- Wie sieht das Konzept aus?
- Welchem Ziel dient die Investition?
- Sind weitere Maßnahmen geplant?
- Wie steht das Klimahaus wirtschaftlich da?
Das Klimahaus in Bremerhaven wird voraussichtlich Ende nächsten Jahres um eine Attraktion reicher sein. Geplant ist ein technisch aufwendiger Ausstellungsbereich "Wetterextreme" – ein aktuelles Thema von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Rund 11,7 Millionen Euro an Landesmitteln sollen nach jetzigem Stand in die neue Komponente des Klimahauses investiert werden. Die Haushaltspolitiker der Bürgerschaft haben das Geld am Dienstag freigegeben. Bremerhaven verspricht sich von dem Projekt neue Anziehungskraft für den in die Jahre gekommenen Touristenmagneten am Alten Hafen.
Wie sieht das Konzept aus?
Wetterextreme sollen für die Klimahaus-Besucher in der neuen Ausstellung, die eine Kombination aus Lernort und Vergnügungsattraktion darstellt, hautnah erfahrbar werden. Technischer Kern ist eine Hubplattform, auf der jeweils bis zu 40 Touristen die übereinander angeordneten Ausstellungsräume erleben. Ausgangspunkt der Schau wird ein "Wetterstudio" sein. Dieser Raum führt in die Welt der Extremwetter ein. Anschließend beginnt das zentrale Showerlebnis „Uplift“ in einem sogenannten Prolograum, von wo aus die Besuchergruppe die Plattform betritt. Vom ersten Extremwetterszenario aus schraubt sich die Plattform in die Höhe. Die zweite Ebene wird nicht betreten, sondern bietet von der Plattform aus ein 360°-Erlebnis mit weiteren Wetterextremen. Die Plattform kann sich neigen und rotieren, um die mediale Inszenierung noch intensiver zu machen. "Motive wie zum Beispiel ein Flug durch Wolken oder ein Hurrikan auf dem Ozean werden so mit weiteren Sinnen erfahrbar", liest man in einem Exposé der Ausstellungsdesigner "studio klv".
Die Fahrt endet auf der dritten Ebene mit einem Blick aus dem Weltall. Nach dem Verlassen der Plattform gelangt die Gruppe in den Ausstellungsraum „Augenzeugen“, wo das Erlebte vertieft wird. Wie gehen Menschen in unterschiedlichen Weltregionen mit Extremwetterlagen um? Wie können die Auswirkungen bewältigt werden? Um solche Fragen geht es dort. Die einzelnen Ebenen sind gespickt mit Spezialeffekten, die Wetterereignisse über Sinneseindrücke vermitteln, unter anderem durch Sprühnebel, Warm- und Kaltluft sowie Vibrations- und Kühlelemente in den Sitzen.
Welchem Ziel dient die Investition?
Auch die interessanteste Freizeiteinrichtung verliert irgendwann ihren Reiz, wenn sie nicht modernisiert wird. Das Klimahaus macht da keine Ausnahme. Seine Besucherzahlen nahmen schon vor der Pandemie jährlich im Schnitt um etwa 3,5 Prozent ab. Corona versetzte dann nicht nur dem Klimahaus, sondern dem Regionaltourismus in Bremerhaven insgesamt einen schweren Schlag. 2020 brach die Besucherzahl gegenüber dem Vorjahr um rund die Hälfte ein. Noch rund 233.000 Tickets wurden abgesetzt. 2021 sackte die Zahl abermals auf 210.000 ab. Ziel der jetzt geplanten Investition ist es, beim Besucherzuspruch wieder das Vor-Corona-Niveau zu erreichen und "Bremerhaven als Kompetenzregion über Fragen zum Klimawandel und Nachhaltigkeit zu stützen", heißt es in einer Senatsvorlage zur Mittelbewilligung. Ursprünglich war als Zielvorstellung definiert, über das Vor-Pandemie-Niveau von 457.000 weitere 60.000 Gäste zu gewinnen. Eine solch konkrete Zahl wird nun nicht mehr genannt.
Sind weitere Maßnahmen geplant?
Knapp eine Million Euro sollen in die Modernisierung der IT- und Medienausstattung des Klimahauses fließen. Zurzeit existiert dort noch ein Nebeneinander von digitalen und analogen Strukturen. Ziel der Investition ist es, "das Haus wieder auf ein einheitliches Funktions- und Erscheinungsbild zu bringen und so ein zukunftsfähiges Vermittlungskonzept zu etablieren", heißt es in dem Senatspapier. Nach außen wird die technische Modernisierung vor allem durch Lichteffekte sichtbar sein, mit denen die Außenhülle des Gebäudes bespielt werden soll.
Wie steht das Klimahaus wirtschaftlich da?
Rund 100 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln flossen in den Bau des Klimahauses, das 2009 an den Start ging. Es ist die mit Abstand erfolgreichste Touristenattraktion des kleinsten Bundeslandes – bis August 2021 lösten bereits 5,8 Millionen Besucher eine Eintrittskarte. Vor der Pandemie kam die Betreibergesellschaft deshalb auch ohne öffentliche Zuschüsse aus. Ob das so bleibt, hängt nicht zuletzt vom Erfolg der künftigen Extremwetterausstellung ab. Ob sich die Investition nicht nur für das Klimahaus selbst, sondern auch für die Seestadt und die Region tatsächlich rechnen wird, steht dahin. Eine aktuelle Berechnung auf der Basis der Investitionskosten hat "langfristig keine positiven fiskalischen Effekte ergeben", wird in dem Papier eingeräumt.