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Wohnberatung für Menschen mit Einschränkungen Komfort für alle

Der Verein "kom.fort" zeigt älteren oder behinderten Bremerinnen und Bremern Möglichkeiten auf, wie sie Barrieren in der Wohnung abbauen können und hilft auch bei der Suche nach einer neuen Bleibe.
15.03.2022, 06:00 Uhr
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Von Matthias Holthaus

Menschen möglichst lange ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und Barrieren abzubauen, die das verhindern: Dieses Ziel verfolgt der Verein kom.fort. „Wir beraten über Barrierefreiheit und bieten eine Wohnberatung für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung an", erklärt die Vereinsvorsitzende Meike Austermann-Frenz, die auch die Utbremer Beratungsstelle leitet.

Dazu gehöre auch eine Wohnagentur, ergänzt Finja Padubrin, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig ist. „Wenn Anpassungen der Wohnungen nicht möglich sind, gibt es Unterstützung bei der Suche nach rollstuhlgerechtem Wohnraum. Dafür kooperieren wir mit der Wohnungswirtschaft.“

Förderer vom Fach

Unterstützt wird der Verein von der Architektenkammer, der Senatorin für Soziales und der Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Fördermitglieder sind unter anderem die Wohnungsbaugesellschaften Gewoba und Brebau, Haus & Grund oder die Bremer Heimstiftung. Gebündelte Kompetenz also. Diese wird auch dadurch sichtbar, dass drei Architektinnen im Vorstandsteam vertreten sind.

Die konzeptionelle und politische Seite der Wohnagentur ist das 2018 entstandene „R-Wohnung“-Projekt: „Dabei geht es um rollstuhlgerechten Wohnraum“, sagt Meike Austermann-Frenz. „Damit sichergestellt ist, dass zukünftig nicht nur kleine Wohnungen gebaut werden, sondern auch Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, entsprechenden Wohnraum bekommen.“

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Dafür wurden ihr zufolge Quoten in Bremen eingeführt. „Bei Neubauten mit acht Wohnungen muss eine Wohnung rollstuhlgerecht sein, bei Neubauten mit 20 neuen Wohnungen müssen es zwei Rollstuhlwohnungen sein", erklärt die Wohnberaterin. 

Mittlerweile hat der Verein ein großes Netzwerk aufgebaut. Er ist in Kontakt mit Sozialdiensten, Pflegestützpunkten, dem Verein „Selbstbestimmt leben“ und mit Behindertenverbänden. „Eben alle, die mit älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen zu tun haben“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Auch in der Vermittlerrolle

Zur Beratungsstelle kommen zum Beispiel Menschen, die schon lange im Rollstuhl sitzen und die Wohnung wechseln möchten. Auch solche, die über kurz oder lang auf den Rollstuhl angewiesen sein werden, könnten sich dort melden, betont Meike Austermann-Frenz: „Dann versuchen wir, zwischen den Interessenten und den Anbietern zu vermitteln.“

Allerdings würden sowohl Vermietende als auch die Wohnungswirtschaft den Verein noch nicht gut kennen, räumt sie ein. „Dabei ist es sehr wichtig, dass uns rollstuhlfähige Wohnungen gemeldet werden“, betont Finja Padubrin. „Vor allen Dingen auch für Familien, die vier Zimmer und mehr benötigen.“ Manchmal seien es Kinder, die im Rollstuhl säßen und irgendwann nicht mehr herausgetragen werden könnten. "In der Konsequenz können diese Kinder dann das Haus nicht mehr verlassen", führt sie aus. "Das finde ich schlimm. Deswegen ist es uns ein Anliegen, Lösungen anzubieten.“

Dieser Umstand gelte auch für ältere Menschen, die im ersten Stock ihren Lebensabend verbringen wollten, wirft Meike Austermann-Frenz ein. Geprüft wird dann zum Beispiel die Frage, ob ein Treppenlift eingebaut werden kann. Dazu gebe es Hausbesuche. Vor Ort würde zudem auch nach Türschwellen oder dem Ausstieg auf den Balkon geschaut. "Das Bad ist auch ein zentrales Thema."

Mittlerweile kommen die Menschen auch präventiv. Zum Beispiel, wenn sie in einem Altbremer Haus wohnen. Dann macht der Verein einen Haus-Check und schaut, was getan werden kann und wie das zu finanzieren ist. „Bremer Häuser sind schwer umzubauen“, sagt Finja Padubrin. „Oft sind die Küchen im Souterrain, die Treppen sind schmal." Und für den Lifteinbau müsste der Brandschutz berücksichtigt werden.

Meist hätten die Besucher ein konkretes Anliegen, erzählt sie. Vielfach würden sich auch Angehörige informieren. Der Verein biete aber auch Gruppenführungen durch die vereinseigene Ausstellung an. Sie kommen häufig von Begegnungsstätten, Kirchengemeinden, Pflegeschulen oder sind Selbsthilfegruppen.

Praktische Beispiele

Die Ausstellung selbst führt Besuchern mögliche Erleichterungen durch praktische Beispiele vor Augen: Besucher können einen Treppenlift ausprobieren und einen Eindruck von einer komplett aufgebauten barrierefreien Küche und einem barrierefreien Bad bekommen.

Verkaufen will der Verein jedoch nichts, sondern bewegungseingeschränkten Menschen helfen, das beste Produkt für sich zu finden. „Unser Motto lautet: Kleine Maßnahme, große Wirkung“, sagt Meike Austermann-Frenz. „Kleine Maßnahmen unterstützen häufig die Selbstständigkeit.“ Dazu gehört unter anderem eine Steckdose mit praktischer Auswurfhilfe, die seitlich zu öffnende Backofentür oder Glasböden im Küchenschrank, sodass auch von unten auf den ersten Blick zu sehen ist, was im Schrank steht.

Der Bereich Smarthome soll in der Beratungsstelle ebenfalls ausgebaut werden: „Internetaffine Menschen kommen ins Alter“, sagt Finja Padubrin. Meike Austermann-Frenz formuliert den Anspruch des Vereins in einem Satz: „Eigentlich geht es um Komfort für alle.“

Info

Der Verein „kom.fort – Beratung für barrierefreies Bauen und Wohnen“, Landwehrstraße 44, ist unter der  Telefonnummer 0421/ 79 01 10 oder per E-Mail an info@kom-fort.de zu erreichen. Weiter Informationen gibt es online unter https://www.kom-fort.de.

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