Michael Thun ist begeisterter Radfahrer. Täglich radelt er zur Arbeit, was so umweltfreundlich ist wie derzeit auch coronakonform. Wäre da nur nicht der Zustand der Radwege zwischen Huckelriede und der Innenstadt entlang des Werdersees. „Unsicher und glatt“ seien die, ärgert er sich. Und das nun schon seit den heftigen Schneefällen vor einer Woche. „Seitdem kann ich die Fahrradwege entlang des Werdersees nicht benutzen, ohne Gefahr zu laufen, auszurutschen und zu stürzen.“
An manchen Stellen sei zwar ein Stückchen geräumt, der weitere Weg dann aber wieder spiegelglatt. Besonders arg sei zum Beispiel die Neustadtseite an der Weser hoch zur Wilhelm-Kaisen-Brücke. Und auch der Buntentorsteinweg sei keine brauchbare Alternative. „Da müsste man zwischen den Straßenbahnschienen fahren, und dann fahren einem die Autos von hinten zu nah auf.“
Wohin nun mit diesem Ärger?, fragte sich Thun und wandte sich über ein Formular an das Ortsamt Neustadt/Woltmershausen. Darauf schilderte der Radler die Misere. Eine förmliche Beschwerde, wenn man so will. Aber verbunden mit der durchaus praxisnahen Aufforderung, die Rutschpartie doch vielleicht mal selbst in Augenschein zu nehmen.
Außerdem fügte Thun noch eine kleine Stichelei an: Seine stets pünktlichen Steuerzahlungen sollten der Höhe nach doch wohl für eine regelmäßige Räumung ausreichen. Er, der ja kein eigenes Auto habe, gehe davon aus, dass für seinen täglichen Fahrradweg ein Teil der Straßenreinigungskosten zur Verfügung stehe. Mit freundlichen Grüßen.
Das Ortsamt antwortet schnell - und knochentrocken
Schnell sind sie beim Ortsamt, noch am selben Tag erhielt Michael Thun eine Antwort. Aber eine Lösung seines Problems? Am Ende sogar noch praxisnah? Aber nicht doch. Stattdessen kam der Hinweis, dass für diesen Weg nicht etwa die Stadtreinigung verantwortlich sei, sondern der Deichverband. Knochentrocken formuliert, versteht sich: „Und eine über rechtliche Verpflichtungen hinaus übernommene kostenauslösende Räumung im Auftrag des DVL (= Bremischer Deichverband am linken Weserufer) müsste von dort möglich und im Zweifel verbandsintern legitimiert sein.“
Immerhin, ein möglicher Ausweg wurde dem radelnden Bürger dann doch noch aufgezeigt. Denkbar sei, dass im Zuge der Umgestaltung der „Stadtstrecke/Umsetzung Generalplan Küstenschutz" die Chance bestehe, "die Frage der Räum- und Streupflicht auf dem neuen Geh- und Radweg eventuell neu zu bewerten". Was allerdings, zugegeben, eine sehr langfristige Überlegung sei, räumte selbst das Ortsamt ein. Und es verblieb mit dem Hinweis, dass Michael Thun sein Fahrrad ja vielleicht mit Spikes ausstatten könne. Oder einfach auf das Tauwetter warten sollte.
Warten auf besseres Wetter? Da wird das Ortsamt Neustadt/Woltmershausen doch wohl nicht aus Versehen die Problemlösungsstrategie der gesamtbremischen Verwaltung ausgeplaudert haben?