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Biodiversität Große Lücken in der Bremer Bienenstatistik

Bremer Imkerinnen und Imker beteiligen sich kaum an Datenerhebungen - Geld für Blühflachen steht bereit.
27.06.2022, 06:13 Uhr
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Große Lücken in der Bremer Bienenstatistik
Von Justus Randt

Wie geht es Bremens Bienen, und wie lassen sie sich schützen? Diesen und weiter gehenden Fragen der Fraktionen von SPD, Grünen und Linken, später auch der CDU, ist der Senat auf Beschluss der Bürgerschaft hin nachgegangen. Gefordert war unter anderem, den Bienenbestand statistisch zu erfassen. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet. Dennoch enthält der Senatsbericht viel Wissenswertes über Bremens Bienen. Und die Entwicklung der  Landesbiodiversitätsstrategie, zu der ausdrücklich auch Insektenschutz gehört, hat einen Schritt nach vorn gemacht: Dieser Tage hat laut Umweltstaatsrat Enno Nottelmann die neue Beauftragte den Dienst angetreten.

Drei Ressorts zuständig

Für das Wohl der Bienen zu sorgen, ist Sache des Ressorts für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, aber auch der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz. Darüber hinaus ist das Wirtschaftsressort zuständig, wenn es darum geht, dass Imkerinnen und Imker temporär brachliegende Gewerbeflächen nutzen sollen. Am vergangenen  Donnerstag stand der Bericht auf der Tagesordnung der staatlichen Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung. Die staatliche Deputation für Klima, Umwelt, Landwirtschaft und Tierökologie hat ihn schon zur Kenntnis genommen.

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Nach Angaben des Umweltressorts waren im Monat Mai rund 550 Bienenhalter mit etwa 2500 Völkern bei der Veterinärbehörde registriert. Davon 47 mit 271 Völkern in Bremerhaven. Zum Vergleich: Im Jahr 2020, in dem die Anfrage mit Bezug auf das Bienensterben im voraufgegangenen Winter gestellt wurde, waren es im Land Bremen 450 Bienenhalter mit circa 2300 Völkern. Diese Zahlen belegten laut Behörde „einen fortwährend ansteigenden Trend des Interesses an der Hobby-Imkerei“.

Allerdings spiegelt die Zahl der beim Veterinäramt gemeldeten Bienen nicht zwangsläufig den wirklichen Bestand wider: „Bienenhalter sind außerhalb eines Tierseuchengeschehens nicht verpflichtet, ihre aktuellen Völkerzahlen zu melden“, heißt es im Bericht der Umweltbehörde. „Kein Land erhebt außerhalb des Tierseuchenrechts amtliche Daten zu Bienenerkrankungen und -verlusten." Es ist derzeit von den Behörden auch nicht geplant, systematisch weitere Daten zu erheben. 

Verlustreiche Winter

Bei einer nicht repräsentativen Umfrage des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Mayen (Rheinland-Pfalz) zu den Winterverlusten 2019/2020 haben  Bremer Imkerinnen und Imker Verluste von 35 Prozent angegeben. Allerdings sollen sich lediglich sieben Prozent von ihnen beteiligt haben, Bremerinnen und Bremer, die zusammen etwa 15 Prozent der hiesigen Bienenvölker hielten. Im Winter 2020/2021 sind 16,5 Prozent der Völker in Bremen eingegangen. 23 Imkerinnen und Imker (4,2 Prozent) mit 278 Bienenvölkern (11,1 Prozent) beteiligten sich an der Umfrage.

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„Schade, dass wir so immer noch nicht wissen, wie es genau um die Bienenvölker bestellt ist“, bedauert Janina Strelow (SPD) den Datenmangel. Sie vermutet, dass auch Fehler der Imker bei Verlusten eine Rolle spielten, und regt eine „Sachkundeoffensive“ in Bremen und Bremerhaven an. Laut Staatsrat Nottelmann werden den Imkerverbänden bereits Zuschüsse zur Aus- und Weiterbildung angeboten.

Dieses und kommendes Jahr stünden jeweils 315.000 Euro für ein Blühflächenprogramm bereit, betonte Referatsleiter Dirk Hürter. Jeweils 25.000 Euro flössen nach Bremerhaven. Gewerbebrachen beispielsweise könnten so zwischengenutzt werden. Die Frage, ob sich Honigbiene und die stärker spezialisierten Wildbienen, die einen kleineren Aktionsradius haben, möglicherweise Konkurrenz machen, beantwortete die Umweltsenatorin selbst: Eher nicht, weil es in Bremen keinen so enormen Honigbienen-Boom gebe wie  beispielsweise in Berlin. „Angesichts der Monokulturen auf dem Land sind die Städte Bienenparadiese“, glaubt die Hobby-Imkerin.

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