Voraussichtlich ab Mitte November sollen im „Pier 2“ in Gröpelingen Konzerte stattfinden können, bei denen die Anforderungen der Corona-Prävention erfüllt werden. Diesen Zeitplan verfolgt ein Bündnis aus den Veranstaltungsagenturen Koopmann Concerts, Hafensänger-Konzerte und Revue Konzertagentur sowie dem Verein Clubverstärker, in dem sich Musikspielstätten und Festivalveranstalter aus Bremen und der Region zusammengeschlossen haben. Einen Titel hat die Reihe bereits: „Club 100“. Die Überschrift ist dem legendären Londoner „100 Club“ nachempfunden, der Mitte der 1970er Jahre dem britischen Punk zum Durchbruch verhalf.
Bereits vor den Sommerferien hatten sich die Akteure aus der Musikszene zusammengefunden, um nach Wegen zu suchen, wie auch in Zeiten der Pandemie Live-Auftritte mit Publikum ermöglicht werden können. Als am besten geeigneter Ort wurde das „Pier 2“ ausgemacht. Die Konzerthalle an der Wasserkante hat normalerweise eine Kapazität von 2800 Besuchern. Um den aktuellen Corona-Auflagen für Veranstaltungen zu genügen, müsste man die Zahl auf etwa ein Zehntel reduzieren. „Bei Rock-Konzerten könnte man es so handhaben, dass jeweils zehn Menschen in markierten Blöcken beieinander stehen dürfen“, erläutert Gero Stubbe. Zwischen diesen Zonen wären größere Abstände einzuhalten. Auch kleine, getrennte Tanzflächen seien denkbar. Das gastronomische Angebot würde bei den Konzerten oder anderen Kultur-Events vom jeweiligen Veranstalter gestellt.
Insgesamt sind laut Stubbe für die Zeit ab November bis in den Sommer kommenden Jahres etwa 60 Termine geplant. Das Konzept sieht nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen vor, dass neben dem Saalpublikum auch andere Interessierte über das Internet an den Auftritten teilhaben können. Geplant sind exklusive Live-Streams, für die man digitale Eintrittskarten erwerben kann. Als Partner für diesen technischen Part haben die „Club 100“-Macher die am Hohentorshafen ansässige Firma Sendefähig an Bord geholt.
Klar ist, dass sich der „Club 100“ wirtschaftlich nicht selbst tragen kann. Auch dann nicht, wenn zum Ticketabsatz noch die Einnahmen aus dem Streaming hinzugerechnet werden. Denn auch dort entstehen ja erst einmal Produktionskosten, die eingespielt werden wollen. Die Initiatoren stehen deshalb schon seit einiger Zeit mit dem Wirtschaftsressort des Senats in Kontakt. Ziel ist ein Zuschuss aus Landesmitteln, und aktuell sieht es so aus, als ob diese Förderung tatsächlich zustande kommt. „Das Veranstalterbündnis hat einen Bedarf von 800.000 Euro bei uns angemeldet“, ist von Ressortsprecher Kai Stührenberg zu erfahren.
Ein neuer Ansatz für die Veranstaltungswirtschaft
Nach seiner Darstellung könnte ein Teil dieses Verlustausgleichs aus Haushaltsmitteln bestritten werden, die der Innovationsförderung dienen. Und tatsächlich wäre ja das geplante Format mit begrenztem Live-Publikum und exklusivem Streaming ein neuer Ansatz für die Veranstaltungswirtschaft. Für Gero Stubbe hat der „Club 100“ deutschlandweit Pioniercharakter. Selbst in größeren Städten habe sich noch kein ähnliches Projekt konkretisiert. „Die Chance, auf diesem Gebiet ein bundesweit wahrgenommener Leuchtturm zu werden, ist für Bremen immer noch da“, sagt Stubbe.
Erste Akteure aus dem „Club 100“ haben nach seinen Angaben bereits Termine im „Pier 2“ reserviert. Für das Programm zeichnen sich allerdings noch keine inhaltlichen Konturen ab. Gero Stubbe geht davon aus, dass sich einige bekanntere Namen aus der deutschen Musikszene nach Bremen holen lassen.