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Röwekamp will Motschmann beerben Bremer CDU ringt um das Ticket für Berlin

Elisabeth Motschmann oder Thomas Röwekamp: So lautet die personelle Alternative für die Bundestags-Spitzenkandidatur bei der Bremer CDU. Der Landesvorstand fällt am Montag eine Vorentscheidung.
14.12.2020, 05:00 Uhr
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Bremer CDU ringt um das Ticket für Berlin
Von Jürgen Theiner

Der Landesvorstand der CDU nominiert an diesem Montag die Kandidaten für die Bundestagswahl im September nächsten Jahres. In der Partei blickt man interessiert, aber nicht mehr allzu gespannt auf das Ergebnis, denn die Würfel scheinen gefallen – zumindest was Listenplatz 1 angeht. Der Landesvorsitzende Carsten Meyer-Heder wird den rund 40 Mitgliedern des Gremiums den bisherigen Vorsitzenden der Bürgerschaftsfraktion, Thomas Röwekamp, als Spitzenkandidaten vorschlagen – nicht die aktuelle Abgeordnete Elisabeth Motschmann, die in Berlin gerne weitermachen würde.

Auf die Position des Listenführers kommt es an, denn wegen der traditionellen SPD-Dominanz im kleinsten Bundesland hat in der Regel nur der Erstplatzierte auf der CDU-Landesliste eine realistische Chance, in den Bundestag einzuziehen. Selten gelang es den Bremer Christdemokraten, einen zweiten Bewerber durchzubringen. 2013 war dies aufgrund von Besonderheiten des Wahlergebnisses bei Bettina Hornhues der Fall.

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Die vergangenen Monate standen bei den Christdemokraten im Zeichen eines einseitig geführten parteiinternen Vorwahlkampfes. Thomas Röwekamp konnte sich dabei zurücklehnen. Er erklärte sich nie öffentlich zu seinen Ambitionen und tut dies bis heute nicht. Noch vor einem halben Jahr sagte der 54-Jährige in einem Interview, er „vergeude keine Gedanken“ an einen Wechsel nach Berlin. Nur dass er 2023 mit der Landespolitik Schluss machen werde, dazu bekannte er sich. Röwekamp konnte sich diese Zurückhaltung leisten, denn er weiß, dass er in der Frage der Spitzenkandidatur zumindest auf der Funktionärsebene der CDU eine deutliche Mehrheit hinter sich hat.

Ganz anders die Ausgangsposition für die amtierende Abgeordnete. Elisabeth Motschmann wird in großen Teilen der Partei zwar durchaus geschätzt, viele Christdemokraten halten ihre Zeit als Parlamentarierin aber schlicht für abgelaufen. Immer mal wieder war auch der Vorwurf zu hören, Motschmann genieße zu sehr das Berliner Parkett, die mediale Aufmerksamkeit, und bewege zu wenig für Bremen. Gegen diesen Eindruck kämpfte die Amtsinhaberin in den vergangenen Monaten mit großer Energie an. Kaum eine örtliche Parteigliederung, kaum ein Fachausschuss, den sie nicht besuchte, um Werbung in eigener Sache zu machen. Als zuletzt der Haushaltsausschuss des Bundestages 40 Millionen Euro für eine Modernisierung des Konzerthauses „Die Glocke“ bewilligte, hatte sich aus Motschmanns Sicht auch der Vorwurf mangelnden Engagements für Bremer Interessen endgültig erledigt.

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Wenn der CDU-Landesvorstand am Montagabend in einer Turnhalle zusammenkommt, wird Elisabeth Motschmann nicht physisch anwesend, sondern nur aus Berlin zugeschaltet sein. Die Zusammenkunft fällt nämlich in eine Sitzungswoche des Bundestages, und schon diesen Umstand empfindet Motschmann als nicht ganz fair. „Ich predige immer, dass der Landesvorstand nicht in Berliner Sitzungswochen zusammentreten sollte“, sagte die Bundestagsabgeordnete dem WESER-KURIER. Dass im Zeichen einer zugespitzten Corona-Krise gut 40 Personen in einem geschlossenen Raum der Partei zusammenkommen, um eine Empfehlung zur Bundestagskandidatur auszusprechen, empfindet Motschmann ebenfalls als nicht vorbildlich. Schließlich tage auch der CDU-Bundesvorstand, dem sie seit 2012 angehört, zurzeit per Videokonferenz.

Motschmann macht kein Geheimnis daraus, dass sie die Bremer Parteispitze beim internen Wettbewerb mit Thomas Röwekamp für voreingenommen hält. Der Kreis um Carsten Meyer-Heder ignoriere sie mehr oder minder, auf den digitalen Plattformen der Landespartei komme sie kaum vor. Dies stehe in einem schwer erklärbaren Kontrast zu der Wertschätzung, die sie in der CDU auf Bundesebene genieße, findet die 68-Jährige. Dort habe sie „einen Lauf, wie es besser gar nicht geht“.

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Als medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion sei sie etabliert, gut vernetzt und ein Aktivposten für die Partei. Auch ihre kulturpolitische Betätigung sei weithin anerkannt. Ehrungen durch Vereinigungen wie den Kulturrat und den Musikrat bezeugten dies. Bei all ihren Aktivitäten als Abgeordnete werde sie nie losgelöst von ihrem Wahlkreis gesehen. Elisabeth Motschmann: „Ich bin in Berlin eine wandelnde Litfaßsäule für Bremen.“

Ihre Hoffnung auf eine erneute Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl im September nächsten Jahres hat die Schwachhauserin deshalb auch noch keineswegs aufgegeben, selbst wenn sie davon ausgeht, dass die erste Runde an diesem Montag an Thomas Röwekamp gehen wird. Denn das erwartete Votum für ihren Konkurrenten ist lediglich eine Empfehlung. Bestimmt wird die Landesliste erst Mitte März von einer Delegiertenkonferenz, und diese Delegierten sind aktuell noch nicht einmal gewählt. Zeit genug also, um an der Basis noch Boden gutzumachen, hofft Motschmann.

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