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Querspange Ost Hemelingen: Streit im Beirat über Fällarbeiten für Straßenbahntrasse

Die Fällarbeiten für den Bau der Straßenbahntrasse zwischen Hastedt und der Vahr haben in jüngsten Sitzung des Ortsbeirats zu gegenseitigen Vorwürfen geführt.
14.01.2022, 18:04 Uhr
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Hemelingen: Streit im Beirat über Fällarbeiten für Straßenbahntrasse
Von Christian Hasemann

Ein Thema hat in den vergangenen beiden Wochen viele Hastedter und Hemelinger aufgebracht: die Baumfällarbeiten in der Bennigsenstraße und der Stresemannstraße für den Bau der Straßenbahntrasse Querverbindung Ost. In der jüngsten Beiratssitzung ist es nun zu einer ungeplanten Aussprache der Beiratsfraktionen gekommen. Während eine Partei von einem "Versagen" des Beirats gesprochen hat, widersprachen andere Fraktionen dieser Deutung vehement.

Unter dem Tagesordnungspunkt zwei haben eigentlich Bürgerinnen und Bürger das Wort, um ihre Anliegen und Anregungen vorzubringen. Hannelore Sengstake, Beiratsmitglied für die CDU im Hemelinger Beirat, nutzte an diesem Abend diese Gelegenheit, um als Bürgerin zu sprechen, denn eigentlich war die Querspange nicht als Tagesordnungspunkt vorgesehen.  

Angespannte Stimmung vor Ort

"Die Leute sind so böse und ärgerlich, dass man sich sehr stark einklinken muss", beschrieb sie die Stimmung vor Ort in Hastedt. Sie wohnt selbst in unmittelbarer Nachbarschaft. "Wir haben uns den Mund fusselig geredet." Ihre Beobachtung: "Die Stimmung ist am kippen." Ihr Fraktionskollege Christian Meyer ergänzte: "Wir müssen uns täglich mit den Bürgern auseinandersetzen, denn die Leute denken, dass wir dem als Beirat zugestimmt haben." Insgesamt habe der Beirat gegenüber den Bürgern versagt, die nun durch den Bau benachteiligt werden. "Das ist ein ganz schwerer Schlag ins Kontor", so Meyer. 

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Meyers Forderung: "Wir sollten vor Ort entscheiden, was für den Stadtteil gut ist und nicht, was für die Politik der Bürgerschaft gut ist." Er sei enttäuscht vom Verhalten einiger im Beirat. Das zielte auf die Fraktion der Grünen, die für den Bau der Trasse ist. "Es ist traurig, was in der Bennigsenstraße mit Unterstützung von Teilen des Beirats passiert ist", sagt er. 

Das wollte Ralf Bohr (Grüne) nicht unwidersprochen stehen lassen. "Man muss doch Ross und Reiter nennen: Die Entscheidung ist in der Bürgerschaft gefallen." Er erinnerte daran, dass auch die CDU dem Verkehrsentwicklungsplan 2025, in dem der Ausbau verankert worden war, zugestimmt habe. "Da braucht man jetzt nicht den Entrüsteten spielen." Letztlich habe auch keiner der Anwohner geklagt. "Dann wird die Querverbindung eben umgesetzt, wie sie planfestgestellt wurde."

Meyer entgegnete, dass er mit seinen Parteikollegen aus der CDU "hart ins Gericht" gegangen sei. "Es geht hier aber um den Stadtteil. Wir sollten an unseren Stadtteil denken und nicht an die ganze Stadt", so seine Forderung für die zukünftige Arbeitsweise.

Nachteile für Hemelingen

Beiratssprecher Uwe Jahn (SPD) sieht ebenfalls durch den Bau Nachteile für den Stadtteil Hemelingen. "Das ist Fakt", so seine Einschätzung. Hintergrund: Künftig wird die Linie 2 ab der Bennigsenstraße Richtung Vahr abbiegen und nicht mehr bis zum Depot Sebaldsbrück fahren – damit wären Teile Hemelingens schlechter an die Stadt angebunden. "Der Beirat hat seine Bedenken angemeldet und dem ist nicht gefolgt worden."

Tatsächlich hatte der Beirat das Vorhaben stets abgelehnt, zuletzt aber unter der Prämisse, dass die Haltestelle Weserwehr, Endpunkt der Linie 3, an die Haltestelle Malerstraße angeschlossen wird, durchblicken lassen, dass er dann seine Zustimmung geben könnte. Letztlich hatten die Beschlüsse des Beirats aber keine Auswirkungen auf die Planungen.

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Uwe Janko (FDP) blickte in die Vergangenheit. "Dem Bau liegt ein Plan von 2014 zugrunde." Ein Zeitpunkt, an dem man noch von sinkenden Einwohnerzahlen und zurückgehendem Verkehr in Hemelingen ausgegangen sei. "Aber die Bedingungen haben sich seitdem so massiv verändert, dass es unglaublich ist, dass man den Plan nicht noch einmal geändert hat."

Jens Dennhardt, Mitglied im Ortsverein der SPD, betonte, dass auch die Hemelinger SPD in den eigenen Reihen gegen die Querspange gekämpft habe. "Wir haben auch versucht, die Querspange in der SPD zu verhindern, aber sind damit gescheitert." Das heiße aber nicht, dass man versagt habe, sondern dass man im demokratischen Prozess eine Niederlage erlitten habe.

Als eine "Katastrophe" bezeichnete Heinz Hoffhenke (CDU) die Abholzarbeiten. "Man muss mal überlegen, was gerade passiert: Es wird so viel abgeholzt wie möglich." Bohr erinnerte hingegen an die Prognosen der Gutachter: "Wir wollen CO2 reduzieren, wir wollen mehr Menschen in der Straßenbahn haben." Die Querverbindung spare jährlich 900 Tonnen CO2 ein.

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