Kinder und Jugendliche standen bei den am Mittwoch beschlossenen Lockerungen nicht im Vordergrund. In Bremen will der Senat in seiner Sitzung am Dienstag über ein Konzept der Rückkehr von mehr Kindern in Schulen und Kindertagesstätten beraten. Geplant ist laut Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), dass ab dem 18. Mai zumindest alle Grundschulkinder tageweise in Kleingruppen unterrichtet werden sollen. Die Parteien und auch der Zentralelternbeirat (ZEB) drücken aufs Tempo, alle fordern möglichst schnell einen klaren Zeitplan.
Die Eltern von Schul- und Kitakindern fühlten sich im Moment von den Verantwortlichen alleingelassen, sagt ZEB-Sprecher Martin Stoevesandt, der einen offenen Brief mit den Forderungen des Gremiums vorbereitet. Dieser soll noch an diesem Freitag an den Bürgermeister gehen. „Seine Aussage in der Pressekonferenz, dass jedes Kind seine Einrichtung vor den Sommerferien nochmals sehen solle, hat nicht gerade zur Beruhigung beigetragen“, sagt Stoevesandt.
Die SPD möchte die schnelle Umsetzung einer Basisbetreuung sowohl in Schulen, Kitas und den Einrichtungen der offenen Jugendarbeit. Zudem seien Kitas und Schulen für alle Kinder eine wichtige soziale und pädagogische Komponente ihres Alltages. „Wir dürfen Familien, Kinder und Jugendliche in dieser schwierigen Zeit nicht mit ihren Problemen alleinlassen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Mustafa Güngör.
Betreuung im Schichtbetrieb
Sowohl an den Schulen als auch in den anderen Einrichtungen sei eine ausgeweitete Betreuung im Schichtbetrieb oder im wechselnden Turnus denkbar. Eine geregelte Basisbetreuung ist aus Sicht der SPD vor allem auch für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien wichtig, die sich die technische Ausstattung für Homeschooling oft nicht leisten könnten. Die SPD fordert deshalb, dass der Senat die für bedürftige Kinder vom Bund beschlossenen 150 Euro Zuschuss für mobile Endgeräte oder Drucker aufstockt.
Die Grünen setzen sich in einem Positionspapier ebenfalls für eine Ausweitung der Betreuung für alle Kinder ab dem Kita-Alter ein. Darin weisen sie auch auf eine Problematik hin, die in den Sommerferien zum Tragen kommen könnte, wenn Urlaube aufgrund der Pandemie nicht möglich sein sollten. „Es muss daher rechtzeitig geplant werden, wie möglichst viele Ferien- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche geschaffen werden können, die den aktuellen Erfordernissen entsprechen“, heißt es in dem Papier.
Auch die Opposition stellt Forderungen. Yvonne Averwerser, bildungspolitische Sprecherin der CDU, kritisiert: „In der Bundesliga ist klar, wann der Ball wieder rollt, in der Bildung noch nicht. Das ist unzumutbar für Schulleitungen ebenso wie für Familien und Kinder.“ Sie dringt zudem auf bessere Absprachen des Bildungsressorts mit den Kollegen aus Niedersachsen, wo bereits ein Stufenplan vorläge. Averwerser: „Nachdem Niedersachsens Öffnungspläne den Senat so kalt erwischt haben, muss doch endlich klar sein, dass sich die Behördenvertreter auch mit ihren Kollegen in den anderen Ländern besprechen sollten.“
Die FDP befürchtet „langfristige psychosoziale Folgeschäden“ bei Kindern, die sich nun seit zwei Monaten im Ausnahmezustand befänden. Aufgrund des unterschiedlichen Infektionsgeschehens müsse der Übergang in den Regelbetrieb auch flexibel möglich sein, erklärt Birgit Bergmann, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion.