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Bürgerinitiativen in Bremen Im Einsatz für die Natur

Nicht überall in Bremen ist man glücklich über geplante Bauvorhaben, denen Grünflächen zum Opfer fallen sollen. In einigen Stadteilen kämpfen Bürgerinitiativen für den Erhalt dieser Flächen.
26.03.2022, 14:30 Uhr
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Im Einsatz für die Natur
Von Lucas Brüggemann

Grünanlagen und Baumbestand sind in der Stadt ein hohes Gut, für das Menschen mitunter emotional kämpfen. Das haben nicht zuletzt der Protests gegen die Baumfällungen im Zuge der Bauarbeiten für die Straßenbahn-Querspange Ost oder die Auseinandersetzung um die Platanen am Neustadtsdeich gezeigt. In beiden Fällen gründeten sich Bürgerinitiativen. Auch an anderen Stellen in Bremen kämpfen Bürgerinitiativen für den Erhalt von Natur- und Grünflächen.

Bürgerinitiative Klimawald Gete-Vahr

In der Initiative haben sich Anwohner der Gartenstadt Vahr, des Gete-Viertels und Parzelleninhaber aus der Kolonie "Tannenberg" zusammengeschlossen. Sie kämpfen für den Erhalt eines 28.000 Quadratmeter großen Waldstückes zwischen der Konrad-Adenauer-Allee, der Ostpreußischen Straße und dem Gumbinnenweg. Auf dem Areal soll eine Klimaschutzsiedlung mit 160 Wohneinheiten, einer Kita und Senioreneinrichtungen entstehen. Dafür sollen knapp 15.000 Quadratmeter Wald fallen und an anderer Stelle stattdessen fast 19.000 Quadratmeter aufgeforstet werden.

Für Walther Erwes, Mitglied der Bürgerinitiative, ist das Grundproblem: "Hier soll ein Mikroklima und Biotop platt gemacht werden." Das Waldstück sei fast 60 Jahre so belassen worden und "ein CO2-Speicher par excellence". Es gebe dort Sperber, Fledermäuse und Amphibien, die in Baumhöhlen Unterschlupf fänden. Außerdem biete das Gelände durch die Bäume und eine Senke auf dem Gelände Schutz vor Starkregenereignissen.

Das Argument, dass auf dem Areal eine Klimaschutzsiedlung entstehen soll, lässt Erwes nicht gelten: Die Zertifizierung erfolge seiner Ansicht nach nur nach Plänen und Baubeschreibungen. "Es wird nicht danach geguckt, was dort verschwindet. Es wird geguckt, was dort entstehen soll und das wird dann mit anderen Bauvorhaben verglichen." Nur am Rande des geplanten Baugebietes würden alte Bäume erhalten bleiben, während gleichzeitig eine große Fläche versiegelt werde.

Bürgerinitiative für den Erhalt der nördlichen Lesumwiesen (Bienle)

In Bremen-Nord kämpfen Menschen für den Erhalt der nördlichen Lesumwiesen. Sie sollen ausgebaggert werden zu einer Flachwasser- und Laichzone für Fische. Bei dem Vorhaben handelt es sich um eine sogenannte Ausgleichsmaßnahme für das vor gut zwei Jahrzehnten verfüllte Becken des Überseehafens. Die Klage von Anwohnern, Petitionen, eine entdeckte Gasleitung und die Haushaltspolitik des Landes Bremen haben den Baubeginn immer wieder verzögert. Im Februar dieses Jahres wurde mit ersten Arbeiten begonnen.

Ursula Pickener, Mitglied bei Bienle, nennt es einen Schildbürgerstreich, dass das Gelände, das als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen wurde, durch Ausbaggerungen zu einer Flachwasserzone aufgewertet werden soll. "Es ist Blödsinn, dass aus Natur Natur gemacht werden soll", meint sie. In einem Gutachten für die Bürgerinitiative habe man auf der gut acht Hektar großen Fläche mehr als 160 unterschiedliche Pflanzenarten festgestellt. Pickener gibt außerdem zu bedenken, dass die Veränderung in der Wassersituation negative Folgen für den Lesumhang haben könnte."Wir fordern ein Monitoring der Wiesen und eine gutachterliche Prüfung der Auswirkungen der Wasserveränderungen auch außerhalb des Planungsbereiches", sagt sie.

Da das Planfeststellungsverfahren seit Jahren abgeschlossen ist, sagt Pickener: "Im Grunde sind wir an dem Punkt, dass wir es wahrscheinlich nicht mehr verhindern können. Aber es kann keiner sagen, wir hätten nicht gewarnt", sagt Ursula Pickener. Uwe Meier, der ebenfalls Mitglied bei Bienle ist, stört sich am Umgang der Bau- und Umweltbehörde mit der Bürgerinitiative. Informationen seitens der Behörde seien nur sehr zäh zu bekommen. "Meist nur unter Androhung der Anwendung des Transparenzgesetzes." Das Verhalten der Behörde passe nicht mit der Idee der Bürgerforen zusammen, meint Meier.

Bürgerinitiative Horner Spitze

In Schwachhausen geht es um die Frage, ob das Gelände an der Horner Spitze weiterhin vom Verein Kinder, Wald und Wiese als Naturlernort genutzt werden soll oder ob hier der angrenzende Technologiepark erweitert wird. Der Verein bietet dort betreute Pferde- und Tierstunden für Kinder und Jugendliche an, kooperiert mit einer Kita und einer Grundschule, gestaltet Ferienprogramme und versteht sich außerdem als offener Spiel- und Bewegungstreff unter freiem Himmel. "Wir haben ein Interesse, dass die Fläche erhalten bleibt", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Ben Hadler. Gerade in Corona-Zeiten habe der Verein Zulauf erfahren.

Für Winfried Osthorst von der erst vor kurzem gegründeten Bürgerinitiative geht es um mehr als nur um den Erhalt der Fläche für den Verein: "Wir möchten den Verein und den ökologischen Wert der Fläche erhalten und den Stadtteil vor Schaden bewahren." Seiner Ansicht ist der Aufwand, der für die Erschließung der Fläche nötig ist, höher als der Nutzen. "Die Fläche kann dem Technologiepark nur zugeschlagen werden, wenn eine Unterführung unter der Bahn gebaut wird", sagt er. Das sei teuer, aufwendig und stehe in keinem Verhältnis zu der etwa drei Hektar großen Fläche. Nach der Erschließung der Horner Spitze sieht er die Möglichkeit, dass der Technologiepark über die Fläche hinaus erweitert werden könnte.

Außerdem werde durch die Bebauung die Grün- und Frischluftschneise vom Bürgerpark bis zum Riensberger Friedhof zerschnitten. "Unsere Befürchtung ist, dass das Gewerbegebiet mittelfristig bis ans Wohngebiet an der Kulenkampffallee heranreicht und ein Straßendurchstich zur Autobahn entsteht", sagt Osthorst. 

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