Knapp vier Monate vor der Bürgerschaftswahl liegt die CDU in einer Umfrage im Auftrag des WESER-KURIER knapp vor der SPD: Die Sozialdemokraten kommen auf 24 Prozent der Wählerstimmen, die Christdemokraten auf 25 Prozent. Das hat das Umfrageinstitut Infratest-Dimap ermittelt. Sollte die Wahl im Mai tatsächlich so ausfallen, wäre die CDU erstmals in der Nachkriegszeit stärkste Fraktion in Bremen und könnte Anspruch auf das Bürgermeisteramt und die Senatspräsidentschaft erheben.
Seit der Bürgerschaftswahl 2015, bei der die SPD mit knapp 33 Prozent ihr bis dahin schlechtestes Wahlergebnis eingefahren hatte und Bürgermeister Jens Böhrnsen daraufhin zurückgetreten war, verliert die Partei laut Umfragen an Rückhalt. Im Mai 2018 hatte die SPD, ebenfalls bei einer Infratest-Dimap-Umfrage im Auftrag des WESER-KURIER, noch 26 Prozent erreicht. Nun büßt die Partei von Bürgermeister Carsten Sieling zwei weitere Prozentpunkte ein.
Ob die aktuellen Umfrageergebnisse die Fortsetzung einer SPD-geführten Regierungskoalition tatsächlich unmöglich machen würden, lässt sich an den Zahlen aber nicht endgültig ablesen: Das Ergebnis der repräsentativen Studie stellt eine Annäherung dar, die Schwankung kann zwischen 1,4 und 3,1 Prozentpunkten liegen.
Sollten die Stimmen bei der Wahl im Mai aber so ausfallen, wie nun durch die Umfrage ermittelt, hätte die CDU den Vorgriff auf die Regierungsbildung. Laut den Ergebnissen kommen sowohl eine Große Koalition als auch eine Jamaika-Koalition auf 49 Prozent, eine Mehrheit könnten beide Zusammenschlüsse je nach endgültiger Sitzverteilung dennoch knapp erreichen. Mehr Zustimmung bekommt mit 55 Prozent nur eine Koalition aus SPD, Grünen und Linken.
Die CDU konnte seit Mai 2018 einen weiteren Prozentpunkt dazugewinnen und vereint nun ein Viertel der Wählerstimmen auf sich. Bei der Umfrage 2018 lag sie mit 24 Prozent noch zwei Punkte hinter der SPD. Zum Vergleich: Bei der Bürgerschaftswahl 2015 kamen die Christdemokraten auf 22,4 Prozent und wurden zweitstärkste Kraft vor den Grünen. Von ihrem selbst gesteckten Ziel für die Bürgerschaftswahl ist die CDU allerdings weit entfernt: Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder strebt ein Wahlergebnis von 35 Prozent an.
Die Grünen können laut der aktuellen Umfrage weitere Wähler für sich gewinnen. 18 Prozent der Bremer würden sich für sie entscheiden, wäre am Sonntag Bürgerschaftswahl. Mit vier Prozentpunkten mehr als im vergangenen Jahr hat die Partei hinter Spitzenkandidatin Maike Schaefer den größten Sprung nach vorne gemacht. Bei der Bürgerschaftswahl 2015 kamen die Grünen auf knapp 15 Prozent und gingen dann eine Koalition mit den Sozialdemokraten ein.
Die Linken konnten ihren Aufwärtstrend nicht fortsetzen: Hätten sich im vergangenen Jahr noch 15 Prozent der Wähler für die Partei von Spitzenkandidatin Kristina Vogt entschieden, sind es aktuell 13 Prozent. Damit liegen die Linken aber über ihrem Wahlergebnis der vergangenen Bürgerschaftswahl: 2015 hatten ihnen 9,5 Prozent der Wähler ihre Stimme gegeben. Auch die FDP hat an Zustimmung eingebüßt: Sechs Prozent der Wähler konnte sie für sich gewinnen. Damit haben die Liberalen seit Mai 2018 einen Prozentpunkt verloren und fallen hinter ihr Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2015 zurück, als sie 6,6 Prozent der Wähler auf sich vereinten. Die AfD rund um Spitzenkandidat Frank Magnitz verliert im Vergleich zu 2018 ebenfalls einen Punkt und kommt auf acht Prozent der Stimmen. Die Partei profitiert also nicht vom Überfall auf Magnitz im Januar. Bei der vergangenen Bürgerschaftswahl machten 5,5 Prozent der Wähler ihr Kreuz bei der AfD, die Partei zog erstmals in die Bürgerschaft ein.
Erstmals hatte die CDU die SPD Ende Mai überholt. Laut Meinungsforschungsinstitut Insa kam die CDU auf 24, die SPD auf 22 Prozent. Damals war Spitzenkandidat Meyer-Heder nominiert worden. Sollte die CDU tatsächlich die Wahl für sich entscheiden und Meyer-Heder Bürgermeister werden, wäre das historisch: Bremen ist das einzige Bundesland, in dem die SPD seit 1946 ununterbrochen den Bürgermeister stellt.
Weitere Informationen
Das Institut Infratest-Dimap hat im Auftrag des WESER-KURIER vom 24. bis 30. Januar 1000 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte im Land Bremen telefonisch befragt. Alle Daten der repräsentativen Umfrage stellen wir in den kommenden Tagen ausführlich vor.