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Kaum noch Leerstände in Vegesack City im Aufwind

Die massiven Leerstände in Vegesacks Einkaufsmeile waren über Jahrzehnte ein großes Problem. Verhangene Scheiben sind kein Aushängeschild für einen Einkaufs-Standort. Inzwischen gibt es radikale Veränderungen.
10.09.2015, 00:00 Uhr
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Von Sylvia Wörmke

Die massiven Leerstände in Vegesacks Einkaufsmeile waren über Jahrzehnte ein großes Problem. Verhangene Scheiben sind kein Aushängeschild für einen Einkaufs-Standort. Inzwischen gibt es radikale Veränderungen.

In der Fußgängerzone gibt es kaum noch Geschäftsimmobilien, die leer stehen. Allenfalls in der Reeder-Bischoff-Straße und der unteren Gerhard-Rohlfs-Straße stehen noch wenige Läden leer. Inzwischen ist von einer „sehr positiven Entwicklung“ die Rede.

Die Sonne scheint. Passanten bummeln durch die Vegesacker Fußgängerzone, sitzen vor dem neuen Stadthaus-Café oder den Restaurationsbetrieben, verbringen ihre Mittagspause im Freien oder kaufen ein. Vor Jahren gehörte dieses Stadtbild mit dieser lebendigen Atmosphäre zum Wunschdenken der Einzelhändler und der Kommunalpolitiker. Inzwischen aber hat sich ein radikaler Wandel vollzogen. Das bemerken nicht nur Geschäftsinhaber, die Vertreter des Vegesack Marketings und Passanten. Auch die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) hat den „positiven Trend beobachtet“. Juliane Scholz, Sprecherin der WFB drückt es folgendermaßen aus: „Vegesacks City ist im Aufwind.“

Ab circa 2000 wurden die Sorgen immer größer. Nach und nach verabschiedeten sich Geschäfte aus Vegesack. 2005 waren es schließlich gut 35 leer stehende Läden in der Fußgängerzone und den Randgebieten. Seit ungefähr fünf Jahren geht es indes stetig bergauf. Inzwischen ist die Anzahl der Leerstände überschaubar. Eine Handvoll der gewerblichen Immobilien ist noch in der Gerhard-Rohlfs-Straße ohne Nutzung, die meisten im unteren Straßenteil. Auch die Reeder-Bischoff-Straße hat sich – wie berichtet – nach dem Einzug zahlreicher Fachgeschäfte gut erholt.

In Standort investiert

Vier Geschäfte zogen aus dem Haven Höövt aus und in den Vegesacker Ortskern um. Darin allein sehen Wolfgang Helms, Geschäftsführer des Vegesack Marketings und Werner Pohlmann, Vorsitzender, aber keine Ursache für die Belebung Vegesacks. „Die Fußgängerzone ist einfach attraktiver geworden. Investoren haben Geld in die Hand genommen“, sagt Pohlmann.

Auch die Geschäftsleute hätten in den Standort investiert. Nicht zuletzt habe sein Unternehmen drei Millionen Euro für den Umbau nicht „so aus Spaß ausgegeben“. Das sei auch ein Signal und Zeichen, dass Vegesack auf einem guten Weg sei. Der Leffers-Geschäftsführer rechnet zwar damit, dass es auch zukünftig mal leere Flächen geben wird. Er geht aber davon aus, dass schnell wieder eine Belegung folgen werde. „Um Vegesack bin ich nicht bange“, blickt er zuversichtlich nach vorn.

Geschäftsführer Helms bestätigt, dass einige Händler in ihr Unternehmen viel investiert hätten, obwohl man das oft nicht sehe. Er spricht von verschiedenen Mosaiksteinen, die das Stadtbild und damit auch die Situation verändert hätten. Vor allem aber habe auch das „neue Gesicht“ der Fußgängerzone zu der positiven Entwicklung beigetragen. Wie Pohlmann nennt er das Projekt „Gerd 67“ mit Woolworth als Mieter, das frühere Wührmann-Haus (mit Rossmann als Mieter), aber auch das neue Stadthaus. Selbstbewusst wertet er auch die Anstrengungen des Vegesack Marketings als einen Stein, zählt die zahlreichen Veranstaltungen auf, darunter die neue Gestaltung des Weihnachtsspaßes und das neu ins Leben gerufene Kinderfest.

Die Wirtschaftsförderung glaubt, durch den Umbau des früheren Kaufhauses Kramer zum Stadthaus Vegesack einen Beitrag zum Aufwind geleistet zu haben. Wenn der Markt es nicht hergebe, könnte die öffentliche Hand auf diese Weise neue Impulse für private Investoren geben. „Vegesack ist ein schönes Beispiel, wie sich das Umfeld entwickeln kann“, spielt sie auf die weiteren Baumaßnahmen in Nähe des neuen Stadthauses an.

Die wenigen noch leer stehenden Geschäfte bereiten zurzeit auch keinen Kummer. Helms weiß, dass hinter den Kulissen Bewegung ist. So ist inzwischen zum Beispiel das Schild verschwunden, mit dem auf die Vermietung der ehemaligen Hellweg-Filiale in der Gerhard-Rohlfs-Straße verwiesen wird. In Hausnummer 33 sind Renovierungsaktivitäten zu beobachten, und Hauseigentümer Heiko Thielen erzählt, dass er laufend Anrufe von Interessenten bekäme. Allerdings will er die Fläche des früheren „Süßen Kaufhauses“ „nicht an jeden vermieten“. Als gebürtiger Vegesacker fühlt er sich an Vegesack gebunden. „Da muss etwas Ordentliches hin“, meint er und hat darum die Vermietung an ein Wettbüro abgelehnt.

Michaela Weichelt, Inhaberin von Ideen mit Blumen, quasi Nachbarin, wäre froh, wenn auch die letzten Leerstände in ihrer Nähe verschwinden würden. Sie ist aber auch der Meinung: „Vegesack hat sich absolut gewandelt.“ Sie wünscht sich allerdings, dass die untere Gerhard-Rolfs-Straße bei verkaufsoffenen Sonntagen und Festen einbezogen wird. „Ansonsten bin ich total zufrieden und guter Dinge“, sagt die Geschäftsfrau.

Irmgard Körner und Christa Gassdorf honorieren als Kunden die Anstrengungen. Die Blumenthalerinnen kommen zum Einkaufen in die Fußgängerzone. Sie haben die „positive Entwicklung registriert“ und sind „zufrieden mit dem Angebot“. Es sei „reichlich“, bis auf Ausnahmen. Den über 70 Jahre alten Schwestern fehlen ein Laden mit Bekleidung für Ältere und ein Elektrofachmarkt. Für einen Elektromarkt fehlen aber nach Auskunft von Helms die Flächen in der Fußgängerzone.

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