt ebenfalls ganz frisch den Anbieter Pinkbus. Er verbindet die Städte Berlin, Düsseldorf und München. Bremen gehört noch nicht zu den Zielen. Das Besondere an Pinkbus ist unter anderem, dass die Fahrten ohne Zwischenstopps absolviert werden. Getragen wird das Unternehmen von vier Busfirmen am Niederrhein.
Teil des Geschäfts kann sein, die Terminals nicht nur anzufahren, sondern sie auch zu betreiben. Flixbus hat im April dieses Jahres den neu erbauten Busbahnhof in Frankfurt am Main übernommen. Für Bremen ist das bislang offen. Auch steht noch nicht fest, wer das Parkhaus bewirtschaften wird. Anders ist es mit dem Hotel. Dafür hat der Investor die Meininger-Gruppe gewonnen. Das Berliner Unternehmen ist mit einem Mix aus Bugdethotel und Hostel groß geworden. Ein Profil, das stark auf junge Leute abzielt, die zum Beispiel gern mit Fernbussen reisen und in den jeweiligen Städten für vergleichsweise wenig Geld Station machen wollen.
Für das Hochhaus sei der Bauantrag eingereicht, teilt Buhlmann-Immobilien mit. Beim Parkhaus sei er in Vorbereitung. Der Investor geht davon aus, dass Fernbusterminal, Hotel und Parkhaus zeitgleich fertig werden. Die Stadt schließt auf Anfrage indes nicht aus, das Terminal früher zu realisieren.