Wenn in Bremerhaven die Feuerwehr-Sirenen zu hören sind, zucken viele Bewohner nervös zusammen. In diesem Jahr hat es in ihrer Stadt bereits oft gebrannt – zu oft. Die Zahl der Brände in Bremerhaven ist 2017 deutlich gestiegen. Von Anfang Januar bis Ende Oktober musste die Feuerwehr insgesamt 473 Mal zu Brandeinsätzen im Stadtgebiet ausrücken. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 356 Einsätze. Das ergibt eine Differenz von 117 Bränden oder eine Steigerung von rund 33 Prozent. Die zahlreichen Fehlalarme, die fast 50 Prozent aller Einsätze ausmachen, sind aus diesen Zahlen bereits herausgerechnet.
Auch die Zahlen der Polizei belegen einen starken Anstieg der Branddelikte: In 205 Fällen (Stand: 14. Dezember) hat die Polizei in diesem Jahr Ermittlungen aufgenommen. 2016 waren es im ganzen Jahr nur 124. Die Polizei ermittelt auch bei Bränden mit natürlichen Ursachen, wie Blitzschlag oder technische Defekte, erklärt Nadine Laue von der Polizei Bremerhaven. Doch 125 der 205 Brände haben die Beamten als Straftaten eingestuft – darunter 26 Fälle von Sachbeschädigung durch Feuer und 99 fahrlässige oder vorsätzliche Brandlegungen.
Um ein noch genaueres Bild zu erhalten, hat der WESER-KURIER 127 Pressemitteilungen der Feuerwehr Bremerhaven von Januar bis Ende November 2017 ausgewertet und die Einsätze in einer interaktiven Karte verzeichnet. Sie zeigt die Brandeinsätze der Feuerwehr Bremerhaven von Januar bis Ende November 2017.
Wie ist die Karte zu lesen?
Rote Punkte stehen für Feuer aus ungeklärter Ursache und grüne Punkte für Fälle, bei denen es eine Erklärung gibt. Zoomen Sie weiter hinein, um mehr Details zu sehen - dann sehen Sie auch die dichtere Konzentration der Brände im Stadtteil Lehe. Mit Klicks auf die einzelnen Feuer-Symbole erhalten Sie weitere Informationen, etwa das Datum des Brandes und die Hintergründe.
Rechnet man die Brände durch technische Geräte oder Defekte an Autos während der Fahrt, Küchenbrände (zum Beispiel, weil Essen auf dem Herd vergessen wurde) oder auch rauchende Kamine aus den Daten der Feuerwehr heraus, bleiben noch 83 Feuer mit unklarer Ursache. Davon brach ein Großteil (68) im Stadtteil Lehe aus. Diese Beobachtung deckt sich mit den Aussagen der Polizei. Ihr zufolge brennt es im Norden der Stadt wesentlich häufiger; zwei Drittel der 205 registrierten Brände fanden dort statt.
Die Feuer, die die Polizei als Straftaten einstuft, brachen in Hausfluren oder Wohnungen, an Müll- und Altkleidercontainern, Autos und in Schrebergärten und Gartenlauben aus.
Die Gründe für die Häufung der Fälle in Lehe sind weiterhin unklar. Oft brannte es in sogenannten Schrottimmobilien, die nachts nicht verschlossen werden und zum Teil ein Müllproblem haben. Auch Gerüchte über einen fremdenfeindlichen Hintergrund kursierten, da in Lehe viele Menschen aus Rumänien oder Bulgarien leben (wir berichteten). Die Polizei hat eine Sonderkommission "Soko Feuer" eingerichtet.
Bisher treten die Ermittler weitgehend auf der Stelle. Anfang Dezember wurde ein 15-Jähriger aus Bremerhaven, der seit August als Verdächtiger in Untersuchungshaft saß, wieder freigelassen. Gegen ihn lägen nicht genügend Beweise vor, so die Begründung des Landgerichts Bremen. Die Staatsanwaltschaft hat dagegen Beschwerde eingelegt. Neue Erkenntnisse oder Verdächtige zu den Bränden in Bremerhaven gibt es nach Aussage eines Sprechers bisher nicht.