Frühestens am 21. Mai ist in Bremen mit Lockerungen für Gastronomie, Kultur und den Sport zu rechnen. Der Senat hat auf seiner Sitzung an diesem Dienstag noch keine konkreten Beschlüsse gefasst, sondern eine Reihe von Prüfaufträgen an die zuständigen Ressorts verteilt. So sollen beispielsweise Regelungen zur Außengastronomie gemeinsam mit den Interessenvertretungen der Gastwirte möglichst praxisnah formuliert werden. Gleiches gilt für den Sportbereich, touristische Übernachtungen und Kultur-Veranstaltungen. Verbindliche Entscheidungen sollen in der Senatssitzung am 18. Mai fallen.
Grundsätzlich geht die Tendenz in allen Bereichen in Richtung Öffnung. Die Außengastronomie soll etwa mit einem strikten Schutzkonzept wieder öffnen können. Für Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Vereinigung mit rund 300 Mitgliedern ist das prinzipiell eine gute Nachricht. "Wir hätten zwar gerne schon den kommenden Montag als Öffnungstermin gehabt, aber mit dem Freitag können wir auch leben", kommentiert er die für kommende Woche angekündigten Beschlüsse. Lieder bestätigt, dass es im Vorfeld Gespräche mit Vertretern der Landesregierung gegeben hat.
Gastronomen haben Konzepte
Anders als in Niedersachsen ist demnach in Bremen eine Außengastronomie ohne Testpflicht denkbar. "Das ist zum jetzigen Zeitpunkt zumindest nicht ausgeschlossen und würde die Besuchsschwelle natürlich senken", sagt Lieder. Allerdings sei man auch auf eine Testpflicht vorbereitet. "Wir haben gute und sichere Hygienekonzepte und werden belegen, dass es nicht die gastronomischen Betriebe sind, durch die Inzidenzwerte steigen."
Für eine mögliche Öffnung der Hotels hat der Senat schon jetzt deutlich gemacht, dass Hygienekonzepte für touristische Übernachtungen mindestens bei der Anreise ein negatives Testergebnis oder einen Impf- beziehungsweise Genesenen-Nachweis vorsehen müssen.
Detlef Pauls vom Hotel Munte und Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Bremen zeigt sich grundsätzlich wenig glücklich über die Verschiebung verbindlicher Entscheidungen in die kommende Woche. "Wir sind seit 1. November im Lockdown und jetzt will der Senat erst noch die Konzepte für erste Öffnungen diskutieren?", empört sich der Hotelier. Sein Verband fordere seit Monaten, dass verbindliche Fahrpläne für Öffnungsschritte beschlossen werden. "Ich erwarte da ja keine konkreten Datumsangaben, aber festgelegte Rahmenbedingungen für mögliche Öffnungsschritte. Nur so gewinnen wir eine Perspektive für die Branche."
Blick nach Niedersachsen
Pauls verweist auf den Nachbar Niedersachsen, der nicht nur seit diesem Montag die Außengastronomie bereits wieder geöffnet hat, sondern auch einen Stufenplan für die nächsten Schritte vorgelegt hat. "Das ist sowieso merkwürdig, wenn hinter der Wümme die Ausflugslokale wieder aufmachen können, und ein paar hundert Meter weiter auf der bremischen Seite geschlossen bleiben müssen."
Solche Entwicklungen kritisiert auch Thomas Röwekamp, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft. „Es ergibt für Bremen keinen Sinn, andere Regelungen zu Öffnungsstrategien als Niedersachsen zu treffen. Das hat bereits im Frühjahr 2020 zu regem Konsumtourismus ins niedersächsische Umland geführt." Die neuerliche Vertagung um eine Woche sei "verantwortungslos". Anders als in Niedersachsen verstreiche wegen der späten Beratungen wertvolle Zeit. "Einen durch interne Uneinigkeit gelähmten Senat können wir uns nicht leisten."
Die Handelskammer begrüßt hingegen die Ankündigungen des Senats. Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger sagt: "Die Aussicht, am kommenden Dienstag im Senat pragmatische und handhabbare Lösungen anzustreben, ist ein wichtiger und richtiger Schritt in Richtung der Normalisierung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens.“ Auch die Aussicht, dass der Einzelhandel Kundinnen und Kunden ab kommenden Montag wieder zum sogenannten „Click & Meet“ empfangen kann, sei positiv.
Mögliche Lockerungen ab 21. Mai betreffen außerdem den Breitensport. So könnte die Altersgrenze für Gruppensport mit bis zu 20 Kindern und Jugendlichen von jetzt 14 auf 18 Jahre angehoben werden. Für Erwachsene ist an Gruppensport mit bis zu zehn Personen gedacht. "Das ist überfällig", stellt dazu Andreas Vroom fest. Der Präsident des Landessportbundes (LSB) hatte im Vorfeld bei der Bremer Politik für eine Öffnung des Outdoorsportes geworben. "Ich hoffe, dass diese beiden wichtigen Schritte künftig auch unabhängig von Inzidenzwerten nicht mehr rückgängig gemacht werden“, sagt er.
Sorge um Hobbysportler
Wie Pauls hätte auch der LSB-Präsident diese Öffnungsschritte gerne schon ab dem 17. Mai gesehen. Große Sorgen macht er sich weiter um die Gesundheit vieler Hobbysportler. Deshalb reagiert Vroom mit Unverständnis darauf, dass Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zuletzt jedes Gespräch mit ihm darüber verweigerte. Vroom: „Das ist nicht nur ein Thema des Sport-, sondern auch des Gesundheitsressorts.“
Neben Sport und Gastronomie sollen mit Schutzkonzepten auch Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen mit bis zu 100 Personen zugelassen werden. Auch hier will der Senat gemeinsam mit der Branche zuvor die Details beraten. Überprüft werden soll zudem, wie Besuchsregelungen für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen wieder gelockert werden können. Für den Bereich der Pflege wird dazu derzeit eine Senatsvorlage zwischen den zuständigen Ressorts Soziales und Gesundheit für kommende Woche abgestimmt.