Die Boba-Perlen, nach denen "Boba & Friends" am Ostertorsteinweg benannt ist, lagern in runden Plastikbehältern in einem Regal im Hinterzimmer. Sie sind rot, orange, gelb, grün, dunkellila: Erdbeere, Maracuja, Pfirsich, Kiwi, Blaubeere. Es sind nicht die Bobas allein, die das ursprünglich taiwanesische Teegetränk in Bremen so beliebt machen, dass die Leute bis zu eine Stunde vor dem Laden warten. Aber ohne die gefüllten Fruchtsaftkugeln würden die knallig-bunten Kombinationen aus Tee, Sirup und Milch nicht so viele Herzchen bei Instagram bekommen. Und die sind für die zweite Erfolgswelle des Bubble Tea ziemlich wichtig.

13 Sorten Boba-Perlen gibt es bei dem Laden am Ostertorsteinweg zur Auswahl.
In der Küche kocht Geschäftsführer Danjie Zhao Tapioka-Kugeln in einem großen Edelstahltopf, bis sie eine gummiartige Konsistenz bekommen, gießt sie ab, mischt sie mit braunem Zucker. Auf einer anderen Platte zieht der Grüntee, bis zu 50 Liter verbraucht der Laden des 35-Jährigen und seines Geschäftspartners Tsu-Kuo Cheng am Tag. Mit Fruchtsirup, Eis und Bobas gemischt, entstehen daraus Bubble Teas, die sich perfekt für die Online-Inszenierung eignen.

Bis zu 50 Liter Grüntee verbraucht "boba & friends" täglich.
Blaubeertee mit rosafarbenen Kugeln, obendrauf eine leuchtend weiße Frischkäsecreme, im Hintergrund ein pink blühender Baum: ein Beitrag von "Boba & Friends" bei Instagram. Regelmäßig postet Zhaos Frau Bilder, täglich werden zusätzlich Fotos der zumeist jungen Kundschaft geteilt. Die Leute stehen Schlange, um den bis zu 5,50 Euro teuren Tee zu kaufen. "Letztes Jahr war der Ansturm nicht so groß wie dieses Jahr", erzählt Zhao. "In letzter Zeit warten die Leute 40 Minuten bis zu einer Stunde." Etwa eine Minute dauert es, einen Bubble Tea zu machen, drei Leute stehen dafür an der Theke. Viele bestellen gleich mehrere Getränke.
Wird die Wartezeit zu lang, geht jemand raus, bietet kleine Becher mit Tee an und schaut auch, ob die Abstandsregeln eingehalten werden. Eine Zeit ohne Corona hat der Laden, eröffnet im Juni 2020, nicht erlebt. Vielleicht ein Teil des bisherigen Erfolgs, meint Zhao, denn für junge Leute gebe es ja gerade sonst kaum ein Angebot. Aber auch Instagram trage dazu bei: "Es ist einer der besten Kanäle überhaupt, um unsere Kunden zu erreichen. Das ist heutzutage nicht mehr wegzudenken." Im vergangenen Jahr seien 90 Prozent der Kundschaft weiblich gewesen, inzwischen weite sich die Zielgruppe aus, online und real. Vor dem Laden trifft man sie: die 23-Jährige, die jede Woche kommt, süchtig nach Bubble Tea ist und bei Instagram Fotos davon postet, die 13-Jährige, die ansteht, "weil's halt super in ist", die 15-Jährige, die dafür extra ins Viertel fährt.
Wichtig ist auch, was bei Instagram abseits von "Boba & Friends" passiert. Capital Bra zum Beispiel, ein Berliner Rapper, hat im Februar einen Eistee auf den Markt gebracht. Der Produktseite folgen bei Instagram knapp 70.000 Menschen. Shirin David, eine Rapperin aus Hamburg, ist noch dabei, ihren Tee zu entwickeln - an der Abstimmung, welche Sorten sie produzieren soll, hat sich eine Viertelmillion Menschen beteiligt. "Das gibt einen richtigen Kick für Teegetränke", sagt Zhao. Er und Cheng wollen binnen fünf Jahren zehn Filialen im Norden eröffnen. Bislang gibt es nur die in Bremen, eine zweite geht in diesen Tagen in Hamburger Reeperbahn an den Start.

Groß geworden mit Corona: Der Bubble-Tea-Shop kennt gar keine Zeit ohne Corona - eröffnet wurde er 2020 während der Pandemie.
Der 35-Jährige, der zuvor zehn Jahre lang im Onlinehandel gearbeitet hat, aus Bremen kommt und in Hamburg lebt, rückt die Manga-Comics im Regal gerade, schaut prüfend auf eine der vielen Katzenfiguren. Die im Schaufenster winkt sogar. "Es sind viele Details, die unseren Laden zu dem machen, was er ist", sagt er. Die Musik, Korean Pop in ordentlicher Lautstärke, gehört ebenfalls dazu. Und die durchsichtigen Plastikbecher mit den bunten Strohhalmen. Recycelbarer Kunststoff, erklärt Zhao. Pappbecher kämen nicht in Frage: "Die Leute kommen ja wegen der Farben."