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Bremer Weihnachtsmarkt Erste Schausteller-Bilanz: "Wir vermissen die Stammgäste"

Mit Abstand, 2G-Regeln und Kontrollen: Am ersten Adventswochenende strömten die Besucher nach verhaltenem Start auf den Bremer Weihnachtsmarkt. Aber nicht alle Schausteller sind glücklich. Eine erste Bilanz.
28.11.2021, 19:56 Uhr
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Erste Schausteller-Bilanz:
Von Pascal Faltermann

Mit Abstand, 2G-Regeln und Kontrollen: Am ersten Adventswochenende strömten die Besucher auf den Bremer Weihnachtsmarkt. Aber nicht alle Schausteller sind glücklich. Eine erste Bilanz.

30 Jahre lang war der Feuerzangenbowle-Stand direkt am Schütting an der Ecke zur Langenstraße aufgebaut. Doch wegen der Corona-Auflagen ist der stark frequentierte Traditionsausschank umplatziert worden. Wer das Heißgetränk aus Tonbechern trinken möchte, muss bis zum Ansgarikirchhof laufen. Dort ist es am Sonntagnachmittag ruhig und fast leer. Die gut 600 Meter vom Marktplatz bis zum neuen Standort legen nur wenige Besucher zurück.

"Wir vermissen die Stammgäste"

"Wir vermissen die Stammgäste, die zahlreichen bekannten Gesichter, die jedes Jahr zum alten Standort kamen", sagt Anja Hadler-Struß, die seit 27 Jahren für den Betrieb arbeitet. "Für uns ist es ehrlich gesagt eine Katastrophe, das tut schon weh", sagt Geschäftsführer Simon Fischer, der aus einer Bremer Schausteller-Familie stammt und den Stand seiner Tante Heike Fischer betreibt. An der Bude, an der sich sonst Menschentrauben bildeten, fehlt nicht nur das Laufpublikum. Was den Umsatz angeht, sei das ein geringer Prozentsatz im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit, sagt Fischer. Momentan zahle er aus eigener Tasche drauf, damit sein Personal das Gehalt bekomme. Aus Gründen des Infektionsschutzes kann er verstehen, dass um den Ausschank herum mehr Platz gebraucht werde. Mit dem neuen Standort ist er aber nicht glücklich, auch wenn es abends eine Lichtinstallation am Gebäude der Handwerkskammer gebe. Sein größter Wunsch: Ohne Corona wieder an den alten Platz.

Dankbare Kunden

Ringe, Ketten, Ohrstecker und Armbänder aus Silber, dazu Taschen und Portemonnaies aus Büffelleder sind an dem etwa sechs Quadratmeter großen Stand zu finden. Janice Kämpfer und ihre Mutter Martina verkaufen seit ein paar Jahren regelmäßig Schmuck beim "Schlachte-Zauber" an der historischen Uferpromenade an der Weser. "Wir haben in der vergangenen Woche bemerkt, dass weniger los ist", sagt Janice Kämpfer. Erst am Wochenende seien mehr Menschen unterwegs gewesen. Kleinere Ansammlungen würden sich nach einer kurzen Bitte sofort wieder auflösen.

"Die Kunden sind total nett, freundlich und halten sich an die Regeln", sagt die Verkäuferin. Vor allem seien die Menschen sehr dankbar, dass die Schausteller und Budenbetreiber überhaupt geöffnet hätten. Wer an dem Stand Schmuck anfassen oder anprobieren möchte, muss sich die Hände desinfizieren. Abstand und Maskenpflicht gelten ohnehin.

Glühwein-Ausschank kurzzeitig gestoppt

Auf einmal war Stopp. Die Rollläden am Glühweinstand des Ratskellers, der am Schoppensteel zwischen Unser Lieben Frauen Kirche und Rathaus steht, mussten heruntergelassen werden. Kein Ausschank, kein Glühwein mehr für die Besucher des Bremer Weihnachtsmarktes. So passierte es am Wochenende gleich zweimal, als der Andrang zu groß wurde. „Unsere Gäste hatten aber alle Verständnis, das sind die Regeln“, sagt Jan Reunitz vom Ratskeller.

In den Auflagen für den Weihnachtsmarkt heißt es: „Entstehen in Stoßzeiten an den Ausschankbetrieben, beziehungsweise auf den Aufenthaltsflächen, nicht vertretbare Menschenansammlungen, erfolgt eine Begrenzung der Becher- und Gläserausgabe oder eine zeitweise Schließung der Ausgabe.“ Dieser Fall trat ein. Doch Reunitz und sein Team nehmen es mit Gelassenheit. Die Kontrolle der 2G-Bändchen laufe gut. „Wir haben sehr angenehme Gäste und bekommen viel positives Feedback“, sagt der Glühwein-Verkäufer. Was in diesem Jahr bislang am meisten über den Tresen geht? „Der weiße Glühwein läuft besser als der rote“, sagt Reunitz.

Neben den Ausschankbuden der Schnoor-Schänke und der Feuerzangenbowle muss auch der Ratskeller für einen eigenen Sicherheitsdienst sorgen, der Abstände und Maskenpflicht kontrolliert. Am Freitag und Sonnabend waren zudem zahlreiche Einsatzkräfte von Ordnungsamt und Polizei unterwegs.

Ein Lächeln ins Gesicht zaubern

Schnell rührt Petra Ahrend den Stab durch den silbernen Topf. Der flüssige Zucker erstarrt zu feinen Fäden, die rosafarbene Zuckerwatte wickelt sich immer dicker auf. Dann drückt die Schaustellerin einem strahlenden Kind die Süßware in die Hand. „Das ist es, das ist unser Leben. Den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt die Budenbetreiberin.

Seit 40 Jahren ist sie als Schaustellerin unterwegs, genauso lange wohnt die in Schleswig-Holstein geborene Frau mittlerweile in Bremen. In der vierten Generation führt sie die Geschäfte fort. Ihre Familie betrieb früher einen kleinen Zirkus, mittlerweile besitzen sie einen Musikexpress und Autoscooter. Ahrend ist fünffache Mutter und hat zwölf Enkelkinder – alles „Schausteller-Kinder“.

Obwohl sie es eigentlich nicht machen muss, gibt Ahrend an ihrem „Zum Nussknacker“-Stand die 2G-Bändchen raus, kontrolliert Impf-Zertifikate und Ausweise. Die Bänder gibt es laut Vorschrift nur für Geimpfte und Genesene. An ihrem Stand arbeiten alle mit Maske, was nach mehreren Stunden allerdings anstrengend werde. „Wir wünschen uns doch alle eine angenehme Adventszeit“, sagt Ahrend. Doch sie stelle fest, dass die Vorschriften und Regeln für die Besucher nervig und zur Last werden können. „Die Kunden sind alle sehr vorsichtig und zurückhaltend“, sagt die Schaustellerin und reicht gebrannte Mandeln, wahlweise auch „Irish Coffee"- und "Meersalz-Mandeln“ über den Tresen. Hinter all den Lebkuchenherzen, die von der Decke hängen, ist Ahrend nicht immer sofort zu sehen.

Die erste Woche Weihnachtsmarkt sei eher schleppend angelaufen, erst zum Wochenende hin seien dann mehr Besucher gekommen. Der Sonnabend habe sie positiv überrascht, sagt Ahrend. Auch wenn dieser sehr verregnet gewesen sei.

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