Es klingt wie ein Akt aus dem Kuriositätenkabinett: Für die im vergangenen Herbst von Bremen nach Bremerhaven dauerhaft verholte „Schulschiff Deutschland“ wird in der Seestadt nun eine Baugenehmigung verlangt. Begründung: das Schiff liege dauerhaft an einem Platz und fahre nicht. Daran hatte in Bremen offenbar niemand gedacht und auch in Bremerhaven zeigt sich die Behörde bis hinauf zum Oberbürgermeister selbst verwundert.
Beschwerde über Liegeplatz
Auf den Tisch kam offenbar alles deswegen, weil sich einige Anwohner aus den komfortablen Wohnquartieren am Neuen Hafen über den Liegeplatz des schmucken Großseglers beschwerten (wir berichteten). „Die Besucherinnen und Besucher können vom Achterschiff direkt in unser Wohnzimmer schauen“, beklagte sich eine Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Ganz allein ist die Frau mit ihrem Standpunkt nicht. Auch einige wenige andere Anwohner empfinden die „erdrückende Präsenz“ des Dreimasters vor ihrer Haustür als eher unangenehm.
Doch hört man in Bremerhaven auch ganz andere Meinungen. Zum Beispiel die: Wer in voller Absicht an einen Hafen ziehe, dürfe sich auch nicht wundern, wenn darin Schiffe lägen. Wer das nicht wolle, müsse eben eine andere Bleibe suchen.
Baugenehmigung beantragt
Überrascht von den Forderungen nach einer Baugenehmigung zeigte sich auch Claus Jäger, Vorsitzender des Schulschiff-Vereins. Jäger fackelte allerdings nicht lange und brachte den Antrag auf Baugenehmigung auf den Weg. Die Genehmigung, verlautet inzwischen aus Behördenkreisen, sei wahrscheinlich ohnehin nur eine Formsache. Kontakt zu den Beschwerdeführern gab es vonseiten der Stadt bislang offenbar nicht. Und es sind wohl auch keine Gespräche geplant.