Ein warmes Mittagessen und Brötchen, frisches Obst und Gemüse, dazu Kaffee, Nachtisch und ein offenes Ohr. Mehrmals die Woche verteilen die Bremer Suppenengel Mahlzeiten an Obdachlose und Bedürftige – derzeit an fünf Standorten im Stadtgebiet, die sie mit speziellen Lastenrädern anfahren. Bis zu 250 Menschen nehmen das kostenlose Angebot des Vereins jedes Mal wahr. „Wir sind ein kleines Unternehmen“, sagt Resi Reinke. Eines, das sich voll über Spenden finanziert. Während sich gut 50 Helferinnen und Helfer vor Ort um das Wohl der Menschen kümmern, lenkt Reinke als erste Vorsitzende der Suppenengel die Arbeit der Organisation im Hintergrund. „Ich bin nur vor Ort, wenn Not am Mann ist“, sagt sie. So hätten es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch lieber, denn die Aufgaben seien klar verteilt. Auch Reinke weiß, was für sie zu tun ist. Ihre derzeit größte Herausforderung: Sie muss einen neuen, dauerhaften Standort für die Suppenengel finden.
Das Thema Unterkunft ist eines, das Reinke seit den frühen Zeiten ihrer Berufslaufbahn begleitet. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitet sie von 1978 bis 1981 in der Wohnungshilfe. Es ist eine Zeit, in der sie viel zu sehen bekommt, wie sie sagt. „Ich kannte so etwas nicht. Ich bin in einem gut sortierten Elternhaus aufgewachsen.“ Im ersten Jahr sei die Arbeit spannend gewesen, im zweiten habe sie ihre Eindrücke sortieren müssen, sagt Reinke. „Im dritten Jahr muss man Abstand gewinnen.“
Mit 70 steigt Reinke aus dem aktiven Geschäft aus
Den bekommt sie damals: Reinke wird an der Universität angenommen und studiert Jura. „Ich wollte Karriere machen.“ Sie fängt an, Shoppingcenter zu planen – von Bremen bis Sankt Petersburg. Sie hat die Chance, das zu machen, was sie gerne tut, erzählt Reinke: mit Menschen Verhandlungen zu führen. Auch am Roland-Center ist sie beteiligt. Es ist eine Zeit, in der Einkaufszentren boomen. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs steigt die Nachfrage in Mittel- und Osteuropa. „Ich habe diesen Job unheimlich gerne gemacht. Ich bin aber froh, dass ich raus bin. Die Zeiten haben sich geändert, das sieht man an der Innenstadt.“ Mit 70 Jahren steigt sie aus dem aktiven Geschäft aus – und ein in den Vorstand der Suppenengel. Dass der Schwerpunkt der Juristin im Immobilienrecht liegt, kommt ihr auch nach ihrer aktiven Zeit gelegen. Am Ende ihrer Karriere ist sie dorthin zurückgekehrt, womit sie angefangen hat: Menschen in Wohnungsnot zu unterstützen. Das macht sie neben ihrer Arbeit für die Suppenengel auch als Mitglied im Verbandsrat des Paritätischen, dem Dachverband für Organisationen, die in Bremen und Bremerhaven soziale Arbeit leisten. „Mir macht es Spaß, zu lenken und zu leiten. Ich möchte den Obdachlosen und Bedürftigen helfen.“
Im nächsten Jahr steht Reinke als Vorsitzende der Suppenengel wieder zur Wahl. „Mein Wunsch wäre es, dass es uns nicht geben müsste. Aber die Realität hat mich gelehrt, dass das eine Utopie ist.“ Die Probleme, die Reinke schon vor 40 Jahren gesehen hat, existierten noch heute. „Es gibt kaum preiswerten Wohnraum.“ So kommt es an auf die Spenden von Privatpersonen und Unternehmen – und Menschen wie Resi Reinke, die dafür sorgen, dass sie zu denen gelangen, die sie am dringendsten benötigen. Als sie ihren Posten angetreten habe, hätten die Suppenengel etwa einhundert Menschen pro Tag verköstigt, sagt Reinke. Mittlerweile seien es mehr als zweihundert. Erfahrungsgemäß werden es zum Ende des Monats mehr – dann, wenn das Geld knapper wird. Die Helferinnen und Helfer unterstützen Menschen auch bei Behördengängen und unterhalten eine Kleiderkammer, die derzeit allerdings geschlossen bleiben muss.
Im nächsten Jahr feiern die Bremer Suppenengel ihr 25-jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung treibt die Helfer immer wieder die Suche nach einem geeigneten Platz um, den sie als Küche, Lager und Kantine nutzen können. Den Grundstein der Arbeit legt Zia Hüttinger im Jahr 1997, als sie damit beginnt, Suppe in ihrer Wohnung zu kochen. Mit dem Rad bringt sie diese mehrmals in der Woche zum Hauptbahnhof, um sie an Obdachlose zu verteilen. Von Jahr zu Jahr wird das gemeinnützige Projekt größer, Hüttingers Küche reicht dafür nicht mehr aus. Ab Mitte der 2000er-Jahre können die Suppenengel die Lagerräume und Küche der St. Jakobi-Gemeinde am Neustädter Kirchweg nutzen. Einige Jahre funktioniert dieser Standort gut, auch wenn der Platz zunehmend knapp wird. Dann muss der Verein ausziehen, weil die Kirche die Räume für ihren Kindergarten nutzen möchte.
Nun arbeiten die Suppenengel in einem alten Bahngebäude, am linken Ende von Gleis 1. Es wäre ein guter Platz für den Verein, sich längerfristig einzurichten, sagt Reinke. Doch es bleibt eine provisorische Lösung: In zwei Jahren solle das Gebäude abgerissen werden. Immer wieder begegnen die Suppenengel der Aussage, dass man ihre Arbeit zwar schätze, aber sie doch bitte an einem anderen Ort stattfinden solle. Der Verein hat laut Renke Aussicht auf ein dauerhaftes Zuhause, allerdings gibt es auch dort noch einige Fragen zu klären. „Wir sind bemüht, dass sich der langersehnte Standort am Buntentor realisieren lässt“, sagt die Vorsitzende. Es gibt auch Lichtblicke: Im Februar dieses Jahres hat der Vereine die Zusage bekommen, alte Lagerräume des Umweltbetriebs Bremen am Wall, Ecke Doventor, nutzen zu können, als Garage für ihre Lastenräder. Sanitäre Anlagen für die Mitarbeiter gibt es dort auch. Bisher mussten die Suppenengel sie dezentral unterbringen.
Die Pandemie erschwert die Arbeit des Vereins und erhöht den Organisationsaufwand der Helferinnen und Helfer. Ihre Kantine im Gleis 1 mussten die Suppenengel coronabedingt im März vergangenen Jahres schließen. Stattdessen konnten sie bis zum Sommer ein Versorgungszelt auf der Bürgerweide einrichten, ihr „Umsonst-Supermarkt-Zelt“. Nach eigenen Angaben haben die Helfer in über vier Monaten etwa 18.000 Menschen im Zelt gehabt, die sie mit gut 20 Tonnen gespendeter Lebensmittel und rund 10.000 warmen Mahlzeiten zum Mitnehmen versorgen konnten.
Statt an einer zentralen Ausgabe geben sie die Mahlzeiten nun über das Stadtgebiet verteilt aus – an fünf Stellen sowie mobil in einigen Stadtteilen. So sind die Helferinnen und Helfer in der Lindenhofstraße in Gröpelingen, auf dem Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt, am Wall an der Ecke zum Herdentorsteinweg, auf dem Bahnhofsvorplatz sowie auf dem Nelson-Mandela-Platz anzutreffen. Dafür haben sie vergangenes Jahr ihre Flotte an Lastenrädern erweitert, mit Unterstützung des Sozialressorts. Und auch im Winter mussten die Suppenengel die Menschen draußen versorgen. „Ich hoffe, dass wir die Menschen diesen Winter wieder unter einem Dach verköstigen können“, sagt Reinke.
Lebensinhalt und zweites Zuhause
Nicht nur nach außen wirkt die Arbeit der Suppenengel, sondern auch in den Verein hinein, erzählt sie. „Wir geben Menschen hier ein zweites Zuhause und einen Lebensinhalt.“ Einige nutzten ihr Engagement, um Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. So bietet der Verein zum Beispiel geförderte Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose. Die Stabilität, die die Männer und Frauen im Verein finden, würden sie an die Menschen auf der Straße weitergeben, sagt Reinke. „Wir sind eine gute Gemeinschaft hier.“
Ein warmes Mittagessen und Brötchen, frisches Obst und Gemüse, dazu Kaffee, Nachtisch und ein offenes Ohr. Mehrmals die Woche verteilen die Bremer Suppenengel Mahlzeiten an Obdachlose und Bedürftige – derzeit an fünf Standorten im Stadtgebiet, die sie mit speziellen Lastenrädern anfahren. Bis zu 250 Menschen nehmen das kostenlose Angebot des Vereins jedes Mal wahr. „Wir sind ein kleines Unternehmen“, sagt Resi Reinke. Eines, das sich voll über Spenden finanziert. Während sich gut 50 Helferinnen und Helfer vor Ort um das Wohl der Menschen kümmern, lenkt Reinke als erste Vorsitzende der Suppenengel die Arbeit der Organisation im Hintergrund. „Ich bin nur vor Ort, wenn Not am Mann ist“, sagt sie. So hätten es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch lieber, denn die Aufgaben seien klar verteilt. Auch Reinke weiß, was für sie zu tun ist. Ihre derzeit größte Herausforderung: Sie muss einen neuen, dauerhaften Standort für die Suppenengel finden.
Das Thema Unterkunft ist eines, das Reinke seit den frühen Zeiten ihrer Berufslaufbahn begleitet. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitet sie von 1978 bis 1981 in der Wohnungshilfe. Es ist eine Zeit, in der sie viel zu sehen bekommt, wie sie sagt. „Ich kannte so etwas nicht. Ich bin in einem gut sortierten Elternhaus aufgewachsen.“ Im ersten Jahr sei die Arbeit spannend gewesen, im zweiten habe sie ihre Eindrücke sortieren müssen, sagt Reinke. „Im dritten Jahr muss man Abstand gewinnen.“
Den bekommt sie damals: Reinke wird an der Universität angenommen und studiert Jura. „Ich wollte Karriere machen.“ Sie fängt an, Shoppingcenter zu planen – von Bremen bis Sankt Petersburg. Sie hat die Chance, das zu machen, was sie gerne tut, erzählt Reinke: mit Menschen Verhandlungen zu führen. Auch am Roland-Center ist sie beteiligt. Es ist eine Zeit, in der Einkaufszentren boomen. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs steigt die Nachfrage in Mittel- und Osteuropa. „Ich habe diesen Job unheimlich gerne gemacht. Ich bin aber froh, dass ich raus bin. Die Zeiten haben sich geändert, das sieht man an der Innenstadt.“ Mit 70 Jahren steigt sie aus dem aktiven Geschäft aus – und ein in den Vorstand der Suppenengel. Dass der Schwerpunkt der Juristin im Immobilienrecht liegt, kommt ihr auch nach ihrer aktiven Zeit gelegen. Am Ende ihrer Karriere ist sie dorthin zurückgekehrt, womit sie angefangen hat: Menschen in Wohnungsnot zu unterstützen. Das macht sie neben ihrer Arbeit für die Suppenengel auch als Mitglied im Verbandsrat des Paritätischen, dem Dachverband für Organisationen, die in Bremen und Bremerhaven soziale Arbeit leisten. „Mir macht es Spaß, zu lenken und zu leiten. Ich möchte den Obdachlosen und Bedürftigen helfen.“
Im nächsten Jahr steht Reinke als Vorsitzende der Suppenengel wieder zur Wahl. „Mein Wunsch wäre es, dass es uns nicht geben müsste. Aber die Realität hat mich gelehrt, dass das eine Utopie ist.“ Die Probleme, die Reinke schon vor 40 Jahren gesehen hat, existierten noch heute. „Es gibt kaum preiswerten Wohnraum.“ So kommt es an auf die Spenden von Privatpersonen und Unternehmen – und Menschen wie Resi Reinke, die dafür sorgen, dass sie zu denen gelangen, die sie am dringendsten benötigen. Als sie ihren Posten angetreten habe, hätten die Suppenengel etwa einhundert Menschen pro Tag verköstigt, sagt Reinke. Mittlerweile seien es mehr als zweihundert. Erfahrungsgemäß werden es zum Ende des Monats mehr – dann, wenn das Geld knapper wird. Die Helferinnen und Helfer unterstützen Menschen auch bei Behördengängen und unterhalten eine Kleiderkammer, die derzeit allerdings geschlossen bleiben muss.
Im nächsten Jahr feiern die Bremer Suppenengel ihr 25-jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung treibt die Helfer immer wieder die Suche nach einem geeigneten Platz um, den sie als Küche, Lager und Kantine nutzen können. Den Grundstein der Arbeit legt Zia Hüttinger im Jahr 1997, als sie damit beginnt, Suppe in ihrer Wohnung zu kochen. Mit dem Rad bringt sie diese mehrmals in der Woche zum Hauptbahnhof, um sie an Obdachlose zu verteilen. Von Jahr zu Jahr wird das gemeinnützige Projekt größer, Hüttingers Küche reicht dafür nicht mehr aus. Ab Mitte der 2000er-Jahre können die Suppenengel die Lagerräume und Küche der St. Jakobi-Gemeinde am Neustädter Kirchweg nutzen. Einige Jahre funktioniert dieser Standort gut, auch wenn der Platz zunehmend knapp wird. Dann muss der Verein ausziehen, weil die Kirche die Räume für ihren Kindergarten nutzen möchte.
Nun arbeiten die Suppenengel in einem alten Bahngebäude, am linken Ende von Gleis 1. Es wäre ein guter Platz für den Verein, sich längerfristig einzurichten, sagt Reinke. Doch es bleibt eine provisorische Lösung: In zwei Jahren solle das Gebäude abgerissen werden. Immer wieder begegnen die Suppenengel der Aussage, dass man ihre Arbeit zwar schätze, aber sie doch bitte an einem anderen Ort stattfinden solle. Der Verein hat laut Renke Aussicht auf ein dauerhaftes Zuhause, allerdings gibt es auch dort noch einige Fragen zu klären. „Wir sind bemüht, dass sich der langersehnte Standort am Buntentor realisieren lässt“, sagt die Vorsitzende. Es gibt auch Lichtblicke: Im Februar dieses Jahres hat der Vereine die Zusage bekommen, alte Lagerräume des Umweltbetriebs Bremen am Wall, Ecke Doventor, nutzen zu können, als Garage für ihre Lastenräder. Sanitäre Anlagen für die Mitarbeiter gibt es dort auch. Bisher mussten die Suppenengel sie dezentral unterbringen.
Die Pandemie erschwert die Arbeit des Vereins und erhöht den Organisationsaufwand der Helferinnen und Helfer. Ihre Kantine im Gleis 1 mussten die Suppenengel coronabedingt im März vergangenen Jahres schließen. Stattdessen konnten sie bis zum Sommer ein Versorgungszelt auf der Bürgerweide einrichten, ihr „Umsonst-Supermarkt-Zelt“. Nach eigenen Angaben haben die Helfer in über vier Monaten etwa 18.000 Menschen im Zelt gehabt, die sie mit gut 20 Tonnen gespendeter Lebensmittel und rund 10.000 warmen Mahlzeiten zum Mitnehmen versorgen konnten.
Statt an einer zentralen Ausgabe geben sie die Mahlzeiten nun über das Stadtgebiet verteilt aus – an fünf Stellen sowie mobil in einigen Stadtteilen. So sind die Helferinnen und Helfer in der Lindenhofstraße in Gröpelingen, auf dem Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt, am Wall an der Ecke zum Herdentorsteinweg, auf dem Bahnhofsvorplatz sowie auf dem Nelson-Mandela-Platz anzutreffen. Dafür haben sie vergangenes Jahr ihre Flotte an Lastenrädern erweitert, mit Unterstützung des Sozialressorts. Und auch im Winter mussten die Suppenengel die Menschen draußen versorgen. „Ich hoffe, dass wir die Menschen diesen Winter wieder unter einem Dach verköstigen können“, sagt Reinke.
Nicht nur nach außen wirkt die Arbeit der Suppenengel, sondern auch in den Verein hinein, erzählt sie. „Wir geben Menschen hier ein zweites Zuhause und einen Lebensinhalt.“ Einige nutzten ihr Engagement, um Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. So bietet der Verein zum Beispiel geförderte Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose. Die Stabilität, die die Männer und Frauen im Verein finden, würden sie an die Menschen auf der Straße weitergeben, sagt Reinke. „Wir sind eine gute Gemeinschaft hier.“