Der Hochwasserschutz auf der Neustädter Weserseite muss verbessert werden. Die Notwendigkeit selbst stellt niemand infrage, aber über das Wie wird schon einige Jahre gestritten. Seit Dienstagabend reden die Kontrahenten erstmals in einem strukturierten Dialog miteinander. Insgesamt viermal wollen Vertreter der Umweltbehörde, der Bürgerinitiative (BI) "Platanen am Deich", des Deichverbandes und des Neustädter Beirats bis Ende April diskutieren. Im günstigsten Fall soll dabei ein Konsens über ein Schutzkonzept für die sogenannte Stadtstrecke zwischen Piepe und Eisenbahnbrücke erreicht werden. Ob der Runde Tisch dieses Ziel erreichen kann, ist nach der ersten Etappe eher fraglich. Zu unverrückbar erscheinen die Positionen von Behörde und BI in der Kernfrage, ob ein Erhalt der 136 Platanen auf dem jetzigen Deich möglich ist.
Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) mahnte zu Beginn der Veranstaltung, Bremen müsse den Folgen des Klimawandels etwas entgegensetzen. Der Meeresspiegel steige weiter an, sodass die Küstenländer gezwungen seien, die Deiche zu erhöhen – eben auch entlang der 1,8 Kilometer langen Stadtstrecke. Letztlich komme man nicht vorbei "an der schmerzlichen Erkenntnis, dass die Platanen in ihrer heutigen Form nicht erhalten werden können". Mit diesem Satz sorgte die Senatorin in den Reihen der Bürgerinitiative für Irritationen. BI-Vorsitzender Gunnar Christiansen kritisierte, dass bereits zu Beginn eines Dialogverfahrens in der zentralen Frage eine Festlegung durch die Umweltbehörde erfolge. "Wir gehen doch mit der Erwartung in diese Veranstaltung, dass wir undogmatisch betrachten, wie wir Hochwasserschutz herstellen können", so Christiansen. Die BI halte am Ziel fest, die Bäume zu erhalten.
Aus Sicht der Bürgerinitiative sind im bisherigen Planungsverfahren konstruktive, fachlich begründete Vorschläge von außerhalb der Behörde grundsätzlich verworfen oder gar nicht erst zur Kenntnis genommen worden. Die Umweltbehörde habe mit Szenarien wie "Die Neustadt säuft ab" Panikmache betrieben. Dabei sei sogar die ursprüngliche, vom Haus Schaefer in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie davon ausgegangen, dass es für die Neustädter Deichlinie Umgestaltungsvarianten mit Baumerhalt gebe. Nur habe die Behörde davon später nichts mehr wissen wollen. Dem widersprach Senatorin Schaefer nachdrücklich. Sie verwies auf ihre Verantwortung für die Sicherheit der Menschen in der Neustadt. Diese Verantwortung und eine mögliche Haftung bei Hochwasserschäden könne ihr niemand abnehmen. Sie hoffe, dass im weiteren Diskussionsprozess "die Ernsthaftigkeit unserer Überlegungen deutlich wird".
Beiratssprecher Ingo Mose (Grüne) versuchte sich als Brückenbauer. Er hoffe, dass sich der Konflikt um die Stadtstrecke befrieden lasse, sagte Mose. Alle verfolgten doch das Ziel, einen langfristigen gesicherten Küstenschutz mit einem lebenswerten Umfeld zu verbinden.