Ein Foto in einem der Mietwohnwagen, das wäre doch mal was anderes, schlägt der Fotograf vor. Geht nicht, sagt Stephan Emde: "Die sind alle vermietet." Der Betreiber von Hanse Camping am Bremer Stadtwaldsee hat gut zu tun. Allein am Donnerstag habe er binnen zwei Stunden 29 Check-ins gemacht, am Freitag werden sich die letzten der 153 Stellplätze füllen. "Dann ist es voll, komplett. Das ist gut."
Eine Momentaufnahme, die vor Kurzem noch deutlich düsterer ausgefallen wäre. Seit zwei Wochen darf Emde wieder Gäste empfangen, zu Ostern und Pfingsten, sonst die Hauptgeschäftszeiten, durfte er noch nicht öffnen. Jetzt sehe es schon besser aus als im vergangenen Jahr, sagt er. Minus 58 Prozent bilanzierte er Ende 2020. Noch gebe es zwar nicht sehr viele Buchungen für die kommenden Monate, aber er hoffe auf die Sommerferien. Einer Umfrage des Wohnmobil-Mietportals Campanda zufolge planen 59 Prozent der Deutschen Urlaub im Camper. 27 Prozent gaben an, zum ersten Mal im Wohnmobil zu verreisen.
Dauercamper: Urlaub in der eigenen Stadt
Auf einen guten, langen Sommer setzt auch Harry Stelljes. Der Gröpelinger hat seinen Wohnwagen das ganze Jahr lang auf dem Platz stehen und richtet nun bei Sonnenschein sein Urlaubsparadies in der eigenen Stadt ein: Rasen mähen, Fahnenmasten aufstellen, Kühlschrank einstöpseln, für die Kaltgetränke. Später will er noch den Wagen abkärchern, "der wird ja auch nicht besser, wenn er das ganze Jahr über hier steht". Die kurze Anreise sei ein echter Vorteil, findet Stelljes: "Ich bin schnell da und schnell wieder weg, wenn das Wetter mal nicht so mitspielt." Von seinen Dauercampern habe er den langen Corona-Winter über keinen verloren, berichtet Emde.
Die Gruppen aber fehlen, die sonst aus Frankreich oder den Niederlanden nach Bremen kamen. Dafür haben nun viele Süddeutsche gebucht, so wie Familie Brönner aus Würzburg, die mit einem grauen Wohnmobil mit gelbem Smiley am Seitenfenster unterwegs ist. Das Ziel sei eigentlich Südtirol gewesen, erzählt Matthias Brönner, doch am Montagmorgen sei spontan die Entscheidung für Bremen gefallen, wegen des guten Wetters. "Da war es natürlich super, dass die Campingplätze wieder aufhaben dürfen."
Ohne Reservierung und negativem Test geht gar nichts
Die Öffnung ist mit einigen Vorgaben belegt. Betreiber Emde darf zwar alle verfügbaren Plätze vergeben, doch ohne Reservierung oder negativen Test haben Anreisende keine Chance auf eine Übernachtung. Durch die nun nötigen zusätzlichen Formalitäten dauere das Einchecken länger und sei komplizierter, findet Emde: "Dann muss man hin- und herrechnen: Ist das 14 Tage her mit der zweiten Impfung?" Personal habe er immerhin nicht verloren, dank des Kurzarbeitergelds. Doch er fühle sich hängengelassen von der Stadt, die Anfang des Jahres die Pacht um fünf Prozent erhöht habe.
Aber nun hat Emde erst einmal genug Gäste, um die er sich kümmern muss. "Wir haben einfach spontan geschaut, wo noch was frei ist. Parallel zu den Lockerungen war ja über Nacht alles ausgebucht", erzählt Olga Quiring aus Minden. Sie macht mit Mann, Sohn und Tochter an diesem langen Wochenende den ersten Kurzurlaub des Jahres. Schwimmen, am Seestrand liegen, darüber freuen sich die Kinder besonders – nur nicht über die Mücken, die am Seeufer schwirren. Quiring muss lachen. "Ja, hier gibt's auch Mücken. Haben wir vergessen im Laufe des letzten Jahres, zu Hause gab's keine."