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Kurz vor Ferienstart Bremer Oberschule: Zu wenig Schüler, deshalb kein Unterricht

Die nahenden Sommerferien zeigen Wirkung: Die Zahl der anwesenden Schüler in einer zehnten Klasse einer Bremer Oberschule war ziemlich überschaubar. Daraus hat die Schulleitung Konsequenzen gezogen.
01.07.2023, 05:00 Uhr
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Bremer Oberschule: Zu wenig Schüler, deshalb kein Unterricht
Von Frank Hethey

Kurz vor dem Start der Sommerferien nehmen es offenbar einige Eltern mit der Schulpflicht nicht mehr so genau. Auch eine Bremer Oberschule hat jetzt Fünfe gerade sein lassen: Weil nur fünf von 26 Schülern zum Unterricht erschienen waren, sind die verbliebenen Schüler einer zehnten Klasse am Montag vorzeitig nach Hause geschickt worden. Die Bildungsbehörde sieht darin kein Fehlverhalten: Die Maßnahme sei mit der Schulleitung abgestimmt gewesen. Der Zentralelternbeirat (ZEB) nimmt die Behördenlinie "belustigt" zur Kenntnis, wie es dessen Sprecher Martin Stoevesandt formulierte.

Aus Sicht der Bildungsbehörde kann es Situationen geben, die ein früheres Unterrichtsende legitimieren. "Allerdings muss die Schulleitung ein vorzeitiges Unterrichtsende genehmigen", sagt Ressortsprecherin Maike Wiedwald. Das sei im betreffenden Fall geschehen, zur Kompensation der ausgefallenen Unterrichtszeit hätten die Schüler für Zuhause auch noch Aufgaben mitbekommen. Fazit: "Der formale Weg ist in diesem Fall eingehalten worden." Die Schule habe sich deshalb nichts vorzuwerfen. Gleichwohl handele es sich um einen Ausnahmefall. "In der Regel werden Schülerinnen und Schüler nicht vorzeitig nach Hause geschickt."

Das ist schon ein bisschen lustig und schräg.
Elternsprecher Stoevesandt

Gelassen, aber leicht befremdet reagiert der scheidende Elternsprecher Stoevesandt. Bisher sei die Diskussion immer genau umgekehrt verlaufen. "Wenn Eltern mit ihren Kindern früher in den Urlaub wollten, hat die Behörde immer einen Megaaufstand geprobt", sagt er. Und nun sei es also völlig in Ordnung, den Unterricht vorzeitig zu beenden. "Das ist schon ein bisschen lustig und schräg." Von der großen Zahl abwesender Schüler ist Stoevesandt nach eigenem Bekunden "überhaupt nicht überrascht". Kurz vor den Ferien komme derlei immer wieder gehäuft vor, es handele sich um einen alten Erfahrungswert.

Indessen gibt es keine handfesten Hinweise für eine massive Häufung abwesender Schüler kurz vor Ferienbeginn. Der Bildungsbehörde liegen dazu keine Zahlen vor. Erkundigt man sich bei den Schulen, wird der landläufige Eindruck nicht bestätigt, Eltern verabschiedeten sich mit ihren Kindern gern schon ein wenig früher in den Urlaub. "Abstinenzen in den Jahrgängen 5 bis 9 sind definitiv nicht auffällig", sagt Achim Kaschub, Leiter der Oberschule an der Hermannsburg in Huchting. Im gleichen Sinne äußert sich seine Kollegin Claudia Dreyer vom Gymnasium an der Hamburger Straße. "Von derlei Erfahrungen an unserer Schule können wir nicht berichten."

Die Schülerinnen und Schüler des zehnten Jahrgangs sind zumeist 15 oder 16, einige auch 17 Jahre alt. In den Bremer Oberschulen starten die Ferien für sie bereits drei Tage vor dem offiziellen Ferienbeginn – schon an diesem Freitag wurden sie mit der Zeugnisvergabe in die Ferien entlassen, sie müssen nicht bis kommenden Mittwoch warten wie alle anderen Schüler mit Ausnahme der Abiturienten, deren Schulpflicht nach den Prüfungen als erfüllt gilt.

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Dreyer macht auf den Spannungsabfall bei einer zehnten Abschlussklasse aufmerksam. Die Prüfungen seien geschrieben, die Noten stünden fest, die Zeugniskonferenzen seien gelaufen. "Nun ist den Schülerinnen und Schülern vermutlich klar, dass es kaum noch eine Handhabe bei Fehlzeiten gibt, jedenfalls keine, die sich nachhaltig auf die Leistungsbewertung oder die weitere Schulzeit auswirken könnte." Das werde wohl mit dem Segen der Eltern ausgenutzt. So sieht es auch Elternsprecher Stoevesandt: "Fernbleiben kurz vor den Ferien geht nicht, ohne dass es von den Eltern gedeckt wird."

Dass kurz vor Ferienbeginn kein strammer Unterricht mehr stattfindet, ist in deutschen Schulen gang und gäbe. Da im zehnten Jahrgang alle Noten schon feststünden, gebe es in der letzten Woche nur noch Aktionen und Ausflüge, sagt Kaschub. "Das ist für die Schülerinnen und Schüler so interessant, da das die letzten gemeinsamen Tage als Klasse sind, dass viele Schülerinnen und Schüler teilnehmen."

Ähnlich lauten die Erfahrungswerte von Dreyer. "Auch wenn die Noten mittlerweile feststehen, kommt da niemand auf die Idee, in der letzten Schulwoche nicht mehr zum Unterricht zu kommen." Meist würden in dieser Zeit Exkursionen und Projekte angeboten. Alle freuten sich darauf, keiner wolle sie verpassen.

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