Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Omikron-Variante Vor Corona-Gipfel: So bewerten Bremer Kliniken und Virologen die Lage

An diesem Dienstag beraten Bund und Länder, wie sie auf die Ausbreitung der Omikron-Variante reagieren wollen. Auch bei den Bremer Kliniken tagt der Krisenstab.
21.12.2021, 06:21 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Pascal Faltermann Sabine Doll
Inhaltsverzeichnis

Angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante treffen sich an diesem Dienstag Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten zu einer Videokonferenz. In ihrer Beschlussvorlage schließen sich die Länderchefs der Einschätzung der von Scholz einberufenen Expertenkommission vom Montag an. Durch hohe Infektions- und Quarantänezahlen wären „das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur extrem belastet“. Ein Lockdown wie in anderen Staaten ist nicht in Vorbereitung.

Was ist im öffentlichen Bereich geplant?

Neben dem Appell an die Bürgerinnen und Bürger, sich schnellstmöglich impfen oder boostern zu lassen, und der Bitte an Ärzte und Apotheken, auch über die Feiertage zu impfen, begrüßen die Länderchefs die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, Kinder zwischen fünf und elf Jahren zu impfen. Betreiber kritischer Infrastrukturen, also Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung, sind aufgefordert, ihre Pandemiepläne zu prüfen und an die aktuelle Situation anzupassen. Der Expertenrat der Bundesregierung hatte hierzu empfohlen, Partner wie die Bundeswehr, das Technische Hilfswerk oder Hilfsorganisationen einzubinden.

Lesen Sie auch

Was kommt jetzt auf Nichtgeimpfte zu?

Für die bleibt es schwierig. Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte sollen weiter gelten. Ausnahmen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs, etwa Lebensmittel- und Drogeriemärkte. Für ihre Arbeitsstelle und das Benutzen des öffentlichen Verkehrs brauchen Ungeimpfte einen aktuellen Test. An privaten Treffen Nichtgeimpfter können die Personen eines Haushalts und höchstens zwei Personen eines weiteren Haushalts teilnehmen. Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahrs sind ausgenommen.

Was heißt das für Geimpfte?

Für die Weihnachtsfeiertage wird an das Verantwortungsbewusstsein jedes einzelnen appelliert. Vor Treffen wird zum Testen aufgerufen. In Innenräumen sollen Masken getragen werden, es wird empfohlen, zu lüften und die Corona-App zu nutzen. Ab dem 28. Dezember sollen Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte und Genesene gelten: An privaten Treffen dürfen dann maximal zehn Personen teilnehmen, auch hier sind Kinder ausgenommen. Kommt ein ungeimpfter Gast hinzu, gelten für alle dessen Kontaktbeschränkungen.

Und was wird aus Silvester?

Es wird sehr still. Bereits ab dem 28. Dezember sollen Clubs und Discos geschlossen werden, Sport- und Kulturveranstaltungen finden ohne Zuschauer statt. Bereits jetzt ist zwischen Bund und Ländern ein Versammlungsverbot am Silvester- und dem Neujahrstag angeordnet. Der Verkauf von Pyrotechnik bleibt verboten, auch um die Rettungsstellen zu entlasten.

Lesen Sie auch

Wie viele Omikron-Fälle gibt es in Bremen und Niedersachsen?

In Bremen gibt es nach Angaben der Gesundheitsbehörde zwei bestätigte und 72-Omikron-Verdachtsfälle; in Niedersachsen nennt das Landesgesundheitsamt 25 bestätigte Infektionen. „Omikron wird sich auch bei uns durchsetzen“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Behörde. „Ziel ist es, durch das Boostern Zeit zu gewinnen und schwere Krankheitsverläufe zu verhindern, der Impfschutz ist elementar dafür. Klar ist auch, dass wir als akute Maßnahme eine Kontaktreduktion, vielleicht mehr Kontaktbeschränkungen brauchen“, sagt der Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke).

Wie bewerten Virologen die Lage?

„Wenn wir auf einige Länder schauen, sieht die Entwicklung erschreckend aus“, sagt der Bremer Virologe Andreas Dotzauer. Er hält Kontakteinschränkungen für „absolut erforderlich, um die Ausbreitung zu verlangsamen. Daran führt kein Weg vorbei, vor allem auch für kritische Bereiche.“ Dotzauer verweist auf die bundesweite Quote von 70 Prozent vollständig Geimpfter. „Das bedeutet, dass bis zu 30 Prozent nicht einmal diesen Minimalschutz haben. Wir wissen, dass vor allem das Boostern den Schutz gegen Omikron erheblich steigert.“

Wie bereiten sich die Kliniken vor?

"Aktuell ist die Lage angespannt, aber stabil. Wir rechnen jedoch damit, dass es in den ersten beiden Januarwochen schwieriger wird", sagt Rolf Schlüter, Sprecher des Bremer Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno). An diesem Mittwoch tage der Krisenstab. "Pläne für ein Worst-Case-Szenario mit einem erheblichen Anstieg von Infektionen, mehr Patienten und Ausfällen beim Personal liegen in der Schublade. Bundeswehr-Sanitäter und -Sanitäterinnen könnten dann die Pflege auf den Stationen unterstützen." Zusätzlich könnten weitere nicht akut notwendige Behandlungen und Eingriffe verschoben werden.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)