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Freimarkt Wenn Wildpinkler zum Problem werden

Nach einem Abend im Bayernzelt haben es manche Männer besonders schwer, eine Toilette zu benutzen. Über diese Wildpinkler beschweren sich Anlieger des Freimarkts. Bußgelder bleiben trotzdem eine Seltenheit.
28.10.2022, 05:00 Uhr
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Wenn Wildpinkler zum Problem werden
Von Björn Struß
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Dass es nach zwei Jahren wieder einen Freimarkt in gewohnter Größe gibt, erfreut seit zwei Wochen Hunderttausende Besucher. Doch auch die Schattenseiten der Fünften Jahreszeit sind zurück. Ein Problem ist nachts an der Theodor-Heuss-Allee  zu beobachten und auch zu riechen: Nach einem feuchtfröhlichen Abend im Bayernzelt sind einige Männer nicht mehr im Stande, eine Toilette zu benutzen. Beliebtes Ziel der "Wildpinkler" sind die drei großen roten Buchstaben der SWB, die zum Verwaltungsgebäude des Energieversorgers gehören. Ordnungsamt, Polizei und der zusätzlich eingesetzte Sicherheitsdienst kennen das Phänomen. Trotzdem endet das öffentliche Urinieren nur selten mit einem Bußgeld.

Wie geht die SWB mit dem Problem um?

Angela Dittmer hat als Pressesprecherin der SWB ihr Büro an der Theodor-Heuss-Allee. Sie erlebt bereits seit Jahren, was sich rund um das Bayernzelt abspielt. "Als wir wegen Corona ins Home Office gegangen sind, haben sich viele Kollegen gefreut, dass sie in diesen zwei Wochen zu Hause bleiben können", berichtet Dittmer. Sie persönlich stelle sich immer darauf ein, während des Volksfests ihr Fahrrad mindestens einmal mit einem platten Reifen zur Reparatur zu bringen. Auch Scherben und Müll gehörten beim Freimarkt leider dazu.

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"Unsere Objektmanager haben jedes Mal gut zu tun, um das Gebäudeäußere sowie Einfahrt und Eingang sauber zu halten", sagt Dittmer. Die drei großen Buchstaben werden während des Volksfests von einem ein mobilen Zaun vor Flaschenwürfen und Kletterpartien geschützt. Gegen das Urinieren helfe dieser aber nicht. "Der grüne Rasen vor dem Firmenlogo motiviert einige Männer offenbar zusätzlich, sich dort zu erleichtern", vermutet die Pressesprecherin.

Das große Tor der zweispurigen Ein- und Ausfahrt schließe der Pförtner immer um 20 Uhr. Manchmal geschehe dies auch schon eher. Laut Dittmer sei es auch schon vorgekommen, dass gleich eine Gruppe von 30 Personen gemeinschaftlich auf dem Beet nahe der Fahrradständer für Mitarbeiter ihre Geschäfte verrichtete. Zur morgendlichen Routine gehöre es, die Einfahrt von Scherben zu befreien und Hinterlassenschaften per Wasserschlauch und Zange zu beseitigen.

Was unternimmt die Marktverwaltung?

Das Wirtschaftsressort versucht als Veranstalter des Freimarkts, gegen Wildpinkler vorzugehen. Laut Sprecherin Kristin Viezens sind auf der gesamten Bürgerweide sieben große WC-Container aufgestellt. Hinzu kämen diverse Toiletten der Ausschankbetriebe und Festzelte. Ein von der Behörde bezahlter Sicherheitsdienst, der an Wochenenden mit rund 100 Mitarbeitern vor Ort ist, macht Besucher an den Ein- und Ausgängen auf die Toiletten aufmerksam. Viezens: "Um das 'Wildpinkeln' so weit wie möglich zu verhindern, werden insbesondere an der Theodor-Heuss-Allee Zweier-Streifen eingesetzt. Die Verhinderung ist aber gerade bei stark alkoholisierten Personen oft schwierig."

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Die Marktverwaltung erreichen auch in diesem Jahr Beschwerden von Anliegern der Theodor-Heuss-Allee. Laut Viezens sind dies Firmen, die vielfach selbst Zäune aufstellen, um ihre Gebäude zu schützen. Beschwerden von Anwohnern aus Findorff habe es bisher hingegen nicht gegeben.

Im Auftrag des Wirtschaftsressorts übernimmt die Stadtreinigung viele Aufgaben, um die Bürgerweide und das Umfeld sauber zu halten. So erfolgt täglich eine Reinigung der Flächen vor den Messehallen und der Gehwege rund um den Freimarkt. Auch die 968 Mülleimer mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1100 Litern werden täglich geleert.

Müssen Wildpinkler mit einem Bußgeld rechnen?

Öffentliches Urinieren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Ordnungswidrigkeit, für die in Bremen ein Bußgeld von mindestens 50 Euro fällig werden kann. Die Polizei erklärt auf Nachfrage, dass die Einsatzkräfte auf der Bürgerweide entsprechende Anzeigen anfertigen. Gleiches gilt für die Mitarbeiter des Ordnungsamts, wie Rose Gerdts-Schiffler als Sprecherin des Innenressorts bestätigt. Wie oft das Urinieren geahndet wurde, trage das Ordnungsamt aber erst nach dem Ende des Freimarkts zusammen. Die Zahl der Verfahren gegen Wildpinkler liegt laut Gerdts-Schiffler voraussichtlich im zweistelligen Bereich.

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