Immer mehr Menschen teilen sich ein Auto. Das vermelden Carsharing-Anbieter und zuletzt das Bremer Verkehrsressort. Rund 20.000 Bremerinnen und Bremer nutzen demnach das Angebot. Das weckt in den Randbereichen der Stadt Begehrlichkeiten. Kommunalpolitiker, Vertreter der Beiräte und WESER-KURIER-Leser machen auf Gebiete aufmerksam, in denen es unzureichende oder gar keine Carsharing-Angebote gibt. So herrsche in Habenhausen, Arsten, Kattenesch, Obervieland oder Kattenturm gähnende Leere, schreibt ein Leser. Gleiches gelte für Bremen-Nord. In der vergangenen Verkehrsdeputation regten die Grünen-Politiker Ralph Saxe und Ralf Bohr an, dass Carsharing mehr in die Breite, also flächendeckend aufgestellt wird. In schwachen Stadtteilen mit einer geringen Nachfrage solle das Angebot zudem gefördert werden.
"Die Verteilung der Carsharing-Stationen hat etwas mit der Wirtschaftlichkeit zu tun", sagt Rebecca Karbaumer, Referentin für nachhaltige Mobilität im Verkehrsressort. Die Anbieter wie Cambio, Flinkster oder PMC richten ihr Angebot nach gewissen Faktoren aus. Dazu gehören unter anderem die Bevölkerungsdichte, die Erreichbarkeit sowie die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr oder Geschäfte vor Ort. „Da wägen die Anbieter genau ab, ob sich eine Station rechnet“, sagt Karbaumer. Kattenturm zum Beispiel habe vor kurzem eine Station bekommen.
Ein weiterer Grund sei auch, dass Carsharing in Bremen nicht staatlich gefördert werde wie beispielsweise in Flensburg. Politisch gebe es bereits die Forderung, dass in schwachen Gebieten die Angebote gefördert werden. Dazu gebe es Fördermodelle, die beispielsweise einen Betriebskostenzuschuss temporär vorsehen. Also so lange, bis sich eine Station wirtschaftlich trage.
Das fordert unter anderem die Grünen-Fraktion in Bremen. Das Flensburger Modell habe gezeigt, dass umso schneller eine Station laufe und angenommen werde, desto weniger müsse sie bezuschusst werden. „Wir arbeiten an solchen Ideen für die Zukunft mit unserem Shared Mobility Aktionsplan“, sagt Karbaumer. "Wir müssen das Angebot finanziell fördern, um es massiv auszubauen. Sonst funktioniert Carsharing nicht", sagt Ralph Saxe. Dabei sollte überlegt werden, ob man mit Unternehmen wie der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) oder Bauträgern zusammenarbeite.
Es gibt in Bremen 121 Carsharing-Stationen, davon sind 117 von Cambio. Etwa ein Drittel – 45 Stationen – sind Mobil-Punkte, die sich im öffentlichen Straßenraum befinden. Das geht aus einem Sachstandsbericht des Verkehrsressorts hervor. Alle anderen Orte sind auf privaten Grundstücken angemietet. Für die Stationen im öffentlichen Straßenraum bezahlen die Carsharing-Anbieter eine monatliche Sondernutzungsgebühr von 50 Euro in innenstadtnahen Lagen und 25 Euro in innenstadtferneren Lagen. In Bremen ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug 16 private Autos. Quelle dafür ist die Team Red Studie von 2018. Diese Substitutionsquote (Ersatzquote) sowie die Wirkung des Free-Floating Angebots wird voraussichtlich 2022/2023 erneut untersucht.
Kritisch angemerkt wird außerdem, dass in Bremen links der Weser die Free-Floating-Flotte „Smumo“ nicht angeboten wird, bei der Autos in einem festgelegten Geschäftsgebiet nach Bedarf ausgeliehen und abgestellt werden können. Cambio-Geschäftsführerin Kerstin Homrighausen erklärte in der Deputationssitzung in der vergangenen Woche dazu, dass man nicht die ganze Stadt mit Free-Floating-Fahrzeugen fluten wolle. "Das finden wir als Behörde auch gut so“, sagt Karbaumer. Das Angebot verteile sich derzeit auf ein Kerngebiet, wo sich ein solches Betriebsmodell für den Anbieter rechne.
Künftig könne es sein, dass das Abstellen vom "Smumo"-Angebot auf weitere Stadtteile ausgeweitet werde, aber das bleibe eine wirtschaftliche Entscheidung des Anbieters, so Karbaumer. "Für ein solches Angebot braucht es eine entsprechende Nachfrage. Zudem müssten die Fahrzeuge von den Kunden so genutzt werden, dass sie deswegen auf ihr eigenes Auto verzichten." In Bremen-Nord soll das Angebot ausgebaut werden. Es seien ein paar Projekte in Vorbereitung, die aber noch nicht spruchreif seien.