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Sozialdeputation Bestandsaufnahme zur Pflege geplant

Zuletzt wurde im Jahr 2015 die Situation der Pflege im Land Bremen umfassend beschrieben. Nun soll im nächsten Jahr die Versorgung mit Pflegeangeboten in jedem Stadtteil noch detaillierter erfasst werden.
05.09.2021, 06:00 Uhr
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Bestandsaufnahme zur Pflege geplant
Von Timo Thalmann

Eine Tagespflege im Bremer Westen? Fehlanzeige. In Findorff und Walle gibt es dafür keinen einzigen Platz. Dafür sind Borgfeld und Oberneuland gut versorgt: Hier kommen 28 Tagespflegeplätze auf 1000 Einwohner über 80 Jahre, während der Bremer Durchschnitt bei 14 liegt. Aber möglicherweise ist das inzwischen auch ganz anders, denn die Zahlen stammen aus dem Pflegestrukturbericht von 2015 und neuere Auswertungen gibt es nicht.

Vor diesem Hintergrund ist die Sozialdeputation bei ihrer jüngsten Sitzung einstimmig dem Vorschlag der Sozialbehörde gefolgt, im kommenden Jahr rund 100.000 Euro in eine aktuelle und umfassende Bestandsaufnahme der Situation der Pflege im Land Bremen zu investieren. Voraussichtlich 2023 wird dann nach acht Jahren ein neuer Pflegestrukturbericht vorliegen.

Er soll noch detaillierter die Entwicklung der Pflegebedürftigkeit und den Stand der Versorgung nachzeichnen als der vorherige Bericht. Das Ziel ist, herauszufinden, welche Bedarfe aktuell und künftig bestehen und mit welchen Angeboten diese Bedarfe gedeckt werden können. Erstmals will die Verwaltung dafür zum Beispiel bei der Anzahl der Einrichtungen und Plätze von Tages- und Kurzzeitpflege sowie dauerhafter stationärer Unterbringung zwischen privaten und gemeinnützigen Anbietern unterscheiden. Auch die Zahl der Angehörigen, die Eltern und Großeltern zu Hause betreuen, will man erstmals stadtweit sowie in allen Stadtteilen möglichst genau ermitteln.

"Die Familienangehörigen sind vermutlich noch immer das größte Pflegeheim in der ganzen Republik", sagt Birgitt Pfeiffer (SPD), Vorsitzende der Sozialdeputation. Daher sei zum Beispiel die Versorgung unweit des jeweiligen Wohnortes mit qualifizierten Angeboten der Tages- und Kurzzeitpflege sehr wichtig, um diese pflegenden Angehörigen zu entlasten. "Dafür brauchen wir einen Überblick zur aktuellen Situation, aber im Nachgang auch Instrumente, um politisch besser zu steuern, in welchen Quartieren sich zusätzliche Angebote entwickeln sollen."

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Pfeiffer verweist auf ein Arbeitspapier der Bremer Sozialdemokraten, das zusätzliche quartiersbezogene Pflegebudgets aus Mitteln der Pflegeversicherung fordert. Abhängig vom örtlichen Bedarf sollen die Kommunen in eigener Verantwortung darüber entscheiden, ob das Geld in stationäre oder ambulante Angebote investiert werde. „Aktuell ist das vollständig dem Markt überlassen“, kritisiert Pfeiffer.

Auch Sigrid Gröhnert (CDU) hat mit ihren Fraktionskollegen dem gewünschten neuen Pflegestrukturbericht am Ende zugestimmt, hätte aber eine wesentlich umfangreichere Bestandsaufnahme im Sinne eines vollständigen Altenberichts bevorzugt. "Die gab es zuletzt 1997 und 2007. Unsere entsprechenden Anträge, diese Berichte weiterhin alle zehn Jahren fortzuschreiben, wurden 2018 abgelehnt." Aus ihrer Sicht springt der Pflegebericht zu kurz, weil er den gesamten Bereich der Prävention außen vorlässt. "Er soll den möglichen Pflegebedarf bis 2035 prognostizieren, ohne zu berücksichtigen, wie sich dieser Bedarf mindern lässt." Es gebe in dieser Richtung zwar vielfältige Aktivitäten und Projekte in den Stadtteilen, die zum Teil auch untereinander gut vernetzt seien, aber eine koordinierte und überprüfbare Steuerung dieser Altenarbeit fehle.

"Aufsuchende Altenarbeit von Ehrenamtlichen, die Angebote der Begegnungsstätten oder zahlreiche Projekte zur Barrierefreiheit sowie zum Beispiel der Seniorensport gehören für mich aber zur Bestandsaufnahme der Pflegesituation dazu", sagt Gröhnert. Der jetzt geplante Bericht setze erst an, wenn die Betroffenen bereits im System der Pflege angekommen sind, bemängelt sie. Der Verweis auf fehlende Haushaltsmittel für die umfangreichere Analyse überzeugt Gröhnert nicht. "Für andere Aktivitäten ist ja auch Geld da."

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