Blumenthal. Wenn die Marder auf dem Dachboden herumturnten, rieselte der Staub auf die Tische eine Etage tiefer im Rittersaal auf die festlich gedeckten Tische für die Hochzeiten. Damit ist nach der Sanierung der Burg Blomendal Schluss. Marder gelangen nach der Dachreparatur nicht mehr ins Gebäude. Sie mögen darüber sauer sein. Klaus Peters, Vorsitzender des Trägervereins Burg Blomendal, ist aber rundherum begeistert von dem Ergebnis der Sanierung von Burg und Scheune. Das überwiegt alles. Das macht alles wett. Auch die 70 Prozent Einnahmeverlust für den Trägerverein während der Bauzeit. Auch das kreative Chaos in allen Ecken der Museumsanlage.
Ursprünglich sollte nur das alte Gerichtsgebäude, das an die Kita der reformierten Kirchengemeinde Blumenthal vermietet ist, einen Fahrstuhl, Fluchtwege und Brandschutz erhalten. Dach und Fenster sollten ebenfalls saniert werden. Bei einer Begehung mit Vertretern von Immobilien Bremen wurden dann zusätzlich Mängel an der Burg und der Scheune entdeckt. Der Gutachter hatte anschließend schlechte Nachrichten.
Zum Beispiel hat die Burg einen halben Meter Schieflage. Sie wurde vermessen und über Messpunkte am Gemäuer wird nun regelmäßig kontrolliert, ob sich die entstandenen Risse vertiefen. Einige im Gebäude wurden beseitigt.
"Die Scheune wurde sofort stillgelegt", schildert Klaus Peters ein weiteres Resultat der Gutachten. Man habe mit der Hand durch die Balken fassen können. Das Fachwerk war total marode. Auch am Dach, am Balkenwerk und den Fenstern der Burg gab es zum Teil große Schäden.
Das führte dazu, dass die Pläne geändert wurden. Die Kita ist erst jetzt an der Reihe, Burg und Scheune wurden vorgezogen. "Die Abstimmung war sehr positiv", sagt Peters. Er ist immer noch angetan von der großen Rücksichtnahme der städtischen Vertreter. Auch die Fachfirmen haben nach seinen Schilderungen alles getan, damit der Museumsbetrieb so weit wie möglich aufrecht erhalten werden konnte. "Sonst wären wir pleite und irgendwann vergessen gewesen."
Trauungen und Veranstaltungen liefen weiter, das Museum konnte für Führungen geöffnet werden und auch Unterlagen im Archiv waren einzusehen. 80 000 Euro benötigt der Trägerverein laut Peters pro Jahr, um die Burg zu betreiben und zu verwalten. "Das müssen wir selber erwirtschaften", sagt er. Mit der Vermietung von Räumen und des Burghofes und Geländes, mit Trauungen und Veranstaltungen. "Allein 22 000 Euro betragen pro Jahr die Heizkosten." In der Burg herrschen konstant 15 Grad Celsius. Das ist erforderlich für den Erhalt der Wandmalereien in der 664 Jahre alten Wasserburg.
Die Scheune aus dem 16. Jahrhundert, die für private Feiern vermietet wird, stellt eine wichtige Einnahmequelle dar. Darauf muss derzeit noch verzichtet werden. Sie wird vermutlich bis zum Spätherbst von den Kindern der Kita genutzt, die momentan hier und im Container auf dem Burghof untergebracht sind. Die Arbeiten am Kita-Domizil haben jetzt begonnen.
Klaus Peters ist seit Beginn der Sanierung vor elf Monaten ständig auf dem Gelände. Er kennt jede Ecke, die erneuert wurde. Er kennt alle Höhen und Tiefen der Bauzeit. Probleme gab es, und Unerwartetes tauchte oft auf. Er hat aber auch gesehen, wie damit umgegangen wurde. Das begeistert den 67-Jährigen. "Sie haben sich viele Gedanken gemacht, auch über Kleinigkeiten. Selbst über die Beleuchtung wurde stundenlang diskutiert, ob sie zur Burg passt", lobt er die Verantwortlichen für die Sanierung.
Über die sanierte Scheune sagt er: "Das ist jetzt eine High-Tech-Scheune." Sie hat nicht nur einen völlig neuen Grundaufbau erhalten. Die Liste der Veränderungen ist lang. Sie reicht von Brandschutzmaßnahmen über neue und verstärkte Eichenbalken im Dachgeschoss, neue Stromleitungen, moderne Beleuchtung, bis zu Küchenschränken, die von hinten beheizt werden können. Damit soll Feuchtigkeitsbildung verhindert werden.
Für die Nutzung als Kita wurden Leichtbauwände eingebaut. Im Sanitärbereich gibt es Podeste, damit die Kinder an die Waschbecken und auf die Toiletten gelangen können. Später wird das alles wieder entfernt. Dann wird es im Erdgeschoss wieder einen großen Raum mit Tresen geben. Später zieht auch das Archiv ins Obergeschoss, das vorher nicht genutzt werden durfte. Das Material ist bis zum Abschluss der Arbeiten provisorisch in der Burg untergebracht.
Auch im Museum herrscht noch ein Durcheinander. Das soll sich aber alles ändern. Peters ist bewusst, "dass wir mit der Zeit gehen müssen". Darum wird die Bauzeit genutzt, um über Veränderungen nachzudenken und sie schon einzuleiten. Er erzählt, dass jetzt eine Studentengruppe ein Konzept für das Museum entwirft, um wegzukommen von dem Sammelsurium, das jetzt zu sehen ist, vom historischen Kinderkaufmannsladen, Mobiliar über Geschirr bis zu Gemälden.
Der Trägerverein erhofft sich "Visionen für die Zukunft". Auch provokante Ideen könnten fruchtbar sein. Ein gebürtiger Amerikaner hat bereits die Burgführungen in englischer Sprache übernommen. Das Ende der Bauarbeiten "wollen wir mit einem gewissen Neustart verbinden".
Bisher hat der Trägerverein den Ausfall der Einnahmen mit einem Teil der Rücklagen aufgefangen. Jetzt wird es aber langsam eng. "Darum fahren wir bis zum Ende des Jahres mit dem Kulturprogramm auf Sparflamme, weil wir es uns nicht leisten können." Das bedeutet aber nicht, dass gar nichts angeboten wird. Veranstaltungen sind in Planung.
Der 67-jährige Peters zieht ein Fazit: "Es wurde kein Flickwerk gemacht, sondern zukunftsorientiert gearbeitet. Wir sind sehr froh darüber." Alle Vereinsmitglieder sind auch dankbar, dass überhaupt etwas getan und so viel Geld zur Verfügung gestellt wurde: 1,2 Millionen Euro für die Sanierung von Burg und Scheune plus, so sagt Immobilien Bremen, rund 700 000 für die Kita.
Schimmel und Schädlinge
Die Balkensanierung der alten Wasserburg Blomendal war laut Peter Schulz, Sprecher von Immobilien Bremen, gar nicht das große Problem. Das Fachwerk der Scheune auf dem Gelände entpuppte sich stattdessen als Sorgenkind. "Das war komplizierter als vorher eingeschätzt", sagt er. Schimmel war ins Holz eingedrungen, Schädlinge hatten sich eingenistet.
"Das komplette Fundament musste bis runter ins Erdreich freigelegt werden." Letztlich half ein besonderes Verfahren, die alten Farbschichten abtragen zu können. Sie wurden mit Trockeneis bedampft. "Das war schonend und effektiv", fasst der IB-Sprecher zusammen. Nach Burg und Restarbeiten an der Scheune kommt nun das ehemalige Gerichtsgebäude an die Reihe, in der die Kita untergebracht ist. Diese Arbeiten werden sich wohl nach Schätzungen von Schulz bis in den Spätherbst hineinziehen.
1,2 Millionen Euro sind für die Sanierung von Hauptgebäude und Scheune berechnet worden. "Dazu gibt es noch die Aufwendungen für die Kita, den Container und die Vorbereitung der Scheune für die Kita-Nutzung", so Schulz. Er rechnet dafür rund 700 000 Euro. Die Kita-Kinder sind während der Sanierung im Container im Innenhof untergebracht, zwei Gruppen werden in der Scheune betreut.
Im April 2017 haben die Arbeiten auf dem Burggelände begonnen. Die Balken und das Dach der alten Wasserburg mussten verstärkt werden. Fenster wurden repariert und neu gestrichen. Hier habe es ebenfalls Schädlingsbefall gegeben. Der Holzbock hatte sich eingenistet. Man habe auch Risse im Mauerwerk der Burg gefunden und beseitigt. Mit diesen Arbeiten sei man aber schon im Dezember 2017 fertig gewesen. Richtig viel Arbeit habe die Scheune gemacht.
Laut Schulz gibt es nun aber nur noch Restarbeiten an der Fassade der Scheune zu erledigen. Das könnte sich noch ein paar Wochen hinziehen. Seit Ostern sind die Kinder in der Scheune. Im bisherigen Domizil gibt es auch einiges zu erledigen. Dach und Fenster werden saniert. An die Rückseite kommen ein Fahrstuhl und eine Treppe als Fluchtweg. Wegen der Optik. "Der Denkmalschützer hätte uns sonst die Freundschaft aufgekündigt", scherzt Schulz. Die 1354 erbaute mittelalterliche Burganlage steht unter Denkmalschutz. Die Sanierungsarbeiten wurden darum besonders genau und kritisch beobachtet.